Cholera-Ausbruch im Libanon: WHO verstärkt Maßnahmen
Erster Cholerafall im Libanon. Maßnahmen werden verstärkt, doch der Krieg behindert die Impfkampagne. Auch in Gaza bleibt die Lage weiter kritisch.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach einem bestätigten Cholerafall im Libanon Alarm geschlagen. Der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, kündigte vergangene Woche an, dass ein Aktionsplan aktiviert wurde, um die Überwachung, die Nachverfolgung von Kontaktpersonen und die Wasseruntersuchungen zu verstärken.
WHO: Eindämmung hat oberste Priorität
Der Fall sei in Akkar, der nördlichsten Provinz des Landes, entdeckt worden, berichtet die Organisation
.
Tedros wies in Genf darauf hin, dass die libanesischen Gesundheitsbehörden bereits im August eine Schluckimpfkampagne für 350.000 Menschen gestartet hätten.
Die Eskalation der Gewalt durch die zunehmenden Feuergefechte zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges im vergangenen Oktober und die jüngsten intensiven Angriffe Israels hätten jedoch zu einer Unterbrechung dieser Gesundheitskampagne geführt.
Die Kampagne sei entscheidend, um die Ausbreitung der Cholera einzudämmen, die in Gebieten mit schlechter Wasser- und Sanitärversorgung floriert.
Dr. Abdinasir Abubakar, der amtierende WHO-Vertreter im Libanon, äußerte sich besorgt darüber, dass viele Menschen, die vor der Gewalt im Süden des Landes geflohen sind, keinen Schutz gegen Cholera haben. Da einige dieser Gemeinschaften seit 30 Jahren nicht mehr gegen Cholera immun seien, sei das Risiko einer raschen Ausbreitung sehr hoch.
23 bestätigte Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen
Die unmittelbare Bedrohung durch Cholera stellt eine weitere Herausforderung für die humanitären Organisationen vor Ort dar. Die WHO hat bereits medizinische Hilfsgüter an prioritäre Krankenhäuser verteilt, um die Opfer der israelischen Bombenangriffe zu behandeln.
Darüber hinaus arbeitet die Gesundheitsbehörde der Vereinten Nationen mit dem Libanesischen Roten Kreuz und Krankenhäusern zusammen, um Blutbanken mit Material für sichere Blutspenden auszustatten und Chirurgen in lebensrettenden Techniken zu schulen.
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Tedros betonte, dass die Lösung "nicht Hilfe, sondern Frieden" sei. Nach Angaben der WHO wurden seit Beginn der Feindseligkeiten vor einem Monat 23 bestätigte Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen verzeichnet, bei denen 72 Mitarbeiter und Patienten getötet und 43 verletzt wurden.
Nach Angaben der libanesischen Behörden wurden seit Oktober letzten Jahres etwa 2200 Menschen getötet. Fast die Hälfte der primären Gesundheitszentren in den betroffenen Gebieten mussten schließen, und 11 Krankenhäuser wurden ganz oder teilweise evakuiert.
Stand der Polio-Impfungen in Gaza
In Gaza, wo derzeit die zweite Runde einer Polio-Impfkampagne läuft, betonte der WHO-Chef, dass der Erfolg davon abhänge, dass mindestens 90 Prozent der Kinder unter zehn Jahren in der gesamten Enklave erreicht würden.
Mindestens zwei Impfdosen sind notwendig, um die Übertragung des Poliovirus zu unterbrechen. Die Eskalation der Gewalt im Norden des Gazastreifens habe jedoch humanitäre Missionen "blockiert", so Tedros. Er forderte Israel auf, der WHO und ihren Partnern Zugang zum Norden zu gewähren, um die Menschen zu erreichen, die dringend Hilfe benötigen.
Die UN-Hochkommissarin für humanitäre Hilfe, Joyce Msuya, berichtete dem UN-Sicherheitsrat, dass seit Anfang Oktober mehr als 55.000 Menschen aus Jabalia im Norden von Gaza vertrieben wurden, während andere in ihren Häusern ohne ausreichende Wasser- und Lebensmittelversorgung eingeschlossen seien.
Zwischen dem 2. und 15. Oktober wurde keine Nahrungsmittelhilfe in den Norden geliefert, und alle lebensnotwendigen Vorräte gingen zur Neige.