Der "amerikanische James Bond" liquidierte nicht nur ausländische Staatschefs

Seite 2: CIA scheitert mit dem Angriff auf Kuba und der angestrebten Konterrevolution

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Die CIA bildete rechtsgerichtete Exilkubaner paramilitärisch aus, um eine Konterrevolution auf Kuba anzustoßen oder zu inszenieren. Doch die heimlich auf die Insel entsandten Teams der Operation 40 scheiterten kläglich. Daher beschloss man, eine Streitmacht von eineinhalbtausend exilkubanischen Guerilleros aufzubauen, die auf der Insel einfallen sollten. Bevor die von der Eisenhower-Administration vorbereitete Brigade 2506 die Geheiminvasion starten konnte, musste zunächst Vizepräsident Richard Nixon die anstehende Wahl gewinnen. "Tricky Dick" war von den Dulles-Brüdern als republikanischer Spitzenpolitiker aufgebaut worden.

Doch statt Nixon hatte John F. Kennedy mit einer knappen Mehrheit die Wahl gewonnen. CIA-Direktor Allen Dulles verheimlichte wie schon Eisenhower auch dem neuen Präsidenten den Großteil seiner schmutzigen Methoden. So ließ Dulles seinen Henkermeister Harvey die Killer für Patrice Lumumba rekrutieren. Sogar den Bericht von Lumumbas Tod hielt Dulles vor Kennedy Wochen zurück und streute ihm eifrig Sand in die Augen, um die US-Außenpolitik wie zuvor im Kabinett Eisenhower weiter zu manipulieren.

Der so geblendete Präsident segnete die von CIA und Pentagon lange vorbereitete Invasion in der Schweinebucht ab, wollte aber die US-Beteiligung auf dem absoluten Minimum halten. Bei der Planung hatten ihm die Strategen verschwiegen, dass Erfolgsaussichten des Unternehmens allenfalls bei Luftunterstützung durch das US-Militär bestanden hätten. Pentagon und CIA rechneten fest damit, dass Kennedy in der absehbaren Not das Militär rufen werde. Allen Dulles hatte mit der Planung eigens drittklassige CIA-Leute beauftragt, die er als Sündenböcke zu opfern bereit war.

Allen Dulles hatte bereits Präsident Roosevelt während des Zweiten Weltkriegs erfolgreich mit selektiven Informationen manipuliert, ebenso täuschte er Truman beim Aufbau über den Charakter der CIA und kontrollierte Eisenhower, dem erst seit dem U2-Zwischenfall aufgegangen war, mit wem er sich eingelassen hatte. In sicherer Erwartung des Einsatzbefehls platzierte das Pentagon ohne Wissen des Präsidenten Schiffe und Flugzeuge in Reichweite Kubas. Doch als sich ein Scheitern der Invasion abzeichnete, blieb Kennedy überraschend stur. Der Angriff auf Kuba endete im Desaster und führte zur unausweichlichen Entlassung des mächtigen CIA-Urgesteins Allen Dulles und weiterer hochrangiger CIA-Leute.

Die CIA versuchte, Kuba mit einem schmutzigen Geheimprogramm zu destabilisieren und Castro zu eliminieren. Hierzu richtete die CIA in Miami eigens ein geheimes Hauptquartier "JM Wave" ein. Harvey führte eine "Taskforce W" an, die dort Sabotageaktionen ausarbeitete. Hierzu leitete er das Projekt "ZR/Rifle", dass die Ermordung von Castro organisierte. Harvey berief den für Süd- und Mittelamerika zuständigen CIA-Killer David Sanchez Morales zu seinem Stellvertreter.

David Sanchez Morales

Der in Phoenix (USA) geborene Mexikaner Morales hatte in der US Army 1946 in Deutschland gedient, wo er offenbar Harvey kennenlernte. Dort begann er seine Karriere im Geheimdienst und organisierte für die CIA ab 1951 unter der Tarnung seiner Eigenschaft als Soldat verdeckte antikommunistische Operationen. 1953 kehrte er in die USA zurück und wirkte bei CIA-gesteuerten Staatsstreichen wie 1954 in Guatemala mit.

Bei den Kontakten der CIA zur Mafia in den USA war bislang zur Abdeckung der bemerkenswert flexible Privatdetektiv Robert Maheu zwischengeschaltet worden. Diesen verdrängte Harvey und freundete sich persönlich mit dem eleganten Mafiaboss Johnny Roselli (Chicago) an. Laut Harveys bei der CIA beschäftigten zweiten Ehefrau verband die Männer ihr Patriotismus. Roselli unterhielt in Florida ein CIA-Trainingslager, wo u.a. Scharfschützen ausgebildet wurde. Harvey fiel später auch die Aufgabe zu, die Mafia mit Mordanschlägen auf Fidel Castro zu beauftragen. So arrangierten beide ein Treffen der einflussreichen Mafia-Bosse Sam Giancana (Chicago) und Santo Trafficante (Kuba, Florida), bei dem ein CIA-Mann für Castro bestimmte Giftpillen überreichte.

Harvey und Morales leiteten diverse Operationen, bei denen im Kampf ausgebildete Exilkubaner nach Kuba eingeschleust wurden, um eine Konterrevolution vorzubereiten oder Anschläge zu verüben. Über die Operation Mongoose entfleuchten Morales im Suff Berichte über Geheimaktionen von Froschmännern im Hafen von Havanna. Möglicherweise meinte er die Vergiftung einer Schiffsladung Zucker, was das kubanische Exportprodukte in Verruf gebracht hätte. Als die Kennedys hiervon erfuhren, reagierten sie entsetzt und verhinderten den Weitertransport.

Selbst während der Kubakrise sandte Harvey an die 60 Agenten auf die Insel, ohne sich mit dem Weißen Haus abzusprechen. Als Robert Kennedy hiervon erfuhr, reagierte er entsetzt, da aufgrund der höchst angespannten Situation ein solcher Zwischenfall leicht zu einem atomaren Schlagabtausch hätte führen können. Robert entlarvte Harveys Behauptung, das Militär hätte die Entsendung der Teams verlangt, als Lüge. Während einer Sitzung zur Kubakrise im Weißen Haus griff Harvey die Kennedys wüst mit Kraftausdrücken an und warf ihnen deren seiner Meinung nach feige Haltung vor.