Das Display der Zukunft?
Aufrollbar, biegsam und ultradünn
Flachbildschirme sind auf dem Vormarsch und erobern immer mehr den Markt. In Nature Materials stellen jetzt Wissenschaftler ein neues Display vor, das an Papier erinnert und sehr flexibel ist.
Ein biegsames Display ist ein Traum für viele Anwendungen. Gerwin G. Gelinck und fünfzehn Kollegen von den Philips Research Laboratories im holländischen Eindhoven stellen jetzt ein solches Wunderwerk vor, das fast komplett aus Plastik besteht. Herkömmliche Bildschirme, ob nun tief oder flach im Design, bestehen hauptsächlich aus Elektronik auf Silizium-Basis, die auf Glas aufgebracht wird, und sind dadurch teuer in der Herstellung. Sie eignen sich zudem nicht für den Einsatz in bestimmten Bereichen, wie z.B. elektronisches Papier oder integrierte Displays in der intelligenten Kleidung der Zukunft (vgl. Mode bleibt tragbar, alles andere soll sich ändern). Schon seit Jahren wird deswegen nach Monitoren auf Polymerbasis geforscht (vgl. Organische bunte Leuchtdioden für Moblitelefone). Noch in diesem Jahr soll eine erste kommerzielle Version von elektronischem "SmartPaper" der US-Firma Gyricon auf den Markt kommen, aber diese Systeme sind weder hochauflösend, noch sehr leistungsfähig. Am geeignetsten erscheinen sie bisher für die Anwendung als schwarz-weiß leuchtende Anzeigetafel in Geschäften oder Hotels.
Die Philips-Forscher treten nun an, um die bisherigen Rekorde zu brechen. Ihr Display ist ultradünn, und kontrolliert das angezeigte Bild über die integrierten Schaltkreise mit seinen 1888 Transistoren. Nie zuvor gab es das auf organischer Grundlage. Vor allem können auf diesem Bildschirm, der mit einer Geschwindigkeit bis zu 5kHz arbeitet, selbst Videos abgespielt werden. Auch das ist ein Durchbruch im Bereich der Polymer-Elektronik, zehnmal schneller als bisher. Die Forscher vom Philips Laboratorium hatten bereits in der Vergangenheit ein Verfahren entwickelt, um mit beschichtetem Film Flüssigkristalldisplays (LCD) zu schaffen (vgl. Aufmalbare Displays).
Jetzt präsentiert die Gruppe um Gelinck wieder ein Produkt auf Basis von Dünnschichttransistoren (TFT - Thin Film Transistor). Das neue Display ist sehr leicht, großflächig, so gut wie unzerbrechlich und kann eingerollt werden. Diese Eigenschaften machen es besonders geeignet für mobile Zwecke, also als Ersatz für schwere Laptops und Handys mit winzigen, schlecht auflösenden Bildschirmen. Ein elektronisches Papier, das für E-Bücher, Zeitschriften und Zeitungen verwendet werden könnte. Eine Zukunftsvision ist die Schultasche Light, in der sich statt vieler schwerer Bücher und Hefte nur noch ein aufgerolltes elektronisches Papier, eine kleine Tastatur und ein kleines Speichermedium befinden.
Der Display besteht aus einer ultradünnen Rückwand - gerade mal 25 Mikron dick, wobei 1 Mikron 1/1000 mm entspricht - mit den Transistoren auf organischer Grundlage, kombiniert mit einer Vorderseite, die 200 Mikron dick ist und mit reflektiver elektronischen Tinte operiert (E-Ink von der E Ink Corporation vgl. Elektronische Tinte auf dünnen Plastikdisplays). Dem Team ist es nun möglich, einen Quarter VGA (320x240 Pixel) Active-Matrix-Display mit einer Diagonale von 12.7 cm und einer Auflösung von 85 dpi zu erreichen.
Die neue Technologie ist vor allem auch wirtschaftlich interessant. Organische Transistoren erlauben eine sehr viel günstigere Produktion elektronischer Geräte als Silizium, da sie bei Raumtemperatur aus chemischen Lösungen hergestellt werden können. Gezielt können mit dem neuen Verfahren flexible Plastik-Monitore verschiedener Formen geschaffen werden. Entsprechend will Philips die weitere Entwicklung bis zur Serien-Marktreife jetzt schnell voran treiben und hat dazu eine spezielle Arbeitsgruppe namens Polymer Vision ins Leben gerufen.