Der Anti-Intellektuelle Donald und die Intellektuellen-Idioten

König Trump mit seinen Fürsten. Bild: Weißes Haus

Real Game of Thrones

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im Real Game of Thrones gibt es keine Guten und keine Bösen, jedenfalls nicht auf Dauer; auch wie sich die einzelnen Figuren entwickeln ist nicht immer absehbar. Seit sich die Gilde der Demoskopen und Kaffeesatzleser grundlegend blamiert hatte, weil sie Hillarys Sieg einstimmig vorhergesagt hatte, war auch den Wahrsagungen, wer oder was sich zum Guten oder zum Bösen entwickeln würde, kaum noch zu trauen. Ebenso wenig wie den Herolden und Lautsprechern, die das Königreich seit Monaten mit der faktenfreien Verschwörungstheorie fütterten, dass König Donald vom "ultrabösen" Wladimir gesteuert würde.

Doch ähnlich wie ihre Vorhersagen schien auch ihre bewährte Methode, dass man Lügen nur oft genug wiederholen muss, um sie als Wahrheit durchzusetzen, nicht mehr richtig zu funktionieren.

Noch nie war ein König nach seiner Amtsübernahme derart als "Böser" dargestellt worden wie Donald, und doch lag er bei den Sympathiewerten im Land mittlerweile weit vor seiner angeblich "guten" Gegnerin Hillary. Und auch sonst war im exzeptionalistischen Königreich zwischen Gut und Böse einiges Durcheinander geraten, die üblichen Koordinaten wie "rechts oder "links" und "oben" oder "unten" taugten nicht mehr zu einer wirklichen Orientierung.

Viele Leute von "unten" hatten einen Ultrareichen von "oben" zum König gemacht. Der war "rechts", sprach sich aber außenpolitisch für eine Versöhnung mit dem Ultrabösen aus, was zuvor nur "Linke" getan hatten; wie sie wetterte er gegen "Globalisten" und den neoliberalen Freihandel, war aber gleichzeitig "rechter" Nationalist, der mit einem "linken" Konzept, das "keynesianisch" genannt wurde, ein staatliches Programm zum Wiederaufbau der Infrastruktur starten wollte. "Typisch Hitler", sagten da einige "Linke" wegen der berühmten "Autobahn", die der blutrünstige Adolf einst bauen ließ und verglichen Donalds Einreiseverbot für Moslems dann mit Adolfs Judenvernichtung.

Ultra-Konservative hingegen, sonst als "Rechte" für jede Maßnahme der Polizei und der Meister der Intelligence zu haben, warnten jetzt vor Überwachung und Polizeistaat wie früher nur "Linke" und "Liberale", denen der Schutz der Bürgerrechte und Privatsphäre das Höchste waren, die aber jetzt zusammen mit "Big Brother" und dem Tiefenstaat das Land vor Donald retten wollten. Und schon an die Generäle appellierten, gegen ihren König aufzustehen.

Das Durcheinander im exzeptionalistischen Königreich war also groß. Auch die Gilde der Intellektuellen, die früher mit ihrer Weisheit bisweilen Orientierung bot, hatte den Geist nahezu vollständig aufgegeben und sich in zwei Fraktionen gespalten, die Anti-Intellektuelle ("A-Is") und Intellektuellen-Idioten ("I-Is") genannt wurden.

Die ersteren hatten mit Donald jetzt einen Top-A-I auf dem Thron und fühlten sich bestätigt, genauso wie die I-Is, die sich ja nie irren und schon immer wussten, dass die Anti-Intellektuellen Idioten sind und nun mit Donald einen Ober-Idioten inthronisiert haben. An dem und seiner Eichhörnchenfrisur arbeiteten sich die "I-Is" nun Tag und Nacht ab - nichts Grundsätzliches, nicht das System ist der Skandal, sondern nur die Präsenz dieses einzigen Mannes.

Ob er nur seinen Schlips mit Tesa anklebt oder irgendeinen beleidigten Tweet abgibt, oder sich in seiner Turmburg im pompösen "Diktator-Stil" einrichtet - nie war es leichter, sich über einen König zu pikieren und die Intellektuellen-Idioten nahmen die Vorlagen, die Donald permanent lieferte, dankbar an. Dass sie sich damit nur in ihrer eigenen Echokammer bewegten und die Realität ausblendeten merkten sie gar nicht mehr.

Dass sich so viele "Liberale" und "Linke" nur an der Figur auf dem Thron abarbeiteten und dabei von "obszöner Clown" bis "hypergefährlicher Hitler" alle Register zogen, hatte möglicherweise damit zu tun, dass sie Donalds Kritik am ökonomischen Globalismus, am militärischen Interventionismus und den Zuständen im Königreich nichts wirklich entgegen zu setzen hatten. Außer dem "I-I"-Argument, dass die Leute die ihn gewählt haben, eben "A-I" und einfach doof sind.