Boko Haram erzielt große Geländegewinne
60.000-Einwohner-Stadt Chibok eingenommen
Die salafistische Anti-Bildungs-Sekte Boko Haram hat in den letzten Tagen im Norden und Osten Nigerias zahlreiche Ortschaften erobert - darunter die im Bundesstaat Borno gelegene 60.000-Einwohner Stadt Chibok, in der die Gruppe im April 276 Schulmädchen entführte. Die Nachricht über den Fall der Stadt drang erst relativ spät nach außen, weil Boko Haram im Gegensatz zu anderen Terrorgruppen Mobilfunkmasten zerstört. Inzwischen wurde sie aber unter anderem von Ali Ndume, einem Senator für Borno, offiziell bestätigt.
Auch im Bundesstaat Adamawa erzielte die Terrorgruppe Geländegewinne und steht dort jetzt nur mehr etwa 100 Kilometer vor der Hauptstadt Yola. Im Bundesstaat Yobe wird ebenfalls gekämpft. Dort hatte am Montag ein als Schüler verkleideter Boko-Haram-Selbstmordattentäter in der Stadt Potiskum Dutzende Kinder während einer Schulansprache in die Luft gesprengt.
Inwieweit der Boko-Haram-Anführer Abubakr Shekau sein Kalifat, das sich inzwischen über Teile von drei nigerianischen Bundesstaaten und den Norden Kameruns ausdehnt, als Konkurrenz zum dem des IS-Anführers Abu Bakr al-Bagdadi sieht, ist unklar. Den religiösen Vorstellungen der Salafisten nach kann es eigentlich nur einen Kalifen geben, der als Nachfolger des Propheten agiert - in der Vergangenheit kämpften allerdings häufig mehrerer Bewerber um diesen Posten.
Al-Bagdadis Kalifat, das am Donnerstag seine eigene Edelmetallwährung vorstellte, erstreckt sich inzwischen nicht nur auf große Teile Syriens und den Westen des Irak, sondern auch auf Teile Libyens und des Sinai. Dort erklärte letzte Woche die salafistische Terrorgruppe Ansar Bait al-Maqdis ihren Anschluss an den "Islamischen Staat" (IS). Sie beherrscht große Teile des Nordens der Halbinsel, die der Kontrolle der ägyptischen Behörden praktisch entglitten sind.
In der nordostlibyschen 50.000-Einwohner-Hafenstadt Darna. Dort köpft und steinigt die Terrorgruppe Majlis Shura Shabab al-Islam, die sich am 3. Oktober 2014 dem IS anschloss, ganz offen und ohne Behinderung durch eine libysche Staatsmacht, die es praktisch nicht mehr gibt. Stattdessen herrschen in dem gescheiterten Gebiet zwischen Ägypten, dem Tschad, dem Niger, Algerien und Tunesien verschiedene Warlords und islamistische Terrorgruppen, die bislang geschätzte 400.000 der insgesamt sechs Millionen Einwohner in die Flucht trieben.
Im westlich von Libyen gelegenen Algerien hat die AQIM-Abspaltung Jund al-Khilafa ihren Anschluss an den Islamischen Staat erklärt. Sie beherrscht allerdings bislang keine dichter besiedelten Gebiete, sondern muss sich in der Sahara verstecken, wo sie von Ort zu Ort zieht. Andere salafistische Gruppen wie die pakistanischen Taliban und die somalische al-Shabaab-Miliz bekundeten bislang lediglich ihre Unterstützung für das Kharidschitenkalifat, schrecken aber vor einer schwerer zurücknehmbaren Gefolgschaftserklärung zurück.
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