China setzt auf humanoide Roboter in der Altenpflege

Ein humanoider Roboter wendet sich einer älteren Frau zu die auf einem Sessel sitzt

Humanoide Roboter in der Altenpflege? Chinesische Unternehmen arbeiten darauf hin

(Bild: Stock-Asso/Shutterstock.com)

Massenproduktion humanoider Roboter ab 2025 geplant. KI als Voraussetzung für technologische Revolution. Ethische Debatte spielt untergeordnete Rolle.

Auch China hat zunehmend mit den Folgen des demographischen Wandels zu kämpfen. Wie die South China Morning Post berichtet, setzt die Volksrepublik als Teil ihrer Strategie zur Abfederung der Folgen der Überalterung in Zukunft auch auf den Einsatz humanoider Roboter. Auf der Shanghaier Technologiemesse wurden vor kurzem die jüngsten Fortschritte der chinesischen Roboterindustrie demonstriert.

Chinas schrumpfende Bevölkerung

Die demographische Entwicklung in China, wo die Bevölkerung im Jahr 2023 um 2,08 Millionen auf 1,409 Milliarden Menschen zurückgegangen ist, stellt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt vor neue Herausforderungen.

Der Anteil der über 65-Jährigen stieg aktuellen Daten zufolge von 9,7 Prozent im Jahr 2013 auf 15,4 Prozent im Jahr 2023, gleichzeitig ist die Fertilitätsrate mit 1,18 Kindern pro Frau niedriger als in vielen reichen Industrienationen.

China hat bereits heute eine der ältesten Bevölkerungen unter den Schwellenländern, und der Trend wird sich laut Schätzungen bis zum Jahr 2100 weiter fortsetzen. Bis dahin soll die Bevölkerung im "Reich der Mitte" auf rund 800 Millionen Menschen sinken.

Wie die Zeitung berichtet, sollen die steigenden Arbeitskosten einer alternden Gesellschaft durch humanoide Roboter, "die sowohl in der Arbeitswelt als auch zu Hause effiziente Helfer sein können", abgemildert werden.

Roboterindustrie im Aufwind

Zhang Yongwen, CEO von Fairyon Humanoid Tech, sieht die Zukunft solcher Roboter vor allem in der Unterstützung und Gesellschaft älterer Menschen. Sein Unternehmen, das Anfang des Jahres in Shanghai gegründet wurde, ist Teil eines wachsenden Sektors in China, der durch den Handels- und Technologiewettbewerb mit den USA angetrieben wird.

Laut einem Bericht des staatlich geförderten Think-Tanks China Centre for Information Industry Development erlebte die humanoide Robotik im vergangenen Jahr ein "explosives Wachstum" und erreichte eine Branchengröße von 3,91 Milliarden Yuan (539 Millionen US-Dollar), was einem Anstieg von 85,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Bis 2026 wird ein Wachstum der Branche auf über 20 Milliarden Yuan prognostiziert.

Globale Marktprognosen von Goldman Sachs deuten auf eine durchschnittliche Wachstumsrate von 70 Prozent pro Jahr bis 2035 hin, was zu einer Marktkapitalisierung von 38 Milliarden US-Dollar führen würde.

Doch die Konkurrenz steht nicht still: Elon Musk, CEO von Tesla, hat angekündigt, dass sein humanoider Roboter Optimus, der sich noch in der Entwicklung befindet, möglicherweise bis Ende nächsten Jahres verkauft werden könnte.

KI-Revolution als Voraussetzung

Qiu Yufeng, Mitbegründer des Robotikunternehmens Zopia Robot, wies darauf hin, dass die meisten Werkzeuge auf menschliche Eigenschaften ausgelegt seien, weshalb humanoide Roboter die logische Wahl seien, um menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen. Die Integration künstlicher Intelligenz (KI) in die Robotik sei ein "Durchbruch", da sie Roboter menschenähnlicher mache und ihren Einsatz in verschiedenen Szenarien ermögliche.

Neben dem Einsatz an gefährlichen Arbeitsplätzen und monotonen Tätigkeiten, soll die Verbindung von KI und humanoider Robotik dabei auch für Arbeiten am Menschen selbst genutzt werden.

Technologie first, Bedenken second

Roboter könnten älteren Menschen "emotionale Unterstützung und Gesellschaft" bieten, so Qiu, der für den Einsatz in der Altenpflege große Potentiale sieht. "Im Vergleich zu menschlichen Pflegekräften, die teuer sind und Senioren misshandeln könnten, werden Roboter diese Probleme nicht haben und können mindestens 10 Jahre lang eingesetzt werden", sagte Qiu.

Die ethische Frage danach, ob die Ergänzung oder gar der Ersatz menschlicher Nähe durch Roboter überhaupt erstrebenswert ist, spielt in China eine untergeordnete Rolle. Derzeit, so scheint es, konzentriert man sich in Beijing voll und ganz auf die schnellstmögliche Entwicklung des technologisch machbaren.

Chinas Ministerium für Industrie und Informationstechnologie hat inzwischen die "Massenproduktion" von humanoiden Robotern bereits für das Jahr 2025 als Zielvorgabe ausgegeben.

Wie die Einführung möglicher Pflegeroboter in der Praxis aussehen könnte, steht indes auf einem anderen Blatt. Noch gibt es dazu keine regulatorischen Vorschriften. Wie so oft, dürfte man sich auch bei diesem Thema erst darum kümmern, wenn es soweit ist, und zunächst der technologischen Innovation freien Lauf lassen. Dann jedoch stünde auch in China sicherlich eine entsprechende Debatte bevor.