Batterie leer: Orbáns E-Auto-Revolution droht zu scheitern

Umweltfreundliches Reisen im Urlaub im Herbst mit Elektrofahrzeug.

(Bild: Owlie Productions / Shutterstock.com )

Orbáns E-Auto-Träume geraten ins Stocken. Fabriken kämpfen mit Verzögerungen, die Wirtschaft schrumpft. Kann er seine ambitionierten Pläne noch retten?

Ungarns Premierminister Viktor Orbán steht vor schwierigen Zeiten. Seine ehrgeizigen Pläne, das Land zu einem Zentrum der Elektroauto-Industrie in Europa zu machen, geraten ins Stocken. Gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft und er sieht sich mit dem stärksten politischen Gegner seiner 14-jährigen Amtszeit konfrontiert.

"Der wirtschaftliche Abschwung hätte für Orban zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt kommen können", sagt Edit Zgut-Przybylska, Professorin für Politik und Soziologie an der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau, gegenüber Bloomberg.

Kern von Orbáns Strategie ist es, die bisherige Rolle Ungarns als "verlängerte Werkbank" für deutsche Autohersteller wie VW, Mercedes-Benz und BMW mit einer künftigen Position als europäische Drehscheibe für asiatische Hersteller von Elektroauto-Batterien zu verbinden.

Dieses Ziel verfolgt die ungarische Regierung weiterhin mit Nachdruck. Als derzeitiger Inhaber der EU-Ratspräsidentschaft hat Ungarn die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der E-Auto-Industrie in den Mittelpunkt seiner sechsmonatigen Amtszeit gestellt.

Produktionsstart verschoben, Kapazität gedrosselt

Doch die Realität holt die ehrgeizigen Pläne ein. Das neue Werk des südkoreanischen Batterieherstellers SK in Ivancsa, das größte des Unternehmens in Europa, kämpft mit Verzögerungen und reduzierten Produktionsprognosen. Bei voller Auslastung sollte es Batterien für rund 430.000 Elektroautos liefern.

Wann dieser Spitzenwert erreicht wird, ist unklar. Laut dem Bürgermeister von Ivancsa, Tibor Molnar, könnte von den zwölf Produktionslinien nur noch eine in Betrieb sein. "Die Frage, was mit dem Batteriegeschäft passiert, beschäftigt auch uns", sagte Molnar, der Mitglied von Orbáns Regierungspartei Fidesz ist, gegenüber Bloomberg.

Andere große Batteriehersteller in Ungarn wie Samsung SDI und das chinesische Unternehmen Contemporary Amperex Technology Co Ltd. (CATL) betonen zwar ihre unveränderten langfristigen Geschäftsaussichten, geben aber keine konkreten Zahlen zur aktuellen Produktion bekannt.

Erschwert wird die Situation durch geopolitische Spannungen. Die EU erwägt zusätzliche Zölle auf in China hergestellte Elektroautos, was Ungarns Position als Brücke zwischen Ost und West gefährden könnte. "Eine Spaltung in Blöcke wäre eine Tragödie für Ungarn", warnte Orban kürzlich im staatlichen Rundfunk.

Innenpolitischer Herausforderer macht Boden gut

Zu den wirtschaftlichen Herausforderungen gesellen sich innenpolitische Probleme. Péter Magyar, Anwalt und ehemaliges Fidesz-Mitglied, erreichte mit seiner neu gegründeten Tisza-Partei bei den Europawahlen im Juni fast 30 Prozent der Stimmen. Aktuelle Umfragen sehen die beiden Parteien vor den nationalen Wahlen 2026 gleichauf.

Auf die Schwierigkeiten in der Autoindustrie folgen Probleme im Gesundheits- und Bildungswesen – Themen, die bei den Wählern hoch im Kurs stehen. "Es ist ein weiterer Tropfen in einer Tasse voller gescheiterter Politik", kommentiert Dora Gyorffy, Wirtschaftsprofessorin an der Corvinus-Universität in Budapest, laut Bloomberg.

Viele Ungarn sorgen sich auch um die möglichen Umweltauswirkungen der Batteriefabriken. Magyar nutzt diese Stimmung und verspricht, im Falle eines Wahlsiegs 2026 ein Umweltministerium einzurichten.

Angesichts der sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten hat die Regierung ihre Wachstumsprognosen nach unten korrigiert und die Sondersteuern für Unternehmen erhöht, um Haushaltslöcher zu stopfen.