China plant Überschall-Passagierjet
Beim Wettrennen um Weltraumtourismus und Überschall-Passagierflug haben chinesische Entwickler einen Meilenstein geschafft. Doch noch ist nichts entschieden.
Wie die South China Morning Post berichtet, hat ein chinesisches Unternehmen einen Testflug mit dem Prototyp eines kommerziellen Transportflugzeugs durchgeführt, das mit Mach 4 fliegen kann ‒ doppelt so schnell wie früher die Concorde.
Damit wäre das Flugzeug in der Lage, Passagiere in etwa zwei Stunden von Peking nach New York zu befördern oder in einer Stunde von Shanghai nach Dubai.
Das Unternehmen Space Transportation mit Sitz in Peking teilte am Sonntag mit, dass sein Prototyp Yunxing ("Meteor") den Testflug erfolgreich absolviert hat. Die Firma, die auch unter dem Namen Lingkong Tianxing Technology bekannt ist, erklärte, dass im November eine weitere Bewertung seiner Triebwerkstechnologie stattfinden wird.
Eine Maschine in Maßstab 1:1 soll schon 2027 ihren Jungfernflug absolvieren, der Regelbetrieb ist bereits ab 2030 geplant.
Zwei Stunden von Peking nach New York?
Der Yunxing-Überschalljet, in dessen Konstruktion mehr Luft- und Raumfahrttechnologie eingeflossen ist, startet und landet vertikal und kann Höhen von über 20.000 Metern erreichen. Eine Animation auf der Website des Unternehmens zeigt, wie sich der Yunxing ähnlich wie ein Stein bewegt, der flach über eine Wasseroberfläche geworfen wird.
Das Prinzip ist dem "Atmosphärensprung" vergleichbar, bei dem ein Objekt in einem flachen Winkel auf die Atmosphäre trifft. Anstatt in sie einzudringen und abzubremsen, prallt das Objekt ab und wird in den Weltraum zurückgeworfen. Entsprechend verfügt die Yunxing über einen hohen Auftrieb, sodass sie auch in zunehmender Höhe und abnehmender Luftdichte effizient fliegen kann.
Das Unternehmen hat nun mehrere Tests zur Abbremsung und vertikalen Landung durchgeführt. Zudem wurden weitere Technologien erprobt, darunter die Aerodynamik, der Wärmeschutz und die Kontrollsysteme. Denn während des Hochgeschwindigkeitsflugs wird die Oberfläche des Flugzeugs aufgeheizt, wobei die Temperaturen über 1.000 Grad Celsius erreichen.
Wie ein Stein über die Wasseroberfläche hüpfen …
Space Transportation wurde erst 2018 in der südwestchinesischen Provinz Sichuan gegründet, doch verfügt das Unternehmen über Forschungs- und Entwicklungs- sowie Produktionszentren in Peking sowie in den Provinzen Shaanxi und Anhui. Eine Testbasis wurde im äußersten Westen Chinas, in Xinjiang, errichtet. Das Flugsteuerungssystem, die Avionik und die strukturelle Festigkeit des Prototyps wurden ebenfalls untersucht.
Zum Portfolio von Space Transportation gehören jedoch nicht nur Überschallflugzeuge, sondern auch suborbitale Transportsysteme für den Weltraumtourismus. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Kosten für Weltraumtourismus-Tickets von den 450.000 bei Virgin Galactic erhobenen US-Dollar auf 450.000 Yuan zu senken. Das sind bei aktuellem Wechselkurs noch etwas mehr als 63.000 US-Dollar.
Doch ist China im Rennen um die nächste Generation von Überschallflugzeugen keineswegs allein. Als erstes Unternehmen in Asien könnte Japan Airlines einen neuen Überschall-Passagierjet aus den USA namens Boom Overture einsetzen. Weltweit haben Airlines schon Vorbestellungen von 130 Maschinen platziert.
Dieses Mal sind die USA wohl schneller
Boom Overture soll mit Mach1,7 fliegen und 64 bis 80 Passagiere in etwa 18.300 Metern Höhe transportieren. Der Flieger kommt mit einer Tankfüllung jedoch nur 7.870 Kilometer weit. Das reicht nicht für Nonstop-Pazifiküberquerungen. Um übermäßigen Lärm zu vermeiden, durchbricht das Flugzeug die Schallmauer erst über dem Meer.
Die Produktionsstätte der Boom Overture wurde dieses Jahr eingeweiht. Der erste Flieger soll nächstes Jahr ausgeliefert werden, wobei eine jährliche Stückzahl von zunächst 33 und später 66 Maschinen vorgesehen ist.
Das letzte zivile Überschallflugzeug war die Concorde, die gemeinsam von französischen und britischen Luft- und Raumfahrtunternehmen entwickelt wurde. 1976 in Betrieb genommen, flog sie bis zu ihrer Ausmusterung im Jahr 2003 mit doppelter Schallgeschwindigkeit. Die Concorde startete und landete horizontal und flog in einer Höhe von etwa 18.300 Meter.