Bundeswehr: Mängellisten wie Bestelllisten

Seite 2: In der gesellschaftlichen Komfortzone

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Wie auch die Nato meist nur mehr von rechts kritisiert wird, wegen der Souveränität Deutschlands etwa oder weil man auf der rechte Seite meist anders über Russland denkt als bei den Grünen, den ehemals Friedensbewegten; die Linken haben sich größtenteils öffentlich so sehr mit der Nato arrangiert, dass sie sich dem Bündnis gegenüber still und zahm verhalten - wie die Nato-Mitgliedsländer sich gegenüber ihrem Nato-Partner Türkei, der in Nordsyrien einen Angriffskrieg führt, der Zivilisten umbringt, sanft und still verhalten. Als ob er ganz in ihrem Sinne agiere.

In der gesellschaftlich wenig kritisierten Position ("Komfortzone" hieß das eine Zeit lang im Arbeitsleben) haben die Mängellisten der Bundeswehr den Charakter von Bestell- und to-do-Listenlisten. Es mag ein bisschen dauern, aber es wird schon erledigt.

Entsprechend heißt auch eine Überschrift im Blog "Augen Geradeaus!" von Thomas Wiegand zur Präsentation des Jahresberichts des Wehrbeauftragten: "Der Trend heißt Hoffnung".

"Zur Trendwende Finanzen kann ich heute nur sagen: Der Trend heißt Hoffnung", war eine der Schlussfolgerungen, die Bartels bei seiner fast einstündigen - und sehr gut besuchten - Pressekonferenz zog.

Thomas Wiegold

Dazu passt auch die Beruhigung, die vom Generalinspekteur Volker Wieker zum Thema Einsatzbereitschaft der BW und Speerspitzen-Anforderungen der Nato - z.B. weil Deutschland Rahmennation der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) ist - kommt: "Die Zeitlinien sind so angelegt, dass dieser Großverband (…) zum 30.06.2018 zusammengestellt wird und dann in eine Übungsphase eintritt (…) Wir befinden also uns in der Aufstellungsphase und ich versichere Ihnen, dass Bis zum 30.06. dieses Jahres ist der deutsche Anteil aufgestellt."

Das heißt nicht, dass die Ausrüstung keine Probleme machen wird, aber die Priorität des Einsatzes wird es richten, andere Teile der Bundeswehr müssen sich danach ausrichten. "Es fehlt dann anderswo", kommentierte der Wehrbeauftragte Wiekers Einschätzung.

Die Bundeswehr braucht mehr Geld, heißt das auf eine ganz kurzen Formel gebracht und man sammelt Zustimmung für diesen Punkt, der das Militär weiter oben in die Prioritätenliste der Budgetaufstockungen setzt. Den USA und der Nato wird das recht sein.

Die andere Frage wird sein, ob das neue Klima, das ganz eindeutig den "Dienst an der Waffe" und "bewaffnete Auseinandersetzungen" anders bewertet als noch in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, auch mehr junge Frauen und Männer zur Bundeswehr gehen lässt. In die Werbung dafür wird seit einige Jahren viel investiert (Bundeswehr: "Mach, was wirklich zählt" und "Die Truppe wächst wieder": Bundeswehr spricht optimistisch von "Meilenstein").