Bunga-Bunga, Presidente
Silvio Berlusconi wird jetzt auch in einem Pornofilm parodiert
Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi bietet breite Angriffsflächen für Parodien: Er ist eitel, geschäftstüchtig am oder jenseits des Randes zur Legalität und sammelte in den letzten Jahren Sexskandale, zu denen er unter anderem durch markige Sprüche Duftmarken hinterließ.
Kein Wunder also, dass Berlusconi parodiert wird: Nicht nur in Spielfilmen und Comics, sondern jetzt auch in einem Pornofilm, den die schweizerische Firma Mascotte produziert hat. In Bunga-Bunga, Presidente heißt die Hauptfigur zwar nicht direkt Silvio Berlusconi - durch mehr als ausreichende Bezugnahmen auch dem weniger medienaffinen Zuschauer klar werden, dass für sie der italienische Ministerpräsident Pate stand. Damit es jeder kapiert, ist bereits auf dem DVD-Cover eine italienische Flagge abgebildet und im Klappentext heißt es:
In einem europäischen Land südlich der Alpen regiert ein Präsident der fröhlichen Art. Dieser Film versucht, die angenehmen Seiten seiner Präsidentschaft darzustellen. Erleben sie, wie es in den präsidialen Räumlichkeiten zugeht, wenn er nicht gerade mit seinen Regierungsgeschäften beschäftigt ist ...
Die ebenfalls angebrachte Standardformulierung "Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind rein zufällig" nimmt man da ebenso wenig ernst, wie man glaubt, dass der Regisseur des Films wirklich "Silvio Bandinelli" heißt. Die weiblichen Beteiligten am Film nennen sich Selenadova, Nilia und Alexia Mori. Und obwohl die Züricher Mascotte Film AG nach eigenen Angaben peinlich genau darauf achtet, dass alle Darstellerinnen volljährig sind, könnten sich deutsche Staatsanwälte mit genug Zeit und Lust auf den Wortlaut des von Brigitte Zypries eingeführten Verbots von "Jugendanscheinspornographie" berufen und den Film wegen seiner Bezüge zu Berlusconis "Rubygate" beschlagnahmen lassen:
Die mutmaßliche marokkanische Prostituierte, der Berlusconi aus juristischen Schwierigkeiten geholfen haben soll, war nämlich zum Zeitpunkt der ihr unterstellten unzüchtigen Handlungen erst 17, weshalb man dem Film unterstellen könnte, er schildere sexuelle Aktivitäten von Minderjährigen, die dem von Brigitte Zypries geänderten § 184c des Strafgesetzbuchs (StGB) nach mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet werden könnten.
Dies betrifft jedoch nur die Verbreitung solcher Filme und nicht den Besitz. Zudem machte die bisherige Rechtsprechung dem Willen der damaligen Justizministerin einen Strich durch die Rechnung und schränkte das Verbot auf solche Fälle ein, in denen die Darstellerinnen ein kindliches Erscheinungsbild aufweisen, weshalb, eine Beschlagnahme von Bunga-Bunga, Presidente wohl im Instanzenweg scheitern würde. Allerdings bereitet die EU gerade eine Richtlinie vor, die auch solche Erwachsenenpornographie zu "Kinderpornografie" erklären würde.
In den USA sind Porno-Parodien mit Figuren, die auf Politiker Bezug nehmen, gang und gäbe: International bekannt wurde 2008 Who's Nailin' Paylin?, der sich die Medienhysterie um die damalige republikanische Vizepräsidentin Sara Palin zunutze machte. Aus ihm entwickelte sich eine ganze Serie von Sarah-Palin-Pornos, in denen ihr Pornoäquivalent unter anderem mit Parodien auf den konservativen Radiotalkshowmoderator Rush Limbaugh, den amerikanischen Durchschnittsmann und Präsident Obama Unzucht treibt.
Für deutsche Politiker finden sich solche Parodien nur, wenn sie schon sehr lange tot sind. Dabei gäbe es auch hierzulande und in der Gegenwart durchaus Vorlagen, die kommerziellen Erfolg versprächen. Als sich im letzten Jahr eine Politikergattin aus freien Stücken in den Fernsehboulevard begab, kam zwar das Gerücht auf, dass es hierauf eine MILF-Porno-Parodie geben sollte. Nachfragen bei allen größeren Produzenten im deutschsprachigen Raum ergaben jedoch, dass keiner davon sich so etwas traut, weil die Zensurmöglichkeiten in der Bundesrepublik sehr viel weiter reichen als in vielen anderen Ländern. Als Folge einer Zensur droht in Deutschland zudem nicht nur ein Verbot des Films, sondern auch ein so unmäßiger finanzieller Schaden für den Hersteller, dass dessen Existenz bedroht wäre.
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