Bayraktar am Boden
Seite 2: Mit der Cessna in den Krieg
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Die Bayraktar-Drohne hat in etwa die Leermasse einer kleinen "Cessna 150". Der anfängliche Erfolg der Drohne gegen Russland ist auch dem Umstand zu verdanken, dass die Sensorik der russischen Luftabwehr auf größere und schnelle Kampfjets hin optimiert war, und nicht auf vergleichsweise kleine und sehr langsam fliegende Luftfahrzeuge.
Ihr Rumpf besteht aus Kohlefaser, Kevlar und hybriden Verbundwerkstoffen, während die Gelenksegmente aus Aluminiumteilen bestehen. Sie hat einen geringen Radarquerschnitt, aber keine Stealth-Eigenschaften wie moderne Kampfjets der fünften Generation.
Die Bayraktar ist also ein Kleinflugzeug mit der entsprechenden Radarsignatur. Das macht sie gegenüber der hoch entwickelten und mittlerweile gut auf Drohnen eingestellten, russischen Flugabwehr verwundbar. Es ist ein wenig so, als würde man versuchen, mit einer bewaffneten Cessna zu kämpfen.
Das erinnert an den damals 18-jährigen Piloten Mathias Rust, dem es zwar 1987gelang, mit einer Cessna auf dem Roten Platz zu landen, der aber schon frühzeitig selbst von der damaligen, sowjetischen Luftraumüberwachung aufgeklärt werden konnte – die ihn dann aber im wahrsten Sinne des Wortes vom Radar verlor.
Die letzte größere ukrainische Operation mit den türkischen Bayrakars war die Rückeroberung der Schlangeninsel Ende Juli. Russland gibt an, bisher über 130 Bayraktar-Drohnen abgeschossen zu haben. Offiziell hat die Türkei der Ukraine hingegen nur 50 Kampfdrohnen verkauft.
Die russischen Videocall-Prankster Vovan und Lexus, die Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey(SPD) vorgegaukelt haben, mit Vitali Klitschko zu sprechen, brachten den Vorsitzenden des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Sergey Pashinsky, in Rage, als er über das türkische Drohnensystem sprach:
Ich war dagegen, weil sie extrem anfällig für Luftabwehrsysteme sind. Sie wurden alle innerhalb einer Woche abgeschossen
Pashinsky zu Vovan und Lexus
Und so sind die türkischen Wunderdrohnen über dem Luftraum der Ukraine verschwunden. Gegenwärtig hat also Russland die Oberhand im Drohnen-Krieg – mit preiswerten Kamikazedrohnen.
Die von Russland hauptsächlich eingesetzten Kamikaze-Systeme Lancet und Geran-2 (Shahed 136) kosten nur ein Bruchteil einer Bayraktar. Beide haben ebenfalls keine Stealth-Eigenschaften, sind aber noch kleiner als die Bayraktar: Diese hat ein maximales Abfluggewicht von 650 Kilogramm, die Geran-2 hat 200 Kilogramm und die Lancet sogar nur zwölf Kilogramm. Beide russischen Einweg-Drohnen sollen nur rund 20.000 US-Dollar in der Herstellung kosten – gegenüber etwa fünf Millionen Dollar für eine Bayraktar.
Kampfdrohnen weltweit (13 Bilder)
Trotz des jetzigen Misserfolgs der Bayraktar TB2 in der Ukraine: Kampfdrohnen haben die Kriegsführung revolutioniert und werden ab jetzt die militärische Schlüsselrolle in Konflikten spielen. Ihr Aufkommen kann nur verglichen werden, wie etwa mit der Erfindung des Panzers oder des Maschinengewehres: Beide Innovationen machten die bis dahin jeweils dominierende Art der Kriegsführung obsolet.
All dies findet statt in einer Phase eines epochalen Umbruchs im Militär: Diejenige Macht wird am erfolgreichsten sein, die großskaliert effektive Drohnen auf dem Kampffeld einsetzen und führen kann. Den Einsatz von Drohnenschiffen durch die Ukraine haben wir schon gesehen, seit September befindet sich auch die estnische Landkampfdrohne "Themis" in der Ukraine im Einsatz. Experten rechnen aber damit, dass es noch Jahre dauern wird, bis Landdrohnen effektiv zum Einsatz kommen können.