Berlin und Warschau auf Kollisionskurs
Seite 5: Ausblick auf die künftige Vergangenheit
- Berlin und Warschau auf Kollisionskurs
- Säuberungen wie in Ungarn oder der Türkei
- Reparationsfrage - die Argumente
- Geschichte der Reparationsfrage
- Ausblick auf die künftige Vergangenheit
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Es ist gerade dieser entschädigungspolitische Skandal von wahrhaft historischen Dimensionen, der durch die billigen, innenpolitisch motivierten Angriffe der PiS verdeckt wird. Diese aktuellen entschädigungspolitischen Auseinandersetzungen bieten auch einen Ausblick auf ein mit Rechtspopulisten durchsetztes Europa, in dem bornierte nationale Konflikte immer weiter aufschäumen würden.
Die Zukunft eines Europas, in dem rechte Kräfte hegemonial würden, gliche seiner blutgetränkten Vergangenheit. Die Friedensphrasen, die etwa die AfD absondert, indem sie beispielsweise die EU für Konflikte verantwortlich macht, gleichen den Friedensbeteuerungen der NSDAP in ihrer Aufstiegsphase.
Nirgends wird dies aktuell so deutlich, wie im Fall des AfD-Mobs und der polnischen Rechten, die noch vor kurzem gerade wegen ihrer flüchtlingspolitischen Verweigerungshaltung von den neudeutschen Rechen bejubelt wurde. Noch vor kurzem stellten sich Führungsfiguren der AfD vor die polnischen Rechtspopulisten, da "Brüssler Beamte" kein Recht hätten, die polnische Regierung in der Frage der Justizreform zu kritisieren, wie es der Parteiführer Alexander Gauland formulierte.
Eine Reparationsforderung später ist diese wohlwollende Haltung der Parteiführung bei den Fußtruppen der neuen deutschen Rechten in einer Orwellschen Wendung in offenen Hass, in Territorialforderungen, umgeschlagen. Der braune deutsche Internetmob reagiert nun auf die Reparationsforderungen seiner polnischen Gesinnungsgenossen mit den üblichen chauvinistischen Reflexen - indem die "Ostgebiete" im Tausch für Reparationen zurückgefordert werden.
Das Ganze gleicht einer Realsatire: Selbst der Chauvinismus der neuen deutschen Rechten ist anachronistisch. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass eine Westverschiebung des polnischen Staates nach dem Weltkrieg - die abgetretenen Ostgebiete Polens waren flächenmäßig größer als die gewonnenen Westgebiete -, nicht als Reparation aufgefasst werden kann, stellt sich die Frage, was die Bundesrepublik mit all diesem Raum anfangen sollte. Braucht Deutschland, der schon vom inhaftierten Welt-Journalisten Deniz Yücel so wortreich bejubelte Raum ohne Volk, wirklich noch weitere menschenleere Ostzonengebiete?