Das Kursfeuerwerk an den Börsen ist schon wieder vorbei
Wie zuvor nach der Verkündung von milliardenschweren Rettungs- und Konjunkturpaketen verpuffte die Euphorie an den Börsen erneut schnell
Zwar schossen die Kurse an den Börsen nach der praktischen Verstaatlichung der Citigroup und der Ankündigung neuer Rettungspakete in den USA wie bei vorherigen Milliardenspritzen zunächst hoch, doch die Party ist schon wieder vorbei.
Schon im Laufe des Dienstags kippte am Dienstag an der Wall Street die Stimmung, als schlechten Daten von der realen US-Ökonomie eingetrudelt sind. Die Leistung der größten Weltwirtschaft ist im dritten Quartal so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm um 0,5 % ab. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen mit 529.000 Anträgen sogar noch höher aus, als ohnehin erwartet worden war. Die Konsumausgaben sind im Oktober um ein Prozent gefallen, der stärkste Rückgang seit den Anschlägen im September 2001. So schlossen die Börsen in den USA zwar am noch mit einem leichten Plus, doch der Nikkei-Index in Tokio schloss in der Nacht wegen den Sorgen um die US-Wirtschaft schon mit einem Minus von 110 Punkten oder 1,3 % mit 8213 Punkten.
An den europäischen Börsen setzt sich der Trend fort. Der deutsche Leitindex DAX hat derzeit die 4.500-Punkte-Marke wieder unterschritten und könnte sich dem Jahrestief von 4.015 Punkten wieder annähern. Ähnlich sieht es auch am Rest der europäischen Börsen aus.
Die Talfahrt wurde allerdings von der Ankündigung des EU-Konjunkturprogramms etwas gebremst. Die EU-Kommission schlägt vor, mit 200 Milliarden Euro, also 1,5 % des gemeinsamen BIPs, die Konjunktur zu stützen. Kommissionspräsident José Manuel Barroso sprach von einem "großen und mutigen Plan". 170 Milliarden sollen aus den Mitgliedsstaaten kommen und der Rest aus dem Gemeinschaftshaushalt und von der Europäischen Investitionsbank (EIB). Einen stützenden Effekt hatte auch die Tatsache, dass der Präsident der Europäischen Zentralbank, Trichet, eine Senkung des Leitzinses Anfang Dezember in Aussicht gestellt hat. Im November hatte die EZB den Leitzins zum zweiten Mal um 0,5 % gesenkt.
Mit seinem Vorschlag tritt Barroso nun aber Berlin und Paris vor das rechte und linke Schienbein. Erstens fällt er um 70 Milliarden teurer aus, als die beiden führenden EU-Ökonomien mit 130 Milliarden vorgesehen hatten (1 % des BIP), noch dazu schlägt er die Senkung der Mehrwertsteuer vor, wie sie Großbritannien vornimmt. Gemeinsam hatten Paris und Berlin die Maßnahme Link auf http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29206/1.html, die vor allem denen zugute kommt, die besonders wenig Geld haben. Sie wurden in Deutschland über die Erhöhung der Mehrwertsteuer besonders stark getroffen, weshalb die Schere zwischen Arm und Reich weiter geöffnet hat. In keinem anderen Land der 29 OECD-Mitgliedsstaaten ist die Einkommensungleichheit in den letzten Jahrenschneller gewachsen.