Das Ende des Stillen Weltkriegs

Seite 3: Friedensvertrag beendet den "Stillen Weltkrieg"

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Die erbitterte Auseinandersetzung der letzten Jahre ist damit beigelegt, der "Stille Weltkrieg" zwischen NATO und SCO (bzw. den USA und China) beendet.

Wann hatte er angefangen? Es ist schwierig, einen genauen Zeitpunkt zu nennen, aber es spricht Einiges dafür, den Kriegsbeginn rückblickend auf November 2010 zu datieren, den Beginn von "QE2". Das Ende des Krieges lässt sich hingegen sehr viel eindeutiger terminieren - auf den Tag des Abschlusses des "Atomabkommens" mit dem Iran, den 14. Juli 2015. Gemeinsam mit dem Minsker Abkommen vom Februar, dem noch ausstehenden afghanischen Friedensvertrag und einer künftigen Klärung der Verhältnisse in Südostasien stellt das Abkommen den Friedensvertrag des "Stillen Weltkriegs" dar.

Bild: CNTV.cn

Hätte die US-Regierung länger gewartet, hätten sich nicht nur in der Causa Iran die Dinge deutlich zu ihren Ungunsten verschoben; womöglich wäre ihr am Ende dann nur noch die bedingungslose Kapitulation geblieben. So beschränkt sich die totale Niederlage auf die neokonservativen Teile der Elite in den USA und anderen Ländern, während der Rest des Landes die ihm zustehende Rolle eines gleichberechtigten Partners im neuen internationalen System sicherlich dankend annehmen wird.

Die heutige Militärparade in Beijing, genauer: die Zwillingsparaden in Moskau und Beijing, feiern somit nicht nur den damaligen, sondern viel mehr noch den genauso wichtigen und schwierigen, wenn auch glücklicherweise weit weniger blutigen aktuellen Sieg. Dass gerade gestern die entscheidende Zustimmung der demokratischen Senatorin Barbara Mikulski zum Iran-Abkommen verkündet wurde - mit 34 sicheren Stimmen kann Präsident Obamas Veto nicht mehr überstimmt werden - und am selben Tag US-Außenminister Kerry eine bewegende, ja historische Rede zur Verteidigung der Vereinbarung hielt, ist sicherlich kein Zufall, sondern vielmehr gelungene Dramaturgie. Und dass heute König Salman von Saudi-Arabien in den USA eintrifft und später im Monat Chinas Präsident Xi Obama einen Besuch abstattet,ist dies ebensowenig: Die globalen Machtstrukturen verändern sich dramatisch - und es gibt sicherlich mehr als genug zu besprechen mit den Staatschefs des wichtigsten alten und des wichtigsten neuen Partners. Saudi-Arabien tritt ab; Chinas Zeit ist gekommen.

Der Autor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Fragen der Geopolitik und Geoökonomie sowie des europäischen Einigungsprozesses, seit Kurzem betreibt er den Blog geopolitikblog.wordpress.com. Auf Twitter kommentiert er als @smukster.