Cannabis-Konsum erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
Studie zeigt: Cannabiskonsum kann das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Besonders betroffen sind tägliche Konsumenten. Experten raten zur Vorsicht.
Der Konsum von Cannabis wird in Deutschland voraussichtlich in den nächsten Tagen legal. Die Christdemokraten hoffen noch darauf, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Unterschrift unter das neue Gesetz verweigert. Das dürfte aber unwahrscheinlich sein.
Gesundheitliche Risiken des Cannabis-Konsums: Was sagt das BMG?
Kritiker hatten in der Debatte auf die bekannten gesundheitlichen Risiken des Cannabis-Konsums verwiesen. Das Bundesgesundheitsministerium spricht in diesem Zusammenhang von Angst- und Panikgefühlen oder psychischen Störungen wie Depressionen und Psychosen, die auftreten können.
Besonders verheerend können die Folgen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sein. Das Gehirn entwickelt sich bis etwa zum 25. Lebensjahr und ist besonders empfindlich gegenüber dem Inhaltsstoff THC. Auch kurzfristiger Cannabis-Konsum kann daher psychische, physische und soziale Folgen haben.
Deshalb bleiben Anbau, Erwerb und Konsum von Cannabis für Minderjährige verboten. Personen zwischen 18 und 24 Jahren, die laut einer Studie aus dem Jahr 2021 am häufigsten Cannabis konsumieren, dürfen künftig legal kiffen, auch wenn sie noch zur Risikogruppe gehören.
Cannabis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Was eine US-Studie enthüllt
Doch nicht nur junge Erwachsene, auch ältere Menschen haben ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Das legt eine Studie nahe, deren Ergebnisse kürzlich im Journal der American Heart Association veröffentlicht wurden. Die Auswertung der Daten von 430.000 Erwachsenen in den USA ergab, dass der Konsum von Cannabis signifikant mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden ist.
Cannabis ist in den USA auf Bundesebene illegal. Allerdings haben 24 Bundesstaaten und Washington D.C. den Freizeitkonsum von Cannabis legalisiert. Zudem hat die Zahl der Cannabiskonsumenten in den USA in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen.
Die steigende Zahl der Cannabiskonsumenten in den USA: Ein Blick auf die Statistiken
Laut der National Drug Abuse Survey 2019 der Substance Abuse and Mental Health Services Administration des US-Gesundheitsministeriums gaben 48,2 Millionen Menschen ab 12 Jahren an, mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben. Im Jahr 2002 waren es noch 25,8 Millionen.
Studienautorin Abra Jeffers, Datenanalystin am Massachusetts General Hospital in Boston, weist darauf hin, dass trotz des weitverbreiteten Cannabis-Konsums wenig über die damit verbundenen Risiken bekannt ist, insbesondere in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
"Die Wahrnehmung der Schädlichkeit des Rauchens von Cannabis nimmt ab, und die Menschen glauben nicht, dass Cannabis-Konsum ihrer Gesundheit schadet", so Jeffers. Frühere Studien hatten jedoch darauf hingewiesen, dass Cannabis mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden kann.
Die Verbindung zwischen Cannabis-Konsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Was die Daten zeigen
Die Forscher analysierten Umfragedaten von 430.000 Erwachsenen aus den Jahren 2016 bis 2020, um den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und negativen kardiovaskulären Ergebnissen zu untersuchen. Die Daten wurden im Rahmen des Behavioral Risk Factor Surveillance System erhoben, einer jährlichen landesweiten Querschnittserhebung der US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention.
Die Analysen ergaben, dass jede Form des Cannabis-Konsums (geraucht, gegessen oder verdampft) unabhängig mit einer höheren Anzahl negativer Herz-Kreislauf-Ergebnisse (koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall) verbunden war. Bei häufigerem Konsum (mehr Tage pro Monat) stieg die Wahrscheinlichkeit negativer Ergebnisse noch weiter an.
Tägliche Cannabiskonsumenten hatten ein um 25 Prozent höheres Risiko für einen Herzinfarkt als Nichtkonsumenten. Das Schlaganfallrisiko war bei täglichen Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten um 42 Prozent erhöht.
Studienteilnehmer und Einschränkungen der Studienergebnisse
An der Studie nahmen Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren teil, das Durchschnittsalter lag bei 45 Jahren. Etwa die Hälfte der Befragten waren Frauen.
Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, überhaupt kein Cannabis zu konsumieren. Etwa vier Prozent bezeichneten sich als tägliche Konsumenten. Der Rest konsumierte Cannabis seltener. Etwa drei Viertel der Konsumenten (73,8 Prozent) gaben an, Cannabis zu rauchen.
Die Studie weist mehrere Einschränkungen auf, darunter die Tatsache, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Cannabis-Konsum selbst berichtet wurden, was zu Erinnerungsfehlern führen kann. Außerdem lagen den Autoren keine Gesundheitsdaten vor, die das Lipidprofil oder den Blutdruck der Teilnehmer zu Beginn der Studie gemessen hätten. In der Studie wurden die Daten der Teilnehmer nur zu einem Zeitpunkt erhoben.
Die Autoren weisen darauf hin, dass prospektive Kohortenstudien erforderlich sind, um den Zusammenhang zwischen Cannabis-Konsum und kardiovaskulären Ergebnissen unter Berücksichtigung der Häufigkeit des Cannabis-Konsums zu untersuchen.
Cannabis und alternde Gesellschaften: Eine mögliche Herausforderung
Nach Angaben der American Heart Association korreliert das Ergebnis mit den Ergebnissen früherer Studien, etwa einer viel beachteten Harvard-Studie: Täglicher Cannabis-Konsum erhöht das Risiko für koronare Herzkrankheiten, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Für alternde Gesellschaften könnte dies zu einer besonderen Herausforderung werden, insbesondere wenn Senioren, bei denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ohnehin häufiger auftreten, vermehrt kiffen wollen.
Dass dies nicht abwegig ist, zeigt der US-Bundesstaat Colorado. Seit dort der Freizeitgebrauch von Cannabis legalisiert wurde, hat der Konsum hauptsächlich in der Altersgruppe der über 60-Jährigen zugenommen. Bei ihnen stieg der Konsum um fast 500 Prozent.
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