China-Absturz drückt Dax unter 10.000-Punkt-Marke
Der chinesischen Regierung entgleitet der Börsen-Crash, der Leitindex stützt noch stärker als Ende Juli ab
Eilmeldungen und Live-Ticker zum "Börsen-Beben in Asien" bestimmen heute die Nachrichten, weil in China die Börsen noch stärker abstürzen als Ende Juli. Damit zeigt sich, dass die Nervosität weltweit über die Entwicklung in der zweitgrößten Weltwirtschaft steigt. Überall gehen die Börsen in die Knie. Und der deutsche Leitindex Dax gab zeitweise um mehr als 3% nach und sank nun unter die Marke von 10.000 Punkten.
Die Lage im Reich der Mitte wird zusehends brenzliger, weshalb es zu einem noch stärkeren Kursrutsch an Chinas Börsen wie Ende Juli kam. Vor einem Monat ging am "Schwarzen Montag" der Composite Index in Shanghai um fast 8,5% in die Knie (Chinas Aktienmärkte weiter auf Absturzkurs). Das war ein noch stärkerer Einbruch als die Kursstürze, die in der Finanzkrise seit 2007 verzeichnet wurden. Und an diesem neuen Schwarzen Montag fielen die Kurse mit 8,49 % nochmals stärker, obwohl der Handel weiterer Aktien ausgesetzt wurde. Das geschieht bei einem Tagesverlust von 10% in China automatisch. Wenn nicht etwa 80% der Aktien aus dem Handel genommen worden wären, wäre der Absturz noch deutlich dramatischer ausgefallen.
Dieser neue Absturz summiert sich zudem zu den Verlusten der letzten Woche, als der Composite um trotz aller Versuche zur Stabilisierung schon um mehr als 12% eingebrochen ist, womit die Angst vor einem Crash manifest wurde. Der Composite steht nun auf einem Kurs wie zuletzt im Dezember 2014. Alle Gewinne während der Blasenbildung im laufenden Jahre wurden damit pulverisiert.
Damit steigen Verluste für viele kleine Anleger, die meist erst spät und oft auf Pump eingestiegen sind, wozu sie auch vom Staat animiert worden waren. Sie steigen nun massiv aus, um Verluste zu begrenzen und geben damit die "Taolao-Strategie" auf (China stemmt sich weiter gegen Börsencrash). Es kommt nun offensichtlich zu panikartigen Verkäufen, um zu retten, was noch zu retten ist.
Das Vertrauen darin, dass die Regierung die Lage wieder in den Griff bekommt, schwindet zusehends, da die Wirtschaftsdaten immer schlechter und die Prognosen der Regierung immer stärker in Zweifel gezogen werden (China steigt wegen Konjunkturflaute in Währungskrieg ein). So hat sich der Absturz an der Börse weiter beschleunigt, obwohl die Regierung am Wochenende ankündigte, dass chinesischen Pensionsfonds nun in Aktienmärkte investieren dürfen. Das bedeutet im Klartext, dass mit Geld aus diesen Fonds die Aktienmärkte gestützt werden müssen.
Doch all die drastischen Maßnahmen verpuffen wie erwartet angesichts der Dimension der Blase, die sich aufgeblasen hat, wirkungslos. Zur Erinnerung: Zur Stützung einbrechender Exporte stieg auch China inzwischen in den Währungskrieg. Schon mehr als die Hälfte aller Aktien wurde komplett vom Handel ausgesetzt. Großanleger, die mehr als 5% der Anteile an Unternehmen halten, dürfen sie längst unter Strafandrohung nicht mehr verkaufen. Börsengänge wurden komplett gestoppt, Staatsunternehmen wurden angewiesen, Aktien zu kaufen, etc. Und erwartet wird nun, dass die chinesische Zentralbank den Mindestreservesatz für Banken senkt, um die Konjunktur zu stützen. Es könnte auch zu weiteren Abwertungsschritten kommen, um die Exporte durch Verbilligung der Währung weiter anzutreiben.
Klar ist, dass diese Entwicklung Schockwellen über die gesamte Welt aussendet. Japan, das ohnehin schon wieder in die Rezession abschmiert, weil die Exporte nach China massiv eingebrochen sind, bekommt das besonders zu spüren. Der Nikkei-Index in Tokio fiel erstmals seit fünf Monaten wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 19.000 Punkten. Die Börse schloss mit gut 4,6% im Minus.
In Deutschland sieht es nicht viel besser aus. Nachdem der Dax schon am vergangenen Freitag um letztlich sogar 3% einbrach, sackte im frühen Handel sogar um weitere 3,2% ab. Inzwischen haben sich die Verluste etwas verringert, aber er steht weiter deutlich unter der psychologisch bedeutsamen Marke von 10.000 Punkten. Und dazu kommt, dass praktisch alle Rohstoffpreise weiter in den Keller gehen, womit nicht nur Schwellenländer arg in Bedrängnis kommen. Australien kann davon schon ein Lied singen. Es wird befürchtet, das Land könnte sich auf den griechischen Weg begeben.
Dramatisch wird die Lage nun für die Fracking-Industrie. Der Preis für ein Barrel US-Rohöl der Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) ist nun sogar deutlich unter die Marke von 40 US-Dollar gefallen und notiert derzeit sogar unter 39 Dollar und damit sehr deutlich unter dem Wert, bei dem noch rentabel Fracking betrieben werden kann. War zuletzt befürchtet worden, dass ein Fass der europäischen Standardsorte Brent unter 45 Dollar fallen könnte, geht der Ausverkauf weiter und nun muss bei gut 43 Dollar sogar befürchtet werden, dass auch er unter die Marke von 40 Euro fällt.