Der WDR, die Wutbürger und meine Oma
Kommentar zur Posse um ein Kinderlied
WDR-Intendant Tom Buhrow sagt "Sorry". In einer WDR2-Sondersendung. Wow! Da muss ja etwas mächtig schiefgelaufen sein!
Nun, eigentlich nicht. Dann aber umso mehr. Folgendes war geschehen: Der WDR hatte einen Kinderchor gezeigt, der das Lied "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" in augenzwinkernder Neufassung gesungen hat. Da hieß es dann:
"Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett, weil Discounterfleisch so gut wie gar nix kostet. Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau. Meine Oma fährt mit 'm SUV beim Arzt vor, beim Arzt vor, beim Arzt vor. Überfährt dabei zwei Opis mit Rollator. Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau."
Man kann das lustig finden. Man kann das doof finden. Es kann einem egal sein. Oder man kann sich angegriffen fühlen und sich drüber empören. Alles legitim. Auf der Facebook-Seite des WDR entlud sich allerdings - zugegeben: das war zu erwarten - mal wieder der berufsempörte Wutbürgerchor, freilich unter kräftiger Beteiligung aus der braunen Ecke (die nun auch noch vor der WDR-Zentrale in Köln 'demonstrieren' will).
Schließlich schaltet sich via Twitter auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet ein: Der WDR habe Kinder "instrumentalisiert", er spricht von "Jung gegen Alt" und "Generationenkonflikt", Ruprecht Polenz bläst ins selbe Horn, beide helfen kräftig mit, eine Banalität, einen kleinen Gag zum großen Drama aufzublasen. Passiert ja sonst nichts Weltbewegendes zwischen den Jahren...
Damit hätte es gut sein können. Man hätte auf Facebook die Pöbelkommentare aus den sachlichen Empörungskommentaren rausfiltern können (und wer hier reflexartig Zensur wittert, der möge sich bitte nochmal mit dem Begriff befassen), das hätte genügt. Stattdessen nimmt der WDR das Video offline. Rudert zurück. Fällt seinen Redakteuren in den Rücken, knickt vor dem Shitstorm ein, der, das sollte man doch auch im Funkhaus inzwischen kapiert haben, keineswegs die Mehrheit, sondern bloß eine wie üblich laute Minderheit repräsentiert.
Doch damit nicht genug: Es wird eine Sondersendung ausgestrahlt, in der der Senderchef höchstpersönlich von einem Fehler spricht und das Rückrudern maximiert, das Einknicken absegnet.
Es ist peinlich. Eine Posse. Nicht das lustige (oder doofe oder egale) Lied war ein Fehler. Sondern dass man es offline nimmt, weil ein paar humorlose Gesellen mal wieder ihren Frust ins Internet blasen.