Tesla will bald echte humanoide Roboter einsetzen – aber wofür?

Junge Frau mit einer Tasse Kaffee und einem humanoiden Roboter, die mit einem Laptop in einem modernen Büro arbeiten.

(Bild: ORION PRODUCTION / Shutterstock.com)

Die Vision humanoider Roboter fasziniert seit Langem. Elon Musk verspricht schon für nächstes Jahr nützliche Tesla-Bots. Aber sind diese wirklich erstrebenswert?

Die jüngste Ankündigung von Elon Musk auf X (ehemals Twitter), dass "Tesla im nächsten Jahr wirklich nützliche humanoide Roboter in Kleinserie für den internen Gebrauch bei Tesla herstellen wird", lässt vermuten, dass Roboter mit menschenähnlichen Eigenschaften und "wirklich nützlichen" Funktionen schon bald zur Verfügung stehen könnten.

Humanoide Roboter: Fiktion oder baldige Realität?

Trotz jahrzehntelanger Versuche sind nützliche humanoide Roboter jedoch eine Fiktion geblieben, die nie ganz mit der Realität Schritt halten konnte.

Stehen wir nun endlich vor dem Durchbruch? Es stellt sich die Frage, ob wir überhaupt humanoide Roboter benötigen.

Die Vielfalt humanoider Robotermodelle

Der Optimus-Roboter von Tesla ist nur einer von mehreren aufkommenden humanoiden Robotern, zu denen auch Atlas von Boston Dynamics, Figure 01 von Figure AI, Phoenix von Sanctuary AI und viele andere gehören.

Sie haben in der Regel die Form einer zweibeinigen Plattform, die laufen, manchmal springen und andere athletische Leistungen vollbringen kann. Diese Plattform kann mit einem Paar Roboterarmen und -händen ausgestattet sein, die Objekte mit unterschiedlichem Geschick und Tastsinn manipulieren können.

Hinter den Augen befindet sich eine künstliche Intelligenz, die für die Planung der Navigation, die Erkennung von Objekten und die Ausführung von Aufgaben mit diesen Objekten ausgelegt ist. Am häufigsten werden solche Roboter in Fabriken eingesetzt, um sich wiederholende, schmutzige, langweilige und gefährliche Arbeiten auszuführen und mit Menschen zusammenzuarbeiten, z. B. beim Tragen einer Leiter.

Einsatzbereiche für menschenähnliche Maschinen

Sie werden auch für den Einsatz im Dienstleistungssektor vorgeschlagen, möglicherweise als Ersatz für die derzeitige Generation von Servicerobotern, die eher als "Begrüßer" und "Führer" fungieren.

Sie könnten in der Sozialfürsorge eingesetzt werden, wo es bereits Versuche gibt, Menschen zu heben und zu bewegen, wie Riken Robear (der zugegebenermaßen eher ein Bär als ein Humanoid war), und um persönliche Pflege und Therapie zu leisten.

Es gibt auch einen etablierten und wachsenden Markt für humanoide Sexroboter. Interessanterweise scheint der Einsatz humanoider Roboter in anderen Bereichen weniger umstritten zu sein, obwohl viele Menschen die damit verbundenen moralischen und ethischen Probleme erkennen.

Technische Hürden bei der Entwicklung

Dennoch erweist es sich als schwierig, humanoide Roboter in der Praxis einzusetzen. Warum ist das so?

Es gibt zahlreiche technische Herausforderungen, wie das Erreichen einer flexiblen zweibeinigen Fortbewegung auf unterschiedlichem Terrain. Der Mensch hat etwa vier Millionen Jahre gebraucht, um das zu erreichen, also ist der Stand bei humanoiden Robotern ziemlich beeindruckend. Aber der Mensch lernt, eine komplexe Reihe von Wahrnehmungsfähigkeiten zu kombinieren, um dieses Kunststück zu vollbringen.

Auch der geschickte Umgang mit Objekten aller Formen, Größen, Gewichte und Zerbrechlichkeiten erweist sich für Roboter als schwierig. Es gibt jedoch bedeutende Fortschritte, wie die geschickten Hände des britischen Unternehmens Shadow Robot.

Herausforderungen der Mensch-Roboter-Interaktion

Im Vergleich zum menschlichen Körper, der von einer weichen und flexiblen Haut bedeckt ist, die ständig die Welt wahrnimmt und sich ihr anpasst, sind die taktilen Fähigkeiten von Robotern auf einige wenige Berührungspunkte wie die Fingerspitzen beschränkt.

Der Übergang von der Automatisierung spezifischer Aufgaben an Fließbändern in Fabriken zur Verbesserung allgemeiner Aufgaben in einer dynamischen Welt erfordert größere Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz sowie bei den sensorischen und mechanischen Fähigkeiten.

Schließlich wird erwartet, dass ein Roboter, der wie ein Mensch aussieht, auch wie ein Mensch mit uns kommunizieren und vielleicht sogar emotional auf uns reagieren kann.

Wenn unser Gehirn, das sich entwickelt hat, um nonverbale Kommunikationselemente zu erkennen, nicht alle Mikroausdrücke wahrnimmt, die auf einer unterbewussten Ebene interpretiert werden, kann der humanoide Roboter geradezu beängstigend wirken.

Dies sind nur einige der großen Forschungsherausforderungen, die die Forschungsgemeinschaften auf dem Gebiet der Robotik und der Mensch-Roboter-Interaktion weltweit beschäftigen. Hinzu kommt der Einsatz von humanoiden Robotern in unserer sich ständig verändernden, lauten und realen Welt mit Regen, Staub und Hitze. Das sind ganz andere Bedingungen als die, unter denen sie getestet werden.

Sollten wir uns also nicht darauf konzentrieren, Systeme zu entwickeln, die robuster sind und nicht den gleichen Gefahren ausgesetzt sind wie Menschen?

Das bringt uns zu der Frage, warum sich Musk und viele andere auf humanoide Roboter konzentrieren. Müssen unsere Robotergefährten so aussehen wie wir?

Ein Argument ist, dass wir unsere Welt allmählich dem menschlichen Körper angepasst haben. Zum Beispiel sind unsere Gebäude und Städte weitgehend so gebaut, dass sie unserer Körperform entsprechen. Es liegt also nahe, dass auch Roboter diese Form annehmen.

Anpassung der Umwelt an Roboter oder umgekehrt?

Allerdings erfordern unsere gebauten Umgebungen und Werkzeuge oft ein gewisses Maß an Kraft, Geschicklichkeit und sensorischen Fähigkeiten, was für viele Menschen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, von Nachteil ist. Würde das Aufkommen stärkerer Maschinen aus Metall unter uns diese Kluft vergrößern?

Vielleicht sollten wir Roboter als Teil der Welt betrachten, die wir schaffen müssen, um der Vielfalt der menschlichen Körper besser gerecht zu werden. Wir könnten mehr tun, um Robotertechnologien in unsere Gebäude, Möbel, Werkzeuge und Fahrzeuge zu integrieren und sie intelligenter und anpassungsfähiger zu machen, damit sie für alle zugänglicher werden.

Es ist auffällig, dass die derzeitige Generation eingeschränkter Roboterformen nicht die Vielfalt des menschlichen Körpers widerspiegelt. Vielleicht hat unsere scheinbare Besessenheit von humanoiden Robotern andere, tiefere Wurzeln. Der gottähnliche Wunsch, Versionen von uns selbst zu erschaffen, ist eine Fantasie, die immer wieder in dystopischen Science-Fiction-Filmen auftaucht, aus denen die Technologieindustrie gerne Ideen schöpft.

Oder vielleicht sind humanoide Roboter die "Mondlandung", eine Vision, die wir alle nachvollziehen können, die aber unglaublich schwer zu erreichen ist. Kurz gesagt: Wir wissen vielleicht nicht genau, warum wir dorthin wollen, aber wenn wir es versuchen, werden wir wahrscheinlich beeindruckende technologische Innovationen hervorbringen.

Steve Benford ist Professor für Collaborative Computing an der Universität Nottingham.

Praminda Caleb-Solly ist Professorin für verkörperte Intelligenz an der Fakultät für Informatik, Universität Nottingham.

Dieser Artikel wurde von The Conversation unter einer Creative-Commons-Lizenz veröffentlicht. Lesen Sie den Originalartikel. Übersetzer: Bernd Müller