"Bioplastik", Bedarf an fossilem Strom und Tierwohl

Seite 3: Wie ist es um das Tierwohl in anderen europäischen Ländern bestellt?

Auf den Artikel "Zeitenwende im Kuhstall" von Susanne Aigner fragt ein User:

Wie sieht dann die Rinderhaltung in anderen EU Staaten aus? Das in BRD hier nicht alles heile Welt ist, ist bekannt. Aber wie sieht es in zum Beispiel den ost- oder südeuropäischen Ländern mit der Rinderhaltung aus?

Das ist zwar prinzipiell eine interessante Frage, allerdings ist Deutschland nach Frankreich das Land mit dem zweitgrößten Rinderbestand in der EU. 2021 wurden in Deutschland über 11 Millionen, in Frankreich fast 18 Millionen Rinder registriert.

Bei den Milchkühen steht Deutschland europaweit an der Spitze. In beiden Ländern ist der Rinderbestand um etwa zwei Prozent rückläufig. Immerhin an fünfter Stelle beim Rinderbestand steht unser östlicher Nachbar Polen mit 6,4 Millionen Tieren. Einen erwähnenswerten Bestand hat von den osteuropäischen Ländern außerdem Rumänien mit knapp 1,9 Millionen Rindern, auch dort mit rückläufiger Tendenz.

Die EU legt in der Direktive 98/58/EC vom 20. Juli 1998 Mindestschutzstandards für landwirtschaftliche Nutztiere fest. Die Einhaltung soll von den zuständigen Behörden kontrolliert werden und Viehhalter:innen müssen über medizinische Behandlungen und Todesfälle ihrer Tiere Buch führen.

Eine weitere Direktive aus dem Jahr 2008 definiert Mindeststandards für die Kälberhaltung (2008/119/EC). Darüber hinaus gelten jeweils nationale Bestimmungen. Doch die eigentliche Frage dürfte ja sein, inwieweit Tierschutzbestimmungen auch eingehalten, bzw. deren Einhaltung kontrolliert und Verstöße sanktioniert werden.

Ein allgemeiner Mangel an Durchsetzung (oft in Kombination mit zu wenigen Kontrollen) wurde von nationalen Interessenvertretern (NGO, akademische Experten, manchmal nationale Wettbewerbsbehörden) für die in Irland, Polen, Rumänien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden sektorübergreifend festgestellten Verstöße verantwortlich gemacht.

Studie des Europaparlaments von 2021

Diese Studie stellt aber auch fest, dass es verschiedene Treiber für die Verbesserung des Tierwohls gibt. Eine aktive Zivilgesellschaft hätte in Spanien, Frankreich, Deutschland, Polen, Irland, Italien, Dänemark und den Niederlanden die Situation verbessern können. Aber auch offizielle Kontrollen und die Bedingungen für Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU wurden als Faktor für Verbesserungen für das Tierwohl in Italien, Spanien, Dänemark, Irland und Rumänien genannt.