Bankgewinne durch Steuerflucht
Seite 2: Geister-Banking mit hohen (fast) steuerfreien Gewinnen
- Bankgewinne durch Steuerflucht
- Geister-Banking mit hohen (fast) steuerfreien Gewinnen
- Auch Deutschland agiert gegenüber ausländischen Anlegern in Teilen selbst wie eine Steueroase
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Doch auch hier kann der Satz herhalten: Schlimmer geht immer. Man sollte es eigentlich kaum glauben, aber die französische BNP schaffte es auf den britischen Kaimaninseln sogar, 134 Millionen Euro zu erwirtschaften, ohne dafür auch nur einen Euro oder ein Pfund an Steuern zu bezahlen. Und was noch toller ist, die Bank hat diesen Gewinn erwirtschaftet, ohne dort auch nur einen Beschäftigten zu haben!
Nach Angaben der Studie haben die 20 großen Banken mindestens 628 Millionen Euro Gewinn in Steueroasen gemeldet, in denen sie keinerlei Mitarbeiter beschäftigt hatten. Also ist die BNP kein Einzelfall für Geister-Banking mit hohen (fast) steuerfreien Gewinnen in Steuerparadiesen. "Oft zahlen Banken überhaupt keine Steuern auf ihre Profite in Steueroasen", stellt Thomas Küchenmeister fest. Er ist geschäftsführender Vorstand der Organisation Facing Finance, die den Fair Finance Guide in Deutschland koordiniert. Er verweist darauf, dass 2015 die 20 europäischen Banken nicht einen Euro Steuern auf insgesamt 383 Millionen Euro ihrer Gewinne in Steueroasen gezahlt haben.
Wie bemerkt, sind auch deutsche Banken mit von der Partie. "Auch die Deutsche Bank und die Commerzbank verbuchten in 2015 massive Gewinne in Steueroasen, zusammen 2,2 Milliarden Euro", erklärt Küchenmeister. Die Commerzbank, die in der Finanzkrise über Steuermittel gerettet und teilweise verstaatlicht wurde, zeigt sich beispielsweise in Bezug auf ihre vergleichsweise hohe Arbeitsproduktivität bzw. Profitabilität in Steueroasen auffällig. So erwirtschafte der durchschnittliche Commerzbank-Angestellte in Deutschland nur 50.000€ im Jahr, während sein Commerzbank-Kollege in Steueroasen ganze 260.000€ Gewinn im gleichen Zeitraum schaffe.
Die Bank, dessen größter Anteilseigner mit fast 16% der Staat ist, macht mit 51 Euro Gewinn pro 100€ Umsatz in Steueroasen einen fast doppelt so hohen Gewinn wie im internationalen Durchschnitt. Sie verbuchte, laut offiziellen Angaben, 2015 Gewinne von mehr als 300 Millionen Euro in Steueroasen. Das ist eigentlich nur darüber möglich, dass Gewinne, die in anderen Ländern gemacht, in Steueroasen verschoben werden. Ähnliche Gewinnverschiebungen werden auch bei der Deutschen Bank gesehen. Die DB habe insgesamt 2015 fast 2 Milliarden Euro an Gewinnen in Steueroasen verbucht. Ohne sie wären die Verluste noch höher ausgefallen und man kann sich vorstellen, wie die Bank sogar bei einem Stresstest abgeschnitten hätte. Der war ohnehin wie üblich nicht stressig, aber auf die DB mussten schon besondere Regeln angewendet, damit die größte deutsche Bank nicht als Absturzkandidat dastehen würde.
Steuervermeidung und Steuerhinterziehung von Banken und Unternehmen führen dazu, dass Länder um ihre Steuereinnahmen betrogen werden. Dabei würden die Länder des globalen Südens in der Regel am härtesten getroffen, stellt Fair Finance Guide International fest. Geschätzt wird, dass Steuerhinterziehung durch multinationale Unternehmen arme Länder fast 100 Milliarden jedes Jahr kosten. Und dieses Geld fehle für wichtige Investitionen in Bildung, Gesundheit, wirtschaftliche Entwicklung und Infrastruktur.