Bereitet irakische Armee den ersten Kampfrobotereinsatz vor?

Die irakische Armee stellte ein Kampfroboterfahrzeug vor, nach Gerüchten könnte Russland bereits Kampfroboter in Syrien eingesetzt haben, das Pentagon hatte 2007 im Irak einen Einsatz abgebrochen

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Möglicherweise wird der Irak nun doch das erste Land, in dem Kampfroboter auf dem Boden eingesetzt werden. Nach Afghanistan wurde der Irak in Folge der amerikanischen Invasion zu einem Einsatzgebiet von bewaffneten Drohnen, mit denen das Pentagon die Aufständischen bekämpfte, aber zugleich die damals noch neuen fernsteuerbare Waffensysteme technisch und strategisch austestete und für den globalen Waffenmarkt vorführte. Mit dem Kampf gegen den IS sind neben Kampfflugzeugen und einigen tausend Soldaten auf dem Boden auch wieder die Drohnen zurückgekehrt.

Vorgesehen war der Irak eigentlich auch, um nach den Robotern zum Erkunden und Entschärfen von Sprengsätzen erstmals ferngesteuerte Bodenkampffahrzeuge zu verwenden. Schon vor dem Irak-Krieg wurde über den Einsatz von Bodenrobotern spekuliert (Wird Bagdad von Robotern erobert?), zudem begannen die Überlegungen, autonome Kampfroboter zu entwickeln (Denn sie sollen wissen, was sie tun). 2004 wurde schließlich die Entscheidung getroffen, erste unbemannte Bodenkampffahrzeuge - "small mobile weapons systems" (SMWS) - in den Irak zur Aufstandsbekämpfung zu verlegen (Kampfroboter für den Irak).

Talon SWORDS-Kampfroboter. Bild: gemeinfrei

Dabei handelte es sich um mit Waffen aufgerüstete kleine Talon-Roboter, die, ausgestattet mit einem Greifarm und Kameras, schon seit Jahren zur Bombenentschärfung verwendet wurden. Das Fahrzeug ist relativ klein und leicht, die Fortbewegung erfolgt mit einem geländetauglichen Kettenlaufwerk. Die mit Maschinengewehren oder Granatwerfern aufgerüstete Talon-Chassis wurden SWORDS (Special Weapons Observation Reconnaissance Detection System) genannt (Video). Die Roboter wurden mittlerweile vom britischen Rüstungskonzern Qinetiq übernommen, der als bewaffnete "Sicherheitsroboter" TALON SWAT, Dragon Runner 10 und MAARS (Modular Advanced Armed Robotic System) anbietet.

18 Kampfroboter kamen denn auch Anfang 2005 in den Irak (Granatwerfer für Kampfroboter). Angeblich wurden sie auch eingesetzt, allerdings nur zum Auskundschaften. Anders als bei Drohnen hatte man im Militär aber offenbar große Vorbehalte, bewaffnete Roboter am Boden gegen Menschen einzusetzen. Möglicherweise wollte hier das Pentagon nicht eine Vorreiterrolle spielen und einen Imageschaden riskieren, obgleich die Unterscheidung zwischen Einsätzen von bewaffneten unbemannten Systemen in der Luft und am Boden irrational ist. Ein Grund dürfte aber auch gewesen, dass die Roboter nicht immer sicher zusteuern waren und befürchtet wurde, dass sie auch friendly fire auf US-Soldaten feuern können.

Im Sommer 2007 kam dann doch der Einsatzbefehl für den Irak (Erste Kampfroboter im Irak im Einsatz). Drei SWORDS-Roboter mit Maschinengewehren wurden Soldaten im Irak übergeben. Aber es war schnell wieder Schluss. Klammheimlich wurden sie noch im selben Jahr wieder abgezogen, angeblich hatten sie nicht nur einfach mal losgefeuert, auch das Maschinengewehr schien sich unkontrolliert zu bewegen. Verletzt worden sei niemand (Aufgrund von "friendly fire" wurden Kampfroboter wieder aus dem Irak abgezogen). Danach sollten MAARS-Roboter folgen, aber auch dazu kam es nicht mehr.

Irakischer Kampfroboter Alrobot. Screenshot aus dem YouTube-Video

Jetzt könnte das irakische Militär eine Vorreiterrolle spielen zu wollen und hat ein unbemanntes Bodenfahrzeug mit einem Maschinengewehr, vier Kameras und einem Raketenwerfer (Katjuscha) vorgeführt, das möglicherweise bei der geplanten Offensive auf Mosul eingesetzt werden soll. Der Kampfroboter Alrobot ist so groß wie ein kleines Auto und kann, wie die Baghdad Post berichtet, über einen Laptop bis zu einer Entfernung von einem Kilometer gesteuert werden. Zwei Brüder hätten das Kampfroboterfahrzeug gebaut. Gegen die Selbstmordangriffe der IS-Kämpfer, die mit gepanzerten Fahrzeugen voll Sprengstoff Stellungen angreifen, könnten die Kampfroboter eine wichtige Rolle spielen. Eine andere Frage ist, ob dieser tatsächlich einsatzbereit ist.

Russischer Kampfroboter Platforma-M. Bild: mil.ru

Russische Staatsmedien verbreiteten allerdings unter Berufung auf israelische Quellen, dass russischen Truppen in Syrien im Dezember neben Drohnen bereits Bodenkampfroboter eingesetzt hätten. Die Steuerung sei in Moskau erfolgt.

Die Rede ist von Akazija-Lafetten, Platforma-M- und Argo-Robotern, mit denen Rebellen in Latakia auf der strategischen Höhe SiriaTel mit dem automatisierten Lenksystem Andromeda-D als Vorhut an die gegnerische Verteidigungslinie herangefahren seien. Als sie in einer Entfernung von 100 Metern waren, eröffneten die Rebellen, um welche es sich handelte, wird nicht erwähnt, das Feuer. Dadurch wurde ihre Position erkenntlich und sie konnten von der syrischen Armee mit Panzern und Artillerie beschossen und vertrieben werden. Sinn des Einsatzes sei es gewesen, die Roboter unter Kampfbedingungen zu testen.

Angeblich sei geplant gewesen, die Kampfroboter auch im Kampf um Aleppo einzusetzen, wovon man aber bislang nichts mehr hörte. Sollte die Geschichte stimmen, Zweifel sind absolut gerechtfertigt, dann wären zwar erstmals von Russland Kampfroboter im Ausland eingesetzt worden, aber sie hätten wohl auch nicht gefeuert.