Corona und Knastgeschichten

Seite 2: Eine Antwort an das Forum: Corona-Patienten auf Intensivstationen

Das Thema

Telepolis hatte über die Lage auf Intensivstationen berichtet und die Zahl des Intensivregisters (Divi) zu Corona-Patienten wiedergegeben:

Dass die Entwicklung bei den Intensivbetten nicht gut aussieht, wird wohl keiner der politischen Verantwortlichen bestreiten. Der Trend ist eindeutig: "Die Zahl der Covid-19-Patienten in Deutschland, die intensivmedizinisch behandelt werden, steigt den 25. Tag in Folge – auf nun 4422. Der Zuwachs gegenüber der Vorwoche beträgt 20,8%."

Merkel für "kurzen, einheitlichen Lockdown", 07. April 2021, Thomas Pany

User "adiosamigos" zog diese Angaben daraufhin in mehreren Kommentaren in Zweifel, etwa hier und hier:

Hier wird absichtlich der Eindruck hinterlassen, das alle 4422 Patienten Corona-Patienten sind. Das ist falsch. Das einzige, was sie alle verbindet, ist der positive PCR-Test. Ein seriöser und guter Journalist würde hier anfangen Fragen zu stellen. Z.B. wieviele von den 4422 Patienten wegen Corona behandelt werden.

(...)

Das ist die Zahl der Patienten die intensiv behandelt werden mit positiven Corona-Test. Sie sagt gar nichts darüber aus, ob die Leute wegen Corona dort sind. Sie können auch einen Verkehrsunfall gehabt haben. Da wir nicht differenziert. (Schreibweise wie im Original.)

Der Kurzcheck:

Auf Telepolis-Nachfrage antwortet Nina Meckel, Sprecherin der Deutschen Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V., Divi:

Ja, wir zählen alle Patienten auf der ITS (Intensivstation) mit positivem PCR als Covid-Patient. Und die allermeisten kommen auch absolut und unwiderruflich, weil sie sehr schwer an Coviderkrankt sind.

Die Vorstellung „nur Verkehrsunfall mit positivem PCR“ ist aber absolut falsch: Wenn Sie dummerweise einen so schweren Verkehrsunfall im Zusammenhang mit einer gerade aufkommenden, noch nicht schwer verlaufenden Covid-Erkrankung haben, also „nur positiven PCR-Test“ haben, ja, leider wird dann der Körper höchstwahrscheinlich absolut überfordert sein und das Risiko am Verkehrsunfall mit Covid-19 oder eben deshalb wegen Covid-19 zu versterben, ist sehr hoch, es liegt etwa bei 80 Prozent!

Unsere Nachfrage, ob ein Unterschied zwischen Patienten mit einer tatsächlichen Covid-19-Erkrankung und einem einfachen positiven PCR-Test auf den neuartigen Corona-Virus gemacht wird, verneinte Meckel:

Wie in den FAQ dargestellt, bitten wir die Kliniken, die Covid-19-Fälle wie folgt zu melden:

"Aktuelle COVID-19-Fälle: Anzahl aller aktuell in intensivmedizinischer Behandlung (beatmet und nicht beatmet) befindlichen COVID-19-Patient*innen (in allen Intensivbereichen: Low-Care, High-Care, ECMO). Dabei nur nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2 und KEINE Verdachtsfälle."

Das bedeutet: Covid-19-Fälle werden im Intensivregister als solche gezählt, sobald ein positiver Test vorliegt, sofern die meldenden Ärzte das FAQ gelesen haben und tatsächlich so melden.

Aber wie gesagt, dass jemand "nur" einen schweren Unfall hatte und zufällig auch positiv ist und keinerlei Symptome zeigt, so haben mir alle Intensivmediziner ausnahmslos bestätigt, ist ihnen noch nicht untergekommen. Wenn der Körper mit Covid und einem anderen schweren Vorfall zu kämpfen hat, kommt meist schnell das Multiorganversagen.

Die Debatte war schon einmal aufgebrandet, nachdem die Wochenzeitung Die Zeit im Februar berichtet hatte, 20 bis 30 Prozent der Corona-Patienten auf Intensivstationen seien dort nicht wegen einer Covid-19-Erkrankung in Behandlung, sondern nur "zufällig positiv getestet" worden.

Gegenüber dem Portal In Franken hatte Meckel ausgeführt, ein positiver PCR-Test bedeute neben einem höheren Risiko für die Intensivpatienten zudem, dass sie mehr Platz benötigten. Denn Corona-Patienten müssen isoliert werden. "Das führt dazu, dass insgesamt weniger Betten verfügbar sind. Ehemalige Zweibettzimmer werden so teilweise zu Einzelzimmern. Die Folge: Die Zahl der betreibbaren Betten sinkt", hieß es in dem Bericht.

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