Produkte von Klontieren als unbedenklich für Menschen erklärt

In einem vorläufigen Bericht bescheinigt die US-Gesundheitsbehörde, dass Fleisch und Milch von geklonten Rindern, Schweinen oder Ziegen kein "zusätzliches Risiko" darstellen

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Noch wird es nicht gleich Produkte von geklonten Tieren in den Supermärkten geben, aber in den USA hat die Food and Drug Administration, wie erwartet, schon einmal mögliche Barrieren beiseite geräumt. Sie hat, wenn auch vorläufig, Fleisch und Milch von geklonten Tieren und deren Nachkommen als gesundheitlich unbedenklich erklärt. Es gäbe im Hinblick auf Lebensmittelprodukte praktisch keinen Unterschied zwischen geklonten und traditionell gezüchteten Tieren. Die endgültige Entscheidung wird erst in einem Jahr erfolgen, dürfte aber kaum anders ausfallen. Schon 2003 hatte die FDA zwar von Risiken im Klonprozess gesprochen, aber schon hervorgehoben, dass es keine Sicherheitsprobleme gebe (Bald Milch oder Fleisch von geklonten Tieren auf dem US-Markt?).

Was die FDA behauptet, dürfte vermutlich auch der Fall sein. Obgleich geklonte Tiere eher zu Missbildungen und Krankheiten neigen, ist kaum vorstellbar, warum die Produkte für den Menschen schädlicher sein sollten als die etwa mit In-vitro-Fertilisation erzeugten, bei der es auch eine geringe Erfolgsrate gibt, und nicht nur mit biologischen Mitteln aufgezogenen Rinder, Schweine oder Ziegen. Bei Schafen gab es zu wenige geklonte Exemplare, um sie einbeziehen zu können. Allerdings ging es hier nur um geklonte Tiere, die genetisch nicht manipuliert wurden. Das dürfte dann der nächste Schritt sein.

Weil nach der Untersuchung, die in einem Peer Review-Verfahren überprüft wurde und mit der schon 2002 erfolgten Bewertung der National Academies of Sciences übereinstimmt, für Menschen nichts zu befürchten sei, wird die FDA vermutlich nicht verlangen, dass Produkte von geklonten Tieren ausgezeichnet werden müssen. Angekündigt wurde umgekehrt, dass Anbieter von "klonfreien" Produkten auf ihre Wortwahl aufpassen müssten, da nichts suggerieren dürfe, dass diese in irgendeiner Hinsicht sicherer oder gesünder seien.

Die Unbedenklichkeitserklärung durchbricht aber eine weitere Schranke im Einsatz der Biotechnologie, selbst wenn vorerst vielleicht die Folge sein könnte, dass Landwirte ihre Produkte als klonfrei auf dem Markt anbieten werden. Irgendwann dürfte das Fleisch und die Milch geklonter Tiere dann aber auch "gegessen" sein, schließlich kümmert sich die Masse auch nicht darum, wenn Fleisch und Milch billig sind, was den Kühen und Schweinen zeit ihres Lebens zugeführt wurde, um möglichst schnell und in großen Mengen zum Lebensmittel zu werden.

Die FDA hat für ihre Untersuchung "Hunderte" von wissenschaftlichen Veröffentlichungen über geklonte Tiere und ihre Nachkommen studiert und daraus geschlossen, dass Produkte von diesen "so sicher sind wie die Lebensmittel, die wir jeden Tag zu uns nehmen", erklärte Stephen Sundlof, der Direktor des Zentrums für Veterinärmedizin an der FDA. Und fügte hinzu: "Klonen führt im Vergleich mit anderen Reproduktionstechnologien, die in der US-Landwirtschaft gegenwärtig praktiziert werden, zu keinen einzigartigen Risiken für die Gesundheit der Tiere." Genauer, so betont die FDA, ist das Ergebnis der "qualitativen" Prüfung denn auch, dass Klonen etwa im Vergleich zur Künstlichen Befruchtung, zur In-vitro-Fertilisation oder zum Kerntransfer unter Verwendung von Blastomeren keine "zusätzlichen Risiken" mit sich führt. Da Tiere mit Anomalien aufgrund des LOS-Syndroms (Large Offspring Syndrom) meist sehr jung sterben, seien die "Überlebenden" als gesund einzuschätzen. Untersucht wurden nur geklonte Tiere und deren Nachwuchs in der ersten Generation. Die Lebenserwartung der geklonten Tiere im Unterschied zu anderen konnte aufgrund der kurzen Zeit seit Entstehung der Klonierungstechnik nicht beurteilt werden.

SCNT results in an increased frequency of health risks to animals involved in the cloning process, but these do not differ qualitatively from those observed in other ARTs or natural breeding. The frequency of live normal births appears to be low, although the situation appears to be improving as the technology matures. Cattle and sheep exhibit a set of clinical signs collectively referred to as LOS that do not appear to be present in swine or goats. Surrogate dams are at risk of complications from birth if the fetus suffers from LOS, or from accumulation of fluid in the cavities of the placenta (hydrops). Clones exhibiting LOS may require additional supportive care at birth, but can recover and mature into normal, healthy animals. Most clones that survive the perinatal period are normal and healthy as determined by physiological measurements, behavior, and veterinary examinations. Progeny of animal clones also have been reported as normal and healthy.

Aus dem Bericht der FDA

Gegenstand des Berichts war nicht die Überprüfung, inwieweit geklonte Tiere "normal" sind und welche Zelltypen und Klontechniken benutzt wurden. Risiken könnten, so die FDA, durch unvollständiges Reprogrammieren des Kerns der Spenderzellen entstehen. Die Folgen würden aber nur klein sein und dazu führen, dass Klontiere mit "offensichtlich normalen Funktionen" dann höchstens "subklinische physiologische Anomalien" aufweisen, weil Proteine anders codiert würden. Das könne dann die Nährwerte der Produkte verändern und zu "Ungleichgewichten" der Lebensmittel führen. Weil das aber auch bei anderen Reproduktionstechniken auftrete, sei dies nicht einzigartig und daher eben kein besonders vom Klonen ausgehendes Risiko. Man schloss sicherheitshalber auch "geklonte Tiere mit großen Anomalien" aus, um sich auf mögliche "einzigartige kleine Risiken" als Folge der epigenetischen Reprogrammierung zu konzentrieren.

Auch wenn die FDA den Markt für Produkte von geklonten Tieren eröffnen will, bleibt auch in den USA die Frage, ob die Konsumenten dies wünschen. In den USA wird Klonen im Unterschied etwa zu genmanipulierten Nutzpflanzen anders wahrgenommen, zumal wenn es sich um Tiere handelt. Nach Umfragen stehen die Menschen Produkten aus geklonten Tieren misstrauisch gegenüber. Die Branche fürchtet einen Einbruch von 15 Prozent bei den Verkäufen, wenn solche Produkte tatsächlich auf den Markt kommen sollten. Noch besteht ein 2001 vereinbartes Moratorium, noch keine Produkte von geklonten Tieren auf den Markt zu bringen, bevor die FDA eine endgültige Entscheidung getroffen hat.