Coronavirus lässt Sorgen um schwächelnde Wirtschaft explodieren

Seite 2: Situation ist schlechter als vor der Finanzkrise

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Ob es zu einem Lehman-Moment kommt, den Gabriel Felbermayr, Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IFE), schon drohen sieht, ist derzeit noch nicht ausgemacht, allerdings könnte das Virus der Katalysator sein. Auszuschließen ist nicht, dass der Coronavirus und seine Ausbreitung ähnliche Schockwellen in die Weltwirtschaft senden könnte, wie der Zusammenbruch der US-Investmentbank zu Beginn der Finanzkrise.

Eines ist allerdings klar: Die Situation ist heute deutlich schlechter als damals, weil kaum Konsequenzen aus dem Desaster gezogen wurden. Obwohl uns immer wieder erklärt wurde, die Krise sei beendet, halten Bankenpleiten und Rettungen an. Zahlreiche Banken, die nun noch größer geworden sind, sind längst nur noch Zombie-Banken. Sie werden durch Notmaßnahmen künstlich am Leben gehalten und bergen ein gefährliches Potential. Und die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Krisenmodus nie verlassen und zuletzt, da die deutsche und die europäische Wirtschaft deutlich zu schwächeln begann, ihn sogar wieder verschärft.

So sollte auf den Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman gehört werden, der die Lage wieder einmal ziemlich treffend beschreibt: "Wir stehen heute schlechter da, um mit einer Krise umzugehen, als 2007." Er stellt gerade sein neues Buch "Arguing With Zombies" vor. Er hielt sich in den letzten Tagen in Spanien auf, wo er viele Interviews gab. Er sieht die Lage schlechter als damals, da wichtige Reformen im Finanzsystem bestenfalls zaghaft angegangen wurden, das weiterhin kaum reguliert ist. "Im Allgemeinen haben wir sehr wenig getan, um die Probleme zu lösen, die die Große Rezession verursacht haben", erklärt er. "Wir haben die Lektion nicht gelernt."

Er schätzt die Lage vor allem deshalb schlechter ein, da man nun schon "ohne Stoßdämpfer" unterwegs sei. So verweist auch er darauf, dass die Notenbanken 2007 Spielraum hatten und zum Beispiel die Leitzinsen senken konnten. In Europa befinden die sich aber weiter auf Null und sogar Negativzinsen wurden eingeführt und werden vermutlich bald deutlich ausgeweitet: "Wenn sich Morgen ein Kollaps ereignet, sind die Werkzeuge zur Reaktivierung der Wirtschaft viel schwächer."

Allerdings geht Krugman nicht davon aus, dass ein Faktor wie der Coronavirus der Auslöser der nächsten großen Krise sein wird, sondern es würden diverse Faktoren zusammenspielen. Er spricht dabei auch die steigende Verschuldung von Unternehmen und Verbrauchern, die Blasenbildungen und andere Faktoren an. "Sicher ist nur", meint der Wirtschaftsnobelpreisträger, "dass wir nun schlechter vorbereitet sind, um damit umzugehen."

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