David gegen Hollywood

Eine kleine Softwarefirma legt sich mit den Filmstudios an

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Um einem Verbot ihres DVD-Kopier-Programms vorzubeugen, hat eine kleine US-Softwarefirma jetzt die großen Hollywood-Studios verklagt. Mit der Klage kommt nicht nur frischer Wind in den DeCSS-Prozess. 321 Studios stellen in ihrer Klageschrift auch den Digital Millennium Copyright Act als solchen in Frage.

Metro-Goldwyn-Mayer, Tristar, Columbia, Sony, Disney, Universal, Pixar - praktisch mit ganz Hollywood legt sich die kleine Softwarefirma 321 Studios aus Nevada mit ihrer am Montag dieser Woche eingereichten Klage an. Der Vorwurf: Die Studios würden versuchen, 321 Studios am Vertrieb des Softwarepakets DVD Copy Plus zu hindern. DVD Copy Plus ist ein Shareware-Produkt, mit dem sich DVDs rippen, per DivX oder MPEG 2 (Video-CD) komprimieren und anschließend auf normale CD-Rohlinge brennen lassen. Dabei setzt die Software offenbar auch auf DeCSS-Programm zur Umgehung des DVD-Verschlüsselungsverfahrens CSS.

In der Klage wirft 321 den Hollywood-Studios nun vor, einen Prozess gegen die Firma wegen eines Verstoßes gegen den Digital Millennium Copyright Act (DMCA) vorzubereiten. Das Gesetzespaket aus dem Jahr 1998 verbietet das Umgehen von Kopierschutz-Mechanismen. 321 Studios argumentiert jedoch, die Nutzung ihrer Software sei Fair Use und damit durch die US-Copyright-Gesetzgebung gedeckt. Ziel der Klage ist es nun, per Gerichtsbeschluss feststellen zu lassen, dass die Firma weder gegen das Copyright noch gegen den DMCA verstößt.

Felten, Corley und 321 Studios

Der DMCA war in der Vergangenheit immer wieder Gegenstand rechtlicher Auseinandersetzungen. So hat der Princeton-Professor Edward Felten im Mai vergangenen Jahres eine ganz ähnliche Klage gegen die Lobbyverbände der Musik- und Filmindustrie eingereicht (Vgl. Princeton-Professor klagt gegen Musikindustrie-Verband). Feltens Ziel war es ebenfalls, sich vor einer Klage der Gegenseite zu schützen. Feltens Klage wurde zwar abgewiesen (Vgl. In den Mühlen des Digital Millennium Copyright Act), doch immerhin beteuerte die Musikindustrie vor Gericht hoch und heilig, den DMCA nicht gegen die Freiheit der Forschung einsetzen zu wollen.

Weniger erfolgreich verlief die gerichtliche Auseinandersetzung um Eric Corley, den Betreiber der Website 2600.com. Er hatte das DeCSS-Programm, das auch Teil der DVD Copy Plus-Software ist, auf seiner Website per Link zum Download angeboten. Die Motion Picture Alliance of America (MPAA) sah darin einen Verstoß gegen den DMCA, klagte und gewann über bisher zwei Instanzen.

Ob 321 Software mit diesem Verfahren mehr Glück haben wird, bleibt fraglich. Doch die Firma lässt sich von den bereits gefällten Urteilen offenbar nicht einschüchtern. Nutzer hätten das Recht, sich private Kopien ihrer DVDs anzulegen, heißt es in der Klage. Außerdem verhindere das DVD-Sicherheitssystem CSS auch den Zugriff auf Filme, deren Copyright längst abgelaufen sei und die deshalb öffentliches Eigentum seien. Falls diese Rechte mit dem DMCA kollidierten, möge das Gericht doch bitte feststellen, dass dieser verfassungswidrig sei.