"Der Dino schläft heut' nacht"

Chinesische Forscher haben einen neuen Dinosaurier entdeckt. Sein hervorragendstes Merkmal: er schläft.

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Die bekannte Yixian-Formation in der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas hat wieder einen bemerkenswerten Fund freigegeben: Ein Forscherteam hat dort den "Schlafenden Drachen", einen neuen Dinosaurier der Gruppe der Troodontiden, identifiziert. In der aktuellen Ausgabe von Nature wertet es den Fund aus.

Für Wissenschaftler, die Fossilien auswerten, ist es immer wieder ein ziemliches Rätselspiel herauszufinden, was die Tiere vor vielen tausend Jahren so alles konnten und taten. Es gelingt fast nur im Rückschlussverfahren: Man betrachtet die Knochenstruktur, das Gehirn etc., vergleicht mit heutigen Tieren und überlegt und berechnet, wie die Tiere sich bewegt haben, zu was sie fähig waren etc. Glücksfunde sind daher Fossilien, die nähere Auskunft über das spezifische Verhalten eines Tieres geben.

Fundgrube in der chinesischen Provinz

In der chinesischen Provinz Liaoning wurden seit 1995 zahlreiche und vor allem erstaunlich gut erhaltene Fossilien (Die Mutter der Morgendämmerung) gefunden. Dies gilt besonders für die Yixian-Formation, die Knochenreste enthält, die aus dem späten Jura bis in die frühe Kreidezeit (120 bis 145 Millionen Jahre) datieren.

Xing Xu vom Institut für die Paläontologie und Paläoanthropologie der Wirbeltiere der Chinesischen Akademie für Wissenschaften in Peking und Mark A. Norell vom American Museum of Natural History in New York haben dort gemeinsam das fast vollständige Skelett eines neuen Dinosauriers geborgen. Sein hervorstechendstes Merkmal: Seiner Haltung nach zu urteilen wurde „Mei long“ (chinesisch für tief schlafender Drachen) bei einem Nickerchen überrascht. Die Stellung, in der er fossilierte, ist typisch für die Schlafhaltung heutiger Vögel. Für Xu und Norell ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass typische Merkmale der Vögel schon während der Evolution der Dinosaurier auftraten.

Drachen mit Schreckensklaue

Mei long ist ungefähr 53 Zentimeter groß und zeichnet sich durch große Nasenlöcher aus. Laut Xu und Norell handelt es sich bei ihm um ein Jungtier, das noch nicht völlig ausgewachsen ist. Der vorzeitliche Tiefschläfer gehört zur Gruppe der Troodontiden, die wiederum zur Familie der Maniraptora (bekanntestes Exemplar: Velociraptor) zählen, der auch die Vögel zugerechnet werden. Die Troodontiden waren aufrecht gehende Fleischfresser mit langen Vorderextremitäten und einem beweglichen Zeh mit einer kleinen Kralle am Hinterfuß, der so genannten Schreckensklaue. Sie verfügten über ein erstaunlich großes Gehirn und werden daher von vielen Forschern für die intelligentesten Dinosaurier gehalten.

Fossilierter Tiefschläfer

Wie Xu und Norell schreiben, haben bereits mehrere Studien darauf hingewiesen, dass die Körpergröße womöglich eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung der Flugfähigkeit darstellte und die "Miniaturisierung" die Ursache zahlreicher morphologischer Merkmale der Vögel war. Ihrer Meinung nach ist Mei long ein weiterer Beleg für diese Annahmen.

Der Schlafende Drachen ist aber vor allem das erste Fossil, das die charakteristische Schlafstellung heute lebender Vögel aufweist: Seine Beinchen sind ordentlich abgeknickt und der Kopf ruht im Rückengefieder, in diesem Fall unter dem linken Flügel. In dieser Position wird die Körperwärme am besten gespeichert, denn der Kopf ist der Körperteil, über den Vögel am meisten Wärme abgeben. Xu und sein amerikanischer Kollege Norell schließen aus dieser Haltung, dass diese typische Schlafstellung von den nicht fliegenden Vorfahren der Vögel abstammt und dass diese – wie die modernen Vögel – womöglich bereits Warmblüter waren.