Bitte noch kleiner!
Die Darpa will eine Mini-Drohne entwickeln, die kleiner als 5 cm ist, aber sucht auch nach neuen (Wunder)Techniken für den Stadtkampf
Drohnen und andere ferngesteuerte oder autonom agierende Überwachungs- und Kampfroboter werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Wer hier technisch vorne dran ist oder überhaupt wie in den derzeitig asymmetrischen Kriegen, Beispiel Irak oder Afghanistan, über Drohnen und andere Roboter verfügt, hat Vorteile.
Mit Drohnen und anderen Robotern lassen sich ungefährdet und manchmal auch heimlich Zonen erkunden, bevor man in sie eindringt oder um Überraschungsangriffe zu führen. Mit größeren Robotern wie beispielsweise den bewaffneten Predator-Drohnen oder den Talon-Bodenkampfrobotern (Granatwerfer für Kampfroboter) kann Überwachung und Erkundung mit einem Angriff verbunden werden, wenn Gegner von Piloten aus der Ferne eliminiert oder vertrieben werden sollen.
Zur unbemerkten Überwachung und Erkundung müssen freilich die maschinellen Fernlinge möglichst schrumpfen. Dann können sie zwar keine Waffen mehr mit sich führen, aber heimlich auch besonders urbane Territorien ausspähen. Die Darpa träumt etwa davon, einen intelligenten Staub (smart dust) zu entwickeln, also Minikameras oder Minimikrofone, die man zu Tausenden über einem Gebiet herunterrieseln lassen könnte, ohne dass sie auch nur irgendwie Aufsehen erregen. Auch wenn daran geforscht wird, ist man noch lange nicht so weit (Feinkörnige Überwachung). Immerhin aber wurden bereits durch Solarenergie betriebene smart dust motes (intelligente Staubkörnchen) entwickelt, die mit einem Sensor für Licht ausgestattet und zu einer gewissen bidirektionalen Kommunikation befähigt, aber mit einer Länge von 5mm noch keineswegs staubkorngroß sind. Man wünschte sich eine Größe von einem Kubikmillimeter.
Eine solche Kamera hätte zwar den Vorteil, äußerst klein zu sein, aber sie wäre auch, sofern sie überhaupt einigermaßen vernünftige Bilder aufnehmen und senden könnte, unbeweglich, auch wenn es vom Wind weggetragen werden könnte. Zur gezielten Erkundung müsste man die Roboter steuern können, dann aber brauchen sie neben mehr Energie auch einen Antrieb. Würden die Roboter zu winzig, so wäre auch nicht mehr gesichert, dass man sie tatsächlich aufgrund der jeweiligen Gelände- und Witterungsbedingungen dahin steuern kann, wo sie hin sollen. Zudem wäre neben ihrer Steuerbarkeit sicher auch ihre Geschwindigkeit sehr beschränkt.
Aber die Darpa wäre nicht die Darpa, wenn sie nicht auch Geld in Visionen stecken könnte, die vielleicht gar nie realisiert werden können. Und so hat nun die Darpa ein Programm mit dem Namen Nano Air Vehicle (NAV) aufgelegt, um ein Mini-Flugzeug zu entwickeln. Gezeigt werden soll die Realisierbarkeit eines "extrem kleinen" (unter 5 cm) und "ultraleichten" (unter 10 g) Flugzeugs, das mit einer Last von 2 g, beispielsweise für eine Kamera, in der Luft kreisen und sich vorwärts bewegen kann. Es soll bis zu 1000 Meter mit einer Geschwindigkeit zwischen 7 und 10 Meter in der Sekunde (25-35 km) fliegen können.
Hätte man ein solches Gefährt, so wäre es, wie die Darpa schreibt, kaum zu entdecken und könnte unter zahlreichen Bedingungen (Dschungel, Savanne, Wüste oder Stadt) eingesetzt werden. Zunächst geht es der Darpa aber nur um die Machbarkeit einer solchen Mini-Drohne, die entsprechenden Sensoren sind nicht Teil der Ausschreibung. Interessant sind hingegen Modelle für den Antrieb, für das Design der Flügel und anderer Komponenten.
Technologien gerade für den Stadtkampf sind allgemein bei der Darpa gefragt und zeigen, dass die Städte zu den neuen Schlachtfeldern geworden sind. So würde man gerne permanente Überwachungsmöglichkeiten besitzen, die für "dreidimensionale" Struktur geeignet sind. So will man Menschen und Ausrüstung nicht nur in extrem dichten urbanen Strukturen erkennen, sondern auch durch Mauern und Wände hindurchschauen. Gefragt sind eben auch Roboter am Boden oder in der Luft, die sich in Straßenschluchten manövrieren lassen und Sensoren und Kommunikationsmittel mit sich führen. Man würde auch gerne Techniken haben, um bewaffnete Gegner und Zivilisten zu unterscheiden, versteckte Scharfschützen zu entdecken, Gefahren oder gar auch Intentionen vorherzusehen, einen möglichst vollständigen Überblick zu verwirklichen und schneller reagieren zu können.
Für die Waffen zum urbanen Krieg hat man ähnlich große Wünsche. Sie sollen "ultra-präzise" und leicht auch im Gedränge mit sich zu führen sein, man will tödliche und nichttödliche Waffen, schön fände man auch, dass man mit ihnen und ihren Zielgeräten Gegner treffen kann, die man nicht sieht. Für die Soldaten ist höhere Mobilität gewünscht, so sollen sie sich auch irgendwie vertikal bewegen können. Zudem hätte man gerne Techniken, die den Soldaten helfen, mögliche Angriffe und Konflikte vorherzusehen oder Operationen so zu planen, dass sie etwa die Feindseligkeit der Bevölkerung berücksichtigen, um eine stabile Sicherheitslage zu erzeugen. Tatsächlich verursachen die vom US-Militär in Afghanistan oder im Irak durchgeführten Operationen und Bombardierungen nur eine größere Ablehnung und mehr Widerstand. Die Frage ist, ob zu einer anderen Vorgehensweise tatsächlich Techniken notwendig wären und die Gehirne nicht ausreichen würden. Doch die Darpa kümmert sich gemäß ihrem Auftrag schließlich nur um Techniken, also etwa auch um Erweiterungen und Ergänzungen der biologischen Gehirne.