Das serbische Informationsministerium
Hitler Did The Bombing, Clinton Gets Ready
Die "ethnische Säuberung" im Kosovo ist voll im Gang. Nachdem die Verhandlungen in Rambouillet gescheitert und die Beobachter abgezogen sind, der amerikanische Sonderbeauftragte Holbrooke offenbar nichts erreicht hat, dringen weiterhin serbische Truppen in den Kosovo ein und finden Anschläge der UCK statt. Wie immer baden solche Konflikte die Zivilisten aus, deren Dörfer bombardiert werden oder die schlicht aus Angst aus ihrer Heimat fliehen. Heutzutage stellen Zivilisten bei bewaffneten Konflikten mehr als 90 Prozent der Opfer dar. Allein am Wochenende waren im Kosovo 15000 Menschen auf der Flucht.
UNHCR schätzt, daß bereits 22 Prozent der Bevölkerung des Kosovo von ihrem Wohnort vertrieben worden sind oder diesen verlassen haben. Davon halten sich eine Viertelmillion noch im Kosovo auf. Nach Montenegro sind 25000 geflohen, nach Serbien 30000, nach Montenegro 10000, nach Bosnien ebenfalls 10000 und nach Albanien an die 20000. In anderen europäische Länder haben 100000 Menschen Zuflucht gefunden und Asylanträge gestellt. Auf diese Weise werden von den Serben die Tatsachen geschaffen.
Die Bundesrepublik Jugoslawien hat bekanntlich ein Informationsministerium, indem es weniger um die Tatsachen geht, sondern wie man sie sehen sollte. Die UCK, die Sprachregelung, ist eindeutig, sind lediglich Banditen und Terroristen. Berichtet wird natürlich nicht, was die Armee macht, sondern nur, wenn Serben zum Opfer von Anschlägen wurden. Nachdem im Zweiten Weltkrieg Serben aus dem Kosovo vertrieben wurden, scheint das jetzt auch eine Rache zu sein. Für das Informationsministerium jedenfalls leben nur 900000 Albaner noch im Kosovo, während viele als Asylschwindler ausgewandert sind, um ein besseres Leben zu finden. Noch dazu haben die Albaner eine hohe Geburtenrate, was den Serben nicht zu gefallen scheint, und angeblich die meisten Studenten in ganz Europa. Jedenfalls ist die Situation der Menschenrechte für das Informationsministerium keineswegs auf Repression zurückzuführen, sondern auf den Boykott des jugoslawischen Staates.
Auf mögliche Luftangriffe hat man sich auf einer Website schon eingestimmt und greift dabei auf den Zweiten und auch auf den Ersten Weltkrieg zurück. Noch ist Jugoslawien friedlich und schön. Die Bilder der linken Seite zeigen fröhliche Menschen, Kinder, eine schöne Natur, auch Freund Handke ist dabei (Friends are with us), während die auf der rechten Seite gegenübergestellten Bilder ein zerbombtes Belgrad, die böse Albright mit der Unterschrift "Lord, save America from Devil" zeigen, die einseitige Berichterstattung rügen, Geld als das amerikanische Interesse aufführen und Jugoslawien offenbar durch McDonalds und ähnlichem bedroht sehen: "Von der Barbarei zur Dekadenz". Und natürlich ist auch zentral, daß die Deutschen bei einem möglichen Angriff mit dabei sind.
Am 6. April 1941 bombardierten deutsche Flugzeuge Belgrad. Die Erklärung: "Hitler war so wütend auf die Serben, die auf die Straße gingen und riefen, daß sie keine Sklaven sein wollen, daß er keine Zeit dafür fand, seinen Vergeltungsanschlag anzukündigen." Auch die Alliierten bombardierten Serbien 1944: "Unter dem Vorwand, den Krieg beenden zu wollen, warfen sie am orthodoxen Osterfeiertag Bomben auf Belgrad und 16 andere Städte ab. Sie zielten auf Krankenhäuser, Wohngebiete, töteten Tausende von Zivilisten. Deutsche Kasernen blieben intakt." Schon damals also ...
Und heute wollen sie uns wieder helfen, sagt das Informationsministerium: "Sie versprechen uns, den Frieden zu einem Teil unseres Landes, in dem Terroristen ihren makabren Tanz tanzen, mit Bomben zu bringen." Zwischen Hitler und Clinton ("Hitler did the bombing, Clinton gets ready") gäbe es zwar einen gewissen Unterschied, räumt das Informationsministerium ein. Die amerikanische Demokratie haben ihre Regeln. Also werde man nicht ohne vorhergehende Warnung bombardiert. Und man erinnert daran, daß der orthodoxe Osterfeiertag in diesem Jahr am 11. April ist: "Werden die Serben beleidigt, weil die Alliierten nicht die Geduld haben, bis dahin zu warten?" So wiederholt sich ohne Zutun der Serben die Geschichte ...