"Bioplastik", Bedarf an fossilem Strom und Tierwohl

Seite 2: Brauchen wir so viel fossile Energie?

Die in der Unterüberschrift des Artikels "Energieverbrauch: Mehr Wind, Sonne, aber auch Kohle" von Wolfgang Pomrehn gestellte Frage: "Warum ist der deutsche Energieverbrauch trotzdem weiter viel zu stark fossil geprägt?", beantwortet ein User mit einem einfachen: "Weil es sonst nicht reicht (…)."

Hier könnte die Henne-oder-Ei-Frage gestellt werden: Gibt es zu wenig Stromerzeugungsanlagen mit erneuerbarer Energie, weil es noch zu viele fossile Kapazitäten gibt, oder bleiben die fossilen Kraftwerke am Netz, weil es zu wenig erneuerbare Kapazitäten gibt?

Der aktuelle Strommix ist jedenfalls das Resultat politischer Entscheidungen, etwa, wie schnell aus der Kohle ausgestiegen werden soll, oder ob der Ausbau erneuerbarer Energien eher gefördert oder mit "Deckeln" gebremst wird.

Unbestritten ist, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigt werden muss, um fossile Energieträger zu ersetzen, so wie es die deutschen Klimaziele vorsehen. Dies bekräftigte Simon Müller, Direktor Deutschland bei Agora Energiewende, in einer Pressemitteilung zum CO2-Ausstoß 2022:

Wir brauchen mehr Tempo beim Erneuerbaren-Ausbau, um Emissionen zu senken und wir müssen den Kohleausstieg 2030 absichern.

Trotz fehlender Kapazitäten im Bereich der Erneuerbaren darf aber nicht vergessen werden, dass Deutschland seit langen Jahren ein Nettoexporteur von Strom ist. Seit Anfang der 2000er Jahre wird mehr Strom exportiert als importiert.

Der Exportsaldo ist dabei bis 2017 stark gestiegen und ging in den letzten Jahren wieder etwas zurück. 2022 stieg er gegenüber 2021 wieder deutlich an. 2021 exportierte Deutschland 20,8 Terawattstunden mehr, als es importierte. 2022 waren es 27,5 Terawattstunden.

Im vergangenen Jahr und auch weiterhin anhaltend gab und gibt es große Engpässe bei der Stromversorgung in Frankreich, weil die dortigen Atomkraftwerke in großer Zahl stillstehen. Deutschland muss also bei der Stromversorgung des Nachbarn einspringen, wie der Deutschlandfunk berichtet.

Exportiert wurde nicht nur Kohlestrom und Strom aus erneuerbaren Quellen, sondern auch aus Gaskraftwerken, die laut dem Bericht verstärkt gelaufen seien, um dem westlichen Nachbarn auszuhelfen.

Zudem können große Mengen erneuerbarer Energie nicht genutzt werden, weil die Anlagen zeitweise im Rahmen des Einspeisemanagements abgeregelt werden müssen.

Der größte Anteil der abgeregelten Strommenge entfällt auf die Windenergie. Im Jahr 2021 gingen auf diese Weise 5,8 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Erneuerbaren Energien verloren, etwa ein Prozent der gesamten Stromerzeugung in Deutschland. Statt Anlagen abzuregeln, wäre es sinnvoller, den Strom zu speichern und später zu nutzen oder ihn in anderen Anwendungen, zum Beispiel zum Heizen einzusetzen.

Agentur für Erneuerbare Energien

Für 2022 wurden noch keine Zahlen veröffentlicht, es lässt sich aber vermuten, dass sich die Strommenge in ähnlicher Größenordnung bewegt.

Natürlich sind weitere technische Verbesserungen notwendig, um den heute noch abgeregelten erneuerbaren Strom in vollem Umfang nutzbar zu machen. Dazu zählt die Ertüchtigung von Stromnetzen, der Ausbau von Speichern und ein besseres Lastmanagement.