Der biblische Stern, der kein echter war
Seite 3: Keilschrift belegt astronomisches Phänomen
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Um den Weihnachtsstern wissenschaftlich zu erklären, bevorzugen Astronomen derweil ein anderes Modell. Deren Meinung nach verdankt der Morgenstern seine Herkunft einer Dreier-Konjunktion von Jupiter und Saturn. Bei einer Konjunktion reihen sich Planeten auf einer Geraden hintereinander. Für den Beobachter verschmelzen die fast auf einer Linie stehenden Himmelskörper dabei scheinbar zu einem sehr hellen Stern. Im Jahr 7 v. Chr. geschah dies im Sternbild der Fische gleich dreimal. Jupiter und Saturn gingen in diesem Jahr die größte Konjunktion ein und dominierten mehrere Wochen lang als hellstes sternartiges Objekt den Nachthimmel.
Immerhin gibt es jenseits aller literarischen Ausschmückung ein schriftliches Indiz, das auf ein astronomisches Ereignis hindeutet, mit dem der biblische Stern erklärt werden könnte. Denn auf die Richtigkeit der Konjunktionsthese deuten auch antike Keilschrifttexten hin, die zeitgenössische spätbabylonische Schriftgelehrte und Chronisten auf Tontafeln angefertigt hatten und auf denen ein Hinweis auf die dreifache Begegnung der Planeten Jupiter und Saturn im Jahre 7 eingraviert wurde. Jeder, der im Britischen Museum in London sich die drei Tontafeln mit den Nummern BM 34659, 34614 und 35429 zu Gemüte führt, kann in Keilschrift respektive in der Übersetzung nachlesen, dass die Astronomen und Astrologen anno dazumal die drei Konjunktionen auf den 15. März, 20 Juli und 12. November im Jahre 7 v. Chr. datiert hatten, und zwar jeweils im Sternbild Fische.
Dreierkonjunktion höchstwahrscheinlich
Es ist ein einmaliges Zeugnis einer astronomischen Begebenheit, die der große Johannes Kepler (1571-1630) 1603 selbst zu erleben glaubte. In der Annahme, er hätte eine ungewöhnliche Planetenkonstellation gesehen - in Wahrheit sah er eine waschechte Supernova - befasste er sich mit dem Phänomen der Konjunktion näher. Seine Berechnungen ergaben, dass sich ein solches Ereignis auch im Jahr 7 v. Chr. zugetragen haben muss.
Da Keplers Berechnung sich im Nachhinein als richtig erwies, favorisiert derweil die Mehrheit der Astronomen die Konjunktionsthese, so auch Jürgen Hamel: "Mit diesem Weihnachtsstern ist eine besondere Planetenkonstellation gemeint, die sehr seltene Begegnung zwischen Jupiter und Saturn, die im Jahre 7 v. Chr. stattfand. (…) Meines Erachtens passt die Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn am besten zur biblischen Erzählung."
Sein Kollege, Prof. Harald Lesch, ist der gleichen Meinung: "Die dreifache Konjunktion von Jupiter und Saturn im Jahr 7 v. Chr. ist wohl die wahrscheinlichste astronomische Erklärung für den Stern von Bethlehem, sofern er denn überhaupt existiert hat. Doch viele Fragen sind noch offen und nichts ist bewiesen."
Sterndeuter folgten Horoskop
Derweil glauben viele Forscher, dass die drei Besucher aus Mesopotamien eher einem Horoskop als einem Stern gefolgt sind. Dass ihr Weg sie nach Bethlehem oder Nazareth führte, hatte nämlich primär astrologische Motive. Tatsächlich wurde Jupiter von den Astronomen im Zweistromland als Königsstern verehrt. Mehr noch: Er wurde auch von ihnen als Stadtgottheit von Babylon verehrt (Marduk). Saturn hingegen stand für die Israeliten. Als sie den Tierkreis nach Ländern aufteilten, symbolisierte bei ihnen das Sternbild Fische das Land Palästina.
Und mit einem Male kam es 7 v. Chr. zu der Situation, dass sich Jupiter in den Fischen dreimal mit Saturn traf, dem König der Juden! Dies konnten sie nur dergestalt interpretieren, dass die Geburt eines Thronfolgers in Jerusalem kurz bevor stand. "Jupiter gilt in der Astrologie als Königsgestirn, der Saturn wird mit dem Volk der Juden in Verbindung gebracht, und außerdem findet die Konjunktion im Tierkreiszeichen der Fische statt, das für den geografischen Raum Nahost stand", erklärt Jürgen Hamel. "Diese Konstellation ließ sich damals als Geburtsgestirn deuten: Der König der Juden ist auf die Welt gekommen."
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