Cassini passiert Jupiter
Schwung für den Weiterflug und neue Bilder
Die Nasa-Raumsonde Cassini ist auf dem Weg zum Planeten Saturn am Samstag nahe an Jupiter vorbeigeflogen, um noch einmal für die lange Reise den letzten Schwung zu holen. Dabei wurden aber auch einige beeindruckende Bilder gemacht.
Seit einigen Wochen gab es die günstige Möglichkeit, dass gleich zwei Sonden Jupiter beobachten konnten. Cassini ist dem Planeten am Samstag am dichtesten mit einem Abstand von 9,7 Millionen Kilometern nahe gekommen, Galileo kreist hingegen schon seit mehr als fünf Jahren um den Jupiter. Mit Cassinis Vorbeiflug, auch Jupiter Millennium Flyby genannt, wurde zum ersten Mal ein Planet von zwei unabhängigen Missionen gleichzeitig beobachtet (Historische Begegnung beim Jupiter).
Zum ersten Mal befindet sich mit Cassini auch eine Sonde im Sonnenwind, um zu erkunden, wie die Teilchenströme die Magnetosphäre um den Jupiter verändern. Cassini traf am Donnerstag, einen Tag früher als geplant, auf den Rand der Magnetosphäre von Jupiter, was schon darauf hinwies, dass diese weitaus größer ist, als sie dies während der Begegnung mit der Voyager-Sonde war. Cassini konnte niedrige Radiofrequenzen aufnehmen, die in Tonwellen umgewandelt wurden, um sie hörbar zu machen. Die Geräusche entstehen, wenn die Teilchen der Sonnenwinde auf das Magnetschild auftreffen, was vergleichbar mit dem Knall sei, den ein Flugzeug beim Durchbrechen der Schallmauer erzeugt. Möglicherweise hat eine Verminderung der Sonnenwinde dazu beigetragen, dass sich die Magnetosphäre größer als erwartet ausdehnen konnte.
Mit einem eigenes dafür entwickelten Instrument konnten auch die ersten Bilder von Jupiters Magnetosphäre aufgenommen werden. Mit einem Spektrometer wurden Sauerstoff, Schwefel und Schwefeldioxide in der Magnetosphäre bis zu 21 Millionen Kilometer vom Mond Io entfernt festgestellt, dessen Vulkane man für diese Bestandteile verantwortlich macht. Offenbar begleiten diese Wolken Jupiter, während dieser um die Sonne kreist.
Mit der Kamera auf Cassini wurden Bilder von Jupiter, seinen Ringen und Monden gemacht. Wegen der großen Entfernung können keine Nahaufnahmen wie mit der Kamera von Galileo aufgenommen werden, sondern man versucht mit den Bildern zeitliche Veränderungen festzustellen. So sind die Wissenschaftler der Meinung, dass die großen Stürme auf Jupiter ihre Energie durch die Aufnahme von kleineren Systemen beziehen. Im Gegensatz zu diesem "Fischmodell", das bislang von den Bildern der Voyager-Sonden und von Galileo unterstützt wird, steht das "Parasitenmodell", das davon ausgeht, dass kleinere Stürme großen die Energie entziehen.
Zeitverzögerte Bilder von der Zirkulation der Atmosphäre aus unterschiedlichen Höhen, könnten darüber Aufschluss geben. Erste Daten sprechen für das "Fischmodell". So soll Jupiters großer Roter Fleck ein 300 Jahre alter Sturm sein, der sich auf einem Gebiet ausgebreitet, das drei Mal so groß als die Erde ist. Insgesamt aber will man mehr wissen: "Das Wetter auf dem Jupiter ist anders als auf der Erde. Wir würden gerne wissen", so Andrew Ingersoll vom California Institute of Technology, "warum das Jupiter-Wetter so stabil und das Wetter auf der Erde so veränderlich ist." Aus den Bildern von den Monden erhofft man sich etwa auch Hinweise darauf, ob die Ringe aus dem Material, das von diesen selbst stammt, gebildet werden.
Bis zum März wird Cassini noch Jupiter beobachten und Daten auch von seiner Nachtseite liefern. Erst 2004 wird die Sonde den Saturn erreichen. Cassini wird auch eine europäische Sonde auf den Mond Titan bringen, der eine ähnliche Atmosphäre wie die Erde haben soll (Es ist eine Maschine). Im Sommer 1999 hatten Umweltaktivisten befürchtet, dass Cassini zu nahe an der Erde vorüberfliegen könnte, so dass bei einem Unfall die mehr als 32kg Plutonium-238, die sich an Bord befinden, in feinste Partikel zerstäubt in die Erdatmosphäre entlassen worden wären. Damals war Cassini in einer Höhe von 1,170km an der Erde vorübergeflogen und hatte ihre Geschwindigkeit durch die Erdanziehungskraft auf 74.000 km/h beschleunigt (Cassini im Anflug).