Corona und Knastgeschichten

Seite 3: Arkás: Lebenslänglich (1)

Mit der heutigen Wochenkolumne präsentiert Telepolis in deutscher Übersetzung erstmals Comicstrips des gesellschaftskritischen Cartoonisten Arkás aus Griechenland. Gemeinsam mit seiner Übersetzerin Ingrid Behrmann haben wir uns für die Geschichten von O Isobítis entschieden, dem "Lebenslänglichen", der, wie wir zu Beginn erfahren, zu einer Gefängnisstrafe von 622 Jahren verurteilt worden ist und – wie sollte es anders sein? – mit seinem Schicksal hadert.

Mit den gezeichneten Kurzgeschichten über den namenlosen Häftling gelang Arkás nach 1989 endgültig der Durchbruch. Die Gesellschaftskritik traf in ihrer zeitlosen Hintergründigkeit einen Nerv.

Arkás, dessen bürgerlicher Name nicht bekannt ist, hat Anfang 1981 mit seiner Arbeit als Cartoonist begonnen. Der Humor seiner Comicstrips ist immer wieder von tiefgreifenden philosophischen Gedanken durchzogen. Der Mensch, seine Freiheit, das Verhältnis zur Religion, die Rolle der Kirche, die Demokratie – kein Thema ist Arkás zu komplex, um es nicht in kurzen Geschichten auf einer Seite, oft nur mit einer Figur im Monolog zu behandeln.

Arkás steht trotz seines sehr eigenen Zeichenstils in einer Tradition mit Größen des politischen Cartoons wie dem im vergangenen Jahr verstorbenen Argentiniers Joaquín Salvador Lavado Tejón alias Quino, der mit seinen Kurzgeschichten der kleinen Malfalda Generationen bewegte (und die Militärjunta in dem südamerikanischen Land erzürnte).

Erst vor wenigen Jahren war Arkás selbst zum Politikum geworden. Nach einem offenbar konzertierten Angriff von Sympathisanten der damaligen linksgerichteten Syriza-Regierung musste er vorübergehend seine Facebook-Seite offline nehmen. Stein des Anstoßes war eine zunächst harmlos erscheinende Karikatur: ein Nachrichtensprecher, der sagt: "Ich habe volles Vertrauen in die Regierung. Sie steht mit ihren Füßen fest in den Wolken."

Im damals (und heute) polarisierten Griechenland löste die Zeichnung eine Flut feindseliger Nachrichten aus. "Das wird auf Dich zurückfallen, Du wirst schon sehen", hieß es in einer der Zuschriften. Da half es zunächst auch wenig, dass sich die später abgewählte Syriza-Regierung von den Angriffen distanzierte.

Selbst angesichts dieses Skandals verweigerte sich der zurückgezogene Cartoonist Anfragen der Presse. Er sei "schmerzlich überrascht", eine so hitzige Reaktion provoziert zu haben, schrieb er lediglich. Schließlich habe er sich jahrelang ohne weitere Probleme sogar über die drei Säulen der konservativen Rechten lustig gemacht: Religion, Familie und Land.

Nun aber: O Isobítis, oder: Lebenslänglich:

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