Corona-Maßnahmen: Dänemark geht einen Schritt zurück

Seite 2: Für Ungeimpfte wird es ungemütlicher

Dass es neue Maßnahmen geben würde, hatte sich abgezeichnet: Immer mehr Kommunen, vor allem in der Hauptstadtregion, überschritten die Inzidenz-500-Grenze, nach der es lokale Maßnahmen geben soll. Klassen mussten wieder geschlossen werden. Eine Restaurantkette verlangte den Corona-Pass schon, bevor er Pflicht wurde, "damit die Gäste sich nicht unsicher fühlen".

Eine Überraschung war die Ankündigung der Regierung am Montagabend also nicht. Zwei Punkte in der Rede von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen führten allerdings anschließend zu Diskussionen. So äußerte sich Frederiksen sehr verständnislos über all jene, die sich bisher nicht haben impfen lassen: "Es ist eine kleine Gruppe, die nicht nach den Spielregeln spielt, die nun während der Pandemie herrschen. Es gibt keine Entschuldigung dafür, sich nicht impfen zu lassen. Man trägt jetzt Verantwortung für die gesamte dänische Gesellschaft."

Und während Gesundheitsminister Magnus Heunicke die Freiwilligkeit der Impfung betonte, mit der man sehr erfolgreich sei, will Frederiksen weitere Maßnahmen für Ungeimpfte nicht ausschließen: "Wir können nicht einfach zusehen, dass so wenige es für so viele zerstören. Natürlich überlegen wir auch, ob mehr geschehen soll."

Der zweite Punkt ist Frederiksens Appell an das Krankenpflegepersonal, bitte noch einmal extra Einsatz zu zeigen. Das kam bei diesen als pure Provokation an. Denn im August beendete die Regierung per Gesetz einen zehn Wochen andauernden Streik, der höheren Lohn für diese Gruppe forderte. An den Bedingungen hat sich bisher nichts verbessert.

Die Wut der Pflegekräfte verdrängte in den Medien kurzfristig sogar das andere große Corona-Thema, die Ermittlungen der Nerzkommission zu den Tiertötungen ohne ausreichende Gesetzesgrundlage. Ein Problem der Kommission: Wichtige SMS von Frederiksen dazu sind nicht mehr vorhanden, weil sie laut der Ministerpräsidentin aus Sicherheitsgründen automatisch gelöscht wurden.

Noch ruhige Lage in Schweden

Ein Blick über den Öresund: In Schweden sind die Zahlen zuletzt auch leicht gestiegen, aber noch deutet nichts darauf hin, dass eine Entwicklung wie in Dänemark ansteht. In Schweden gelten seit dem 29. September keine verpflichtenden Einschränkungen mehr, und einen Coronapass oder eine andere Art von Nachweispflicht gab es dort nie. Ungeimpfte sollen allerdings weiter Abstand halten. Seit dem 1. November gibt außerdem neue Empfehlungen dazu, wann sich wer testen lassen soll.

Geimpfte sollen zwar bei Symptomen zu Hause bleiben, müssen sich aber nicht testen lassen - es sei denn, sie kommen aus dem Ausland, arbeiten im Gesundheitswesen oder benötigen eine Behandlung. Ungeimpfte sollen sich weiter bei Symptomen testen lassen. Dieser Ansatz ist von mehreren Seiten in Frage gestellt worden. Denn bekanntermaßen können auch Geimpfte das Virus übertragen, auch wenn sie nicht im selben Maße ansteckend sind.

Staatsepidemiologe Anders Tegnell begründete dies damit, es sei nicht notwendig - man habe ausreichend andere Möglichkeiten, die Virusverbreitung zu überwachen. Und man habe ohnehin nie alle Fälle identifizieren können. "Wir halten es nicht für zweckdienlich, breiter zu testen", sagt auch Karin Tegmark Wisell, die neue Generaldirektorin der Behörde für öffentliche Gesundheit (Folkhälsomyndigheten).

Am Umgang mit den Tests zeigt sich ein weiterer deutlicher Unterschied zwischen den Strategien in Schweden und Dänemark: In Dänemark wird weiterhin jedem bei Symptomen der Test empfohlen, auch Geimpften. Dort werden außerdem an einem Tag mehr Leute getestet als in Schweden in einer Woche. Das dürfte auch die Inzidenzen beeinflussen. Diese haben jedoch mit den Impfungen ohnehin einen Teil ihrer Aussagekraft verloren.

Letztlich entscheidet nun die Zahl der Krankenhauseinweisungen, als wie gefährlich Covid-19 noch angesehen wird. In Schweden waren dies zuletzt 215 Infizierte in stationärer Behandlung, plus 35 auf der Intensivstation.

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