Bundeswehr meldet größeres Interesse und mehr Einstellungen 2016
- Bundeswehr meldet größeres Interesse und mehr Einstellungen 2016
- "Die Bundeswehr als Ganzes wird im Moment rasant älter"
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Ein Blick auf die Zahlen, die Personalstrategie und den Bericht des Bundeswehrbeauftragten lassen daran zweifeln, auch in Großbritannien sinken die Rekrutierungszahlen
Der Bundeswehr will es bei allen Bemühungen, den militärischen Dienst attraktiver zu machen oder für ihn wie mit der angeblich gut ankommenden Video-Serie "Die Rekruten" zu werben, nicht gelingen, ihr Personalziel zu erreichen. Am 20. Januar meldete die Bundeswehr, dass "177.608 aktive Soldaten und Soldatinnen" bei ihr tätig seien, darunter 9.266 Freiwillig Wehrdienstleistende (FWDL). Die Zahl der Zeit- und Berufssoldaten lag mit 168.342 über der von 167.940 im November, aber die von der Bundesverteidigungsministerin von der Leyen bis Ende 2016 anvisierten 170.000 Soldaten wurden nicht erreicht.
Vergleicht man den Stand mit dem im Dezember 2015, wo die Bundeswehr 177.069 aktive Soldaten und Soldatinnen meldete, so lässt sich trotz einem kleinen Plus von 500 eine Stagnation feststellen. Das trifft auch auf die FWDL zu. Thomas Wiegold hält auf seinem Blog die Zahlen parat, auf der Bundeswehrseite werden die jeweils vorhergehenden Daten überschrieben, so dass sich keine Vergleiche erstellen lassen. Schaut man auf den Januar 2015, wo es mit 181.755 um die 4.000 mehr aktive Soldaten und Soldatinnen gab, dann geht der langfristige Trend wohl eher nach unten.
Nun könnte man sagen, das Ziel wurde nur knapp verfehlt. Allerdings soll die Bundeswehr nach der Ministerin personell eigentlich noch stärker werden. Im Mai hatte von der Leyen die "Trendwende Personal" vorgelegt und angekündigt, dass die Bundeswehr bis 2023 zusätzliche 7000 Soldaten mehr umfassen - auf der Grundlage der jetzt verfehlten 170.000. Benötigt würden eigentlich 14.300 zusätzliche Soldatinnen und Soldaten - und 4.400 Mitarbeiter im zivilen Bereich, wo es aber keine größeren Schwierigkeiten geben dürfte.
Erforderlich ist die Personalerhöhung wegen der zunehmenden Belastung durch Auslandseinsätze, gerade wurde der Einsatz in Mali weiter aufgestockt, und weil Deutschland "mehr Verantwortung" in der Welt militärisch zeigen soll, was mit dem nach Brexit und der Wahl von Donald Trump als US-Präsident ausgehendem Ruf nach stärkerer militärischer Kooperation der EU-Länder bis hin zu einer Europäischen Armee noch verstärkt wird. Dazu kommen der Ausbau des Cyberkommandos und die Überalterung der Bundeswehr.
Hauptfaktor, die Zahl der Soldaten halten zu können, ist die Einbeziehung der Frauen, die bei der Bundeswehr wie in anderen Armeen die rückläufigen Zahlen bei den Männern zumindest ein Stück weit kompensieren. Überlegt wird etwa in der im Dezember 2016 veröffentlichten Personalstrategie für eine "demografiefeste Bundeswehr", ob man nicht die Anforderungen an die körperliche Fitness senken bzw. an Aufgabenfelder wie im IT-Bereich anpassen kann (s.a.: Weißbuch: Bundeswehr soll bunter werden und Wie die Bundeswehr als Arbeitgeber für die "besten Köpfe" attraktiver werden will).
Überlegt wird auch, die Bundeswehr für Willige aus anderen EU-Ländern zu öffnen, was aber bislang nicht auf große Begeisterung stieß und auch bedeuten würde, dass die Streitkräfte der EU-Länder in Wettbewerb gegeneinander, nicht nur mit den zivilen Arbeitsmärkten geraten würden. Quereinsteiger und Schulabbrecher sollen nun auch Chancen erhalten, auch Über-30-Jährige will man aufnehmen, so die neue Personalstrategie, die auf Öffnung für "neue Zielgruppen" und Vielfalt setzt. An einem "Gesetz zur nachhaltigen Stärkung der personellen Einsatzfähigkeit der Bundeswehr" wird gearbeitet. Beschlossen sein dürfte, dass die besondere Altersgrenze "normalisiert" wird, also Zeitsoldaten länger arbeiten können, während das Pensionsalter auf 62 Jahre angehoben werden soll.