Bau und Gegenbau

Seite 4: Zweiter Bauabschnitt der Magistrale

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Die Baukosten des Zuckerbäckerstils waren zu hoch. Schon 1954 hatte Chruschtschow für die Sowjetunion Verschwendung moniert. Nun galt auch für die DDR: Besser, billiger und schneller bauen. Das hieß einerseits industrielle Vorfertigung von Platten für serielles Bauen. Es hieß andererseits klammheimliches Einschwenken auf eine Ost-Variante der Nachkriegsmoderne. 1959 wurde der Grundstein gelegt für den II.

War 1957 der ganze Stolz einer Baustoff-Firma: das "Eternit-Haus". Bild: Bernhard Wiens

Bauabschnitt der Magistrale Richtung Alexanderplatz, die dann in Karl-Marx-Allee umbenannt werden sollte. Henselmann hatte außer Konkurrenz einen Entwurf aus Punkthochhäusern und Scheiben mit Laubengang bei aufgelockerter Anordnung vorgelegt. Das Politbüro war pikiert: Das sehe aus wie das Hansaviertel. Dazu kam es nicht, sondern zu 84 m langen, acht bis zehngeschossigen Scheiben im Rhythmus gereihter Fassaden. Henselmann durfte dann doch zum "Alex" hin mit dem Haus des Lehrers und der Kongresshalle (Ost) abschließen.

Architekt: Paul Baumgarten. Bild: Bernhard Wiens

Es blieb bei der Symmetrie betonenden Achse, aber die Abkehr vom Korridor ermöglichte Durchgrünung und Höfe. Ein "Gesellschaftszentrum" und etliche zweigeschossige Dienstleistungspavillons mit großzügiger Verglasung standen zwar selbständig, trugen aber zur Auflockerung bei. Bis heute gut frequentiert ist das Kino "International" (1963). Legendär durch den gleichnamigen Song ist die Mokka-Milch-Eisbar.

Walter Gropius krümmte seine Scheibe. Bild: Lucas Rauch