Deutscher IS-Kämpfer in Nordsyrien festgenommen
Kurdische Verwaltung fordert Herkunftsländer der Dschihadisten auf, sie zu übernehmen
Die Syrian Democratic Forces (SDF) haben am 6. und 7. Januar in Ostsyrien erneut mehrere ausländische IS-Kämpfer festgenommen. Unter ihnen befindet sich auch ein 31-jähriger Deutscher. Er soll gebürtiger Dortmunder sein und den Kampfnamen Abu Ibrahim al-Almani haben. Insgesamt wurden acht IS-Kämpfer in der Kleinstadt Hajin in der Region Deir ez Sor festgenommen, berichtet die kurdische Nachrichtenagentur ANF.
Hajin ist in Ostsyrien die letzte Bastion der Terrormiliz "Islamischer Staat". Die Gruppe soll einen Angriff auf Zivilisten geplant haben, um aus der Region zu entkommen. Unter den Verhafteten sind neben dem Deutschen 2 Usbeken, ein Ukrainer, ein Tadschike, ein Russe, ein Kasache und ein minderjähriger Amerikaner. Offenbar befinden sich, wie auch in der westsyrischen Islamistenprovinz Idlib, eine ganze Reihe ausländische Islamisten in der Region Deir ez-Zor, denn schon am 30. Dezember vergangenen Jahres wurden dort fünf ausländische IS-Terroristen festgenommen: zwei Amerikaner, zwei Pakistani und ein Ire.
In den Gefängnissen der "Demokratischen Föderation Nord-Ostsyrien" befinden sich hunderte IS-Gefangene, darunter auch mehrere Deutsche. Nach Angaben der YPG sind gegenwärtig rund tausend ausländische Dschihadisten inhaftiert. Darüber hinaus sind 550 Frauen und 1.200 Kinder aus 46 Ländern in Camps untergebracht, darunter auch mehrere Deutsche.
Die Regionalregierung der Föderation hat die Herkunftsländer mehrfach dazu aufgefordert, ihre Dschihadisten zurückzuholen, allerdings folgen dem Aufruf nur wenige. Kasachstan stimmte bislang der Auslieferung von fünf IS-Mitgliedern, elf Frauen und dreißig Kindern zu.
Die Auslieferung erfolgte am 5. Januar, nachdem die SDF mit der kasachischen Regierung ein Auslieferungsabkommen geschlossen hatte. Russland hat bisher 50 Frauen aus dem Gefolge des getöteten georgischen IS-Kommandanten Abu Omar al-Schischani zurückgeführt, Indonesien hat drei seiner Dschihadisten zurückgenommen, Saudi-Arabien übernahm zwei Frauen und drei Kinder. Die kurdische Frauenarmee YPJ hat den USA eine Frau und ihre vier Kinder übergeben. Dr. Abdulkarim Omar, Ko-Vorsitzender des Rates für auswärtige Angelegenheiten im nordsyrischen Kanton Cizîrê ruft die Herkunftsländer auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, denn die Selbstverwaltung könne die Dschihadisten nicht vor Gericht stellen:
Bei der Befreiung von Rojava und Nordsyrien sind knapp 800 Dschihadisten von den SDF gefangen genommen worden. Diese Dschihadisten stammen aus 46 verschiedenen Herkunftsländern. Außerdem leben zurzeit 584 Frauen und 1248 Kinder in Camps. Diese Kinder sind vom IS erzogen worden. Sie brauchen eine neue Erziehung, die wir nicht leisten können. Aus diesem Grund rufen wir die internationale Gemeinschaft dazu auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Wir haben unser Land unter großen Opfern von den Dschihadisten befreit.
Jetzt müssen die Herkunftsstaaten die in unserer Gefangenschaft befindlichen Milizionäre und ihre Familien übernehmen. Sie fallen unter die ethische und juristische Verantwortung ihrer Herkunftsstaaten … Jedes Land muss seine eigenen Bürger vor Gericht stellen, oder sie müssen vor einem internationalen Gericht angeklagt werden. Wenn die internationalen Institutionen ihrer Verantwortung nicht nachkommen, müssen wir selbst eine Entscheidung treffen. Ich wiederhole noch einmal, dass wir diese Dschihadisten nicht weiter bei uns behalten werden.
Abdulkarim Omar
Aber weder Deutschland, noch Holland, Dänemark oder Belgien haben sich zu dem Anliegen geäußert. Frankreich will nur die Kinder der verhafteten Islamisten zurücknehmen. Derzeit sind 60 weibliche IS-Mitglieder aus Frankreich mit ungefähr 150 Kindern und 34 Deutsche in der nordsyrischen Föderation inhaftiert, darunter neun Männer, zehn Frauen und 15 Kinder und Minderjährige.
Ulla Jelpke, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei im Bundestag, fordert in einer Stellungnahme die Bundesregierung auf, die IS-Milizionäre aus Deutschland zurückzuholen und vor Gericht zu stellen, da wegen des Krieges im Norden Syriens die Bedingungen für eine Gerichtsverhandlung nicht gegeben seien. "Diese Verbrecher sind von hier aus aufgebrochen und schon deshalb ist es unsere Pflicht, sie hier auch vor Gericht zu bringen", so die Linken-Abgeordnete.