"Das neue Evangelium" - Sauerländer Priester als Hitler-Propagandist

Seite 2: Die uferlose "Führer"-Begeisterung

Fortlaufende Einträge aus Piepers – jetzt in unserem Band erstmals edierten – "Brief-Tagebuch" illustrieren, dass der katholische Priester dem NSDAP-Führer nach den Monaten in München regelrecht verfallen ist.

Ich demonstriere dies an dieser Stelle mit über 20 aussagekräftigen Beispielen:

"Wer Hitler einmal hört in seiner faszinierenden Beredsamkeit, der ist auch gewonnen." (3.11.1923) – "In Bayern muss man ja noch viel besser beurteilen können, dass Hitlers Sache nicht verloren ist. […] Den Verrätern gehört eigentlich eine Kugel in die Rippen, aber erst müssen sie noch im Hitlerprozess bloß gestellt werden. Ich bedauere es doch sehr, dass ich nicht mehr in München war. Ganz bestimmt wäre ich mit an der Spitze des Zuges marschiert. […] Das ist ja das Großartige an unserer Partei, dass jedes Mitglied doch eine Art von Fanatiker ist und nicht locker lässt." (26.11.1923)

– "Zweck meines Artikels ist, Hitler meine Treue zu zeigen." (12.2.1924)

– "Und wie alle großen Männer, musste auch Hitler seinen Kreuzweg gehen!" (24.2.1924)

– "Ich arbeite hier im Norden eifrig für Hitlers Sache und werde ihm die Treue bis zum Lebensende halten." (15.3.1924)

– "Hitler sammelt gewiss in der Festung neue Energien, die er wie glühende Lava auf die Menschheit loslassen wird nach seiner Haft." (21.7.1924)

– "Unsere Bewegung geht nicht kaputt, kann nicht untergehen; sie ist die größte Geistesbewegung und Revolution seit der Reformation und wird sich durchsetzen. Lasst Hitler nur erst wieder in Freiheit sein. […] Unendlich leid tut mir nur Hitler; was alles mag durch seine große Seele gehen?" (13.12.1924)

– "Das allerschönste Christgeschenk, die herrliche Weihnachtsgabe ist uns ja, dass unser lieber Hitler wieder frei und bei Euch in München ist." (21.12.1924)

– "Ich freue mich, zur Minorität der Anständigen, zu Hitler zu gehören." (21.12.1924)

– "Westdeutschland und Mitteldeutschland müssen vom Marxismus gereinigt und mobil werden. Das kann nur Hitler. Man harrt hier einfach, wie auf den Heiland!" (25.2.1925)

– "Das Hitlerbuch habe ich nun gelesen und großen Genuss davon gehabt! Woher hat der Mann nur dieses Wissen und diesen Geist!" (9.9.1925)

– "Wie ich mich freue, mal wieder ins Auge unseres Führers zu blicken und seinen Reden zu lauschen!" (3.11.1925)

– "Es hat mich außerordentlich gefreut, dass Hitler mir eine neue Photographie unterschreiben will." (17.6.1928)

– "Das wundervolle Bild von Hitler mit der Widmung wird stets eine meiner größten Kostbarkeiten sein und bleiben." (6.9.1928)

– "In Deutschland ist einfach keine Halle mehr groß genug, die Massen zu fassen, wenn Hitler spricht.

– Wie ich heute las, soll es in Cöln gerade so phänomenal gewesen sein. Beten wir, dass Hitler bei Kraft und Gesundheit bleibt, dann wird er seine providentielle Aufgabe für Deutschland schon lösen. […] Wäre Hitler nicht, welches Ideal im politischen Leben könnte man noch haben?!" (19.8.1930)

– "107 Abgeordnete! Das Leben ist wieder wert, gelebt zu werden! Vorwärts, drauf und dran!" (18.9.1930)

– "Man fängt wieder an[,] an Deutschland zu glauben und auf Deutschland zu hoffen! Es ist wieder eine Lust, zu leben und zu kämpfen." (1.12.1930)

– "Wo täglich Hitlerleute ihr Blut und Leben hingeben, sind wir verpflichtet, unser Äußerstes in Agitation und Organisation zu tun." (5.5.1931)

– "Wie bedauere ich, dass ich nicht Abend für Abend losziehen kann, um in Reden das Evangelium Hitlers weiterzutragen. Weiterleben möchte ich vor allem, um noch das dritte Reich zu erleben! […] Es ist eine Lust zu leben trotz allem! Hoch die Fahne!" (5.5.1931)

– "Auf Weihnacht brach Licht in die Finsternis. Und wir Nationalsozialisten sind alle, wollen alle Lichtträger sein". (21.12.1931)

– "Das ist ja gerade das Wundervolle an Hitler als Führer, dass man sich restlos auf ihn und sein Führergenie verlassen kann. […] Ein frisch-frei-fröhlicher Kampf wird wieder beginnen und dabei gedeihen wir Nationalsozialisten ja am besten!" (20.5.1932)

– "Es geht jetzt bergauf und dem endlichen Sieg unserer heiligen Sache entgegen." (27.6.1932)

– "Gebe es unsere herrliche Hitlerbewegung nicht, wie inhaltslos wäre dann das Leben! Und das Erhabenste an ihr ist, dass Menschen für sie sterben, gern und begeistert sterben." (28.10.1932)

– "Ich bin so kampffreudig und zäh und entschlossen und so voll des festesten Glaubens an den Führer wie nur je zuvor. Wir werden ganz sicher in einigen Monaten an der Herrschaft sein.

– Es ist doch was Schönes und es gibt dem grauen Alltag und dem tagtäglichen Krimskrams einen erhabenen Inhalt, mitkämpfen zu dürfen für ein so hohes Ideal, wie es unsere Bewegung ist!" (6.12.1932)

– "Wie ich mich über das Ostern des deutschen Volkes und seine Auferstehung freue! Hitler wächst von Tag zu Tag an Bedeutung und Größe und wir können stolz darauf sein, dass wir schon so früh seine Größe erkannt und so früh zu ihm gehalten haben." (14.4.1933)