Bald Produkte von Klontieren auf dem EU-Markt?

Ein britischer Landwirt hat erstmals ein IVF-erzeugtes Kalb einer geklonten Kuh eingeführt, die britische Lebensmittelbehörde hat damit keine Probleme

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Kürzlich hatte die US-Lebensmittelbehörde FDA vorläufig festgestellt, dass Produkte von geklonten Tieren für den Verzehr unbedenklich, da nicht unterscheidbar von denen anderer seien, die mit der Hilfe von traditionellen Reproduktionstechniken erzeugt wurden. Fleisch oder Milch müssten nicht einmal einen Hinweis tragen, von geklonten Tieren zu stammen (Produkte von Klontieren als unbedenklich für Menschen erklärt). Nun ist in Großbritannien erstmals am 2. Dezember ein Holsteiner-Kalb auf die Welt gekommen, das zwar nicht direkt geklont wurde, aber von der US-Firma Cyagra über In-Vitro-Fertilisation von der geklonten und preisgekrönten Superkuh Vandyk-K Integrity Paradise 2 und einem normalen Stier in den USA erzeugt wurde. Mehrere Embryos wurden zu einem britischen Züchter in der Nähe von Wolverhampton gebracht, der sie in eine Ersatzmutter einpflanzte.

Nach Auskunft des Umwelt- und Lebensmittelministeriums Defra wurde allerdings damit kein Gesetz verletzt, da das Kalb namens Dundee Paradise zwar einen weiteren Schritt in der Züchtung von Superkühen einleitet, aber genetisch nicht verändert worden sei. "Jedes Kind eines geklonten Tiers", so eine Sprecherin, "wird genauso betrachtet wie jede andere, natürlich geborene Kuh." Danach könnten die Produkte, also das Fleisch oder die Milch von Dundee Paradise, ohne weitere Kontrollen als die üblichen auf den Markt kommen.

Diese Haltung macht sich auch der Verband der Holsteiner Züchter zu eigen. Simon Gee von Holstein UK erklärte, das Kalb sei durch eine "konventionelle Reproduktionstechnik" entstanden und unterscheide sich in nichts von den "220.000 Tieren, die wir in Großbritannien jedes Jahr als Produkt künstlicher Befruchtung registrieren". Einziger Unterschied sei, dass die Embryos nach Großbritannien importiert und erst dort in Kühe eingepflanzt wurden. Offenbar waren die Briten aber neugierig, wenn nicht beunruhigt, so dass sie Holstein UK mit Telefonanrufen und Email-Anfragen überschwemmt haben, wie man beispielsweise geklonte von nicht-geklonten Tieren unterscheiden könne. Der Verband versichert, man habe sich an das EU-Recht gehalten, das das Klonen von Tieren verbietet. Man könne jedoch Nachkommen von geklonten Tieren registrieren, für diese gebe es noch keine Kennzeichnungen wie beispielsweise in den USA ein ETN für geklonte Tiere nach dem Namen. Überdies redet man sich heraus, dass schon allein wegen der Kosten nicht zu vielen derartigen Importen aus den USA kommen werde. Die Herstellung des Embryos von Dundee Paradise hat um die 15.000 Euro gekostet.

In den USA gibt es schon zahlreiche geklonte Schweine und Kühe, nach der Unbedenklichkeitsbestätigung durch die FDA steht zu erwarten, dass Milch von diesen bald auf den Markt kommen wird. Bei Fleisch dürfte es noch länger dauern, denn das Klonen ist bislang zu teuer. Meist werden die geklonten Kühe, die besonders viel Milch produzieren können, als Zuchttiere verwendet. Möglicherweise ist Fleisch oder Milch der Kälber von geklonten Kühen bereits auf den Markt gekommen. Mit Dundee Paradise könnte dies, so fürchten Klongegner, in Großbritannien ebenfalls unter der Hand geschehen. Allerdings sind die geklonten Kühe noch nicht zusätzlich genverändert, um sie beispielsweise gegenüber Krankheiten immun zu machen, den Nährwert von Fleisch oder Milch zu erhöhen oder andere Eigenschaften einzubauen.

Der britische Züchter hat fünf Embryos gekauft und in Kühe eingepflanzt. Nach Dundee Paradise werden nun noch mehr Nachkommen der geklonten Kuh auf die Welt kommen. Kritik rief vor allem hervor, dass die Einfuhr der Embryos und die Erzeugung von Dundee Paradise an den britischen Behörden vorbei lief und auch keine Genehmigung dafür erforderlich ist. Lord Melchett von Soil Association bezeichnete das Fehlen einer Regelung als "unentschuldbar", zumal der Regierung dies von einem Beratungsgremium 2004 angeraten wurde, aber es ablehnte, weil das die britische Wissenschaft und Landwirtschaft gefährde. Das untergrabe das Vertrauen der Menschen in die britische Landwirtschaft:

Das ist unverantwortlich und schlecht für die Branche. Es sollte ein Moratorium für jede Verwendung von geklonten Tieren oder den Nachkommen geklonter Tiere geben. Ich habe absolut keinen Hinweis gesehen, dass die Konsumenten dies wünschen, hingegen gibt es zahlreiche Hinweise dafür, dass die Konsumenten sehr beunruhigt von der Vorstellung sind, Fleisch von geklonten Tieren zu essen oder Milch von diesen zu trinken.

Die britische Lebensmittelbehörde bleibt bei ihrer Ansicht, dass alles korrekt gelaufen ist und gegen keine Regelungen verstoßen wurde. Es gebe keine Vorschriften in der EU, die speziell den Import von geklonten Tieren oder Embryos betreffen, sagte ein Sprecher. Man müsse nicht geklonte von normalen Embryos unterscheiden: "Wir sehen keine Notwendigkeit, dieses Thema hochzuhängen."