Das Establishment hinter den Rechtspopulisten

Seite 2: Hedge-Fonds-Manager und Milliardär" Robert Mercer will mit Bannon einen rechten Fernsesender aufbauen

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Bannon habe kürzlich eine Audienz bei dem Hedge-Fonds-Manager und "Megaspender" Robert Mercer erhalten, um das weitere Vorgehen auszuloten, wurde berichtet. Der Milliardär schätze den Rechtsextremisten, weil er "Ergebnisse liefert", bemerkte ein Insider gegenüber der Washington Post, deshalb investiere er gerne große Summen in Unternehmungen, an denen Bannon beteiligt sei, da "dieses Geld gut ausgegeben scheint".

Trotz aller Nähe zwischen dem Finanzspekulanten und dem Rechtsextremisten seien "solche Treffen sehr selten", berichtete eine Quelle aus dem Umfeld Bannons gegenüber Newsweek. Die Finanziers der extremen Rechten agieren offensichtlich vorsichtig und ziehen es vor, im Hintergrund zu bleiben. Ihr Firmenimperium, Renaissance Technologies, hat aber während des Wahlkampfes über das PAC (Political Action Committee) "Make America Number 1" Millionenbeträge in die Wahlkampagne Trumps gepumpt. Rebekah Mecer, die Tochter des Oligarchen, habe laut Insiderinfos durch persönliche Interventionen nach dem Wahlsieg dafür gesorgt, dass Bannon ins Weiße Haus als "Chefstratege" einziehen konnte.

Insgesamt habe Mecer 22,5 Millionen in die Republikaner während Wahlkampagne 2016 investiert, hinzu kämen seine Finanzspritzen für Breitbart und Bannon. Der Mercer-Klan habe überdies die Strategie der berüchtigten Koch-Brüder kopiert - zweier reaktionärer Milliardäre, die kurzfristige "Investitionen" in rechte Politiker und Kampagnen mit langfristigen ideologischen Investments kombinierten. Doch zugleich waren den Mercers die Koch Brüder schlicht nicht rechts genug. Das Koch-Netzwerk sei "hoffnungslos verweichlicht bei Themen wie Migration und Handel", so die Sicht der neureichen Oligarchen, die "hungrig waren, ihre eigene, härtere Ideologie zu propagieren", indem sie nicht nur Breitbart, sondern Dutzende weiterer rechtsextremer Projekte und Institutionen finanzierten.

Zudem sind die Mercers schlicht Miteigentümer des Breitbart News Network, das sie mit Finanzzuweisungen über Wasser halten. Bei dem Treffen zwischen Robert Mercer und seinem - nun ja - Angestellten Bannon soll konkret ein neues Medienprojekt diskutiert worden sein: eine rechtsextreme TV-Station, die mit den Geldern des Hedge Fonds aufgebaut werden solle, berichtetenInsider.

Somit entstünde in den USA ein gut finanziertes extremistisches Fernsehnetzwerk, das rechts der berüchtigten Fox-News des reaktionären Milliardärs Rupert Murdoch angesiedelt wäre. Mercer habe versprochen, sowohl Trump wie auch Bannon zu unterstützen. Der Finanzoligarch verschaffe "Breitbart den finanziellen Treibstoff, um zu operieren und zu expandieren", erklärte die Journalistin Jane Mayer, die das Mercer-Imperium schon länger beobachtet.

Wer ist Robert Mercer?

Somit stellt sich eine simple Frage: Wer ist Robert Mercer? Ein genauer Blick hinter die gut ausstaffierten Kulissen der Manege, in der rechtsextreme Schreihälse ihren Hass auf Minderheiten herausschreien und sich als aufrechte Kämpfer gegen das Establishment positionieren, scheint angebracht. Wer ist der "reichste, verschwiegene, geheimnisvolle und reaktionärste" Bloomberg-Republikaner der USA, der die Alt-Right-Bewegung und die Breitbart News des Steve Bannon finanziert?

Mercer ist ein wandelndes Klischee - alles, was an Vorurteilen über Oligarchen im öffentlichen Diskurs zirkuliert, scheint er zu bestätigen. Der Informatiker Mercer war ein Angestellter des IT-Konzerns IBM, der sich mit Spracherkennung befasste, als er ein lukratives Jobangebot von James Simons, dem Gründer des Hedgefonds Renaissance erhielt. Unter Ausnutzung seiner Kenntnisse über Algorithmen konnte Mercer eine steile Karriere bei Renaissance absolvieren, dessen spekulative Investmentfonds sagenhafte Profite von bis zu 80 Prozent jährlich erzielten.

Der verschwiegene Hedgefonds Renaissance, in dem Wall Street und IT-Industrie verschmolzen, wurde von Insidern als das "kommerzielle Gegenstück zum Manhattan Projekt" bezeichnet. Der geschlossene Spekulationsfonds Medallion, an dem sich nur die Eigentümer von Renaissance beteiligen konnten, galt als die die "größte Geldmaschine der Welt". An Steuerhinterziehung grenzende Steuertricks, die Gegenstand einer Untersuchung des US-Senats waren, haben die Profite mit mathematischer Genauigkeit arbeitenden Spekulationsmaschiene Renaissance weiter gesteigert, indem kurzfristige Spekulationen als langfristige Investments ausgegeben wurden.

Mercer ist - genauso wie viele verarmte rechtsextreme Milizionäre in den USA - ein Waffennarr, der auf seinem Anwesen in Long Island einen privaten Schießstand unterhält. Überdies ist er Eigentümer von Centre Firearms, eines Unternehmens, das sich damit bürstet, "das größte private Lager von Maschinengewehren" in den USA zu unterhalten. Hinzu kommen noch dutzende Villen und protzige Yachten, mit denen die Mercers ihren Reichtum zur Schau stellen. 2013 musste die Tower Brigde in London hochgezogen werden, um das knapp 100 Meter lange Schiff passieren zu lassen. Gegenüber dem New Yorker versicherte aber Bannon, dass die Mercers, trotz all ihres Luxus, "die gewöhnlichste Mittelklassenfamilie sind, die du jemals treffen wirst".

Robert Mercer gilt überdies als krankhaft geizig. 2013 verklagten ihn einige Angestellte, da er ihre Überstunden nicht auszahlen wollte und ihre Löhne wegen angeblicher Verfehlungen willkürlich kürzte. Unter anderem beschuldigte er ein Hausmädchen, eine Shampooflasche nicht ausgewechselt zu haben, die nur noch zu einem Drittel voll war.