Deutschland lebt über seine Verhältnisse

Seite 2: Deutschlands Verantwortung

Ebenfalls letzte Woche hatte Fridays for Furture übrigens ihre Forderungen an die neue Regierung formuliert. Unter anderem wird der Stopp aller Erdgas-Projekte, ein Ausstieg aus dem Erdgas bis 2035 und der Kohle bis 2030 gefordert. Keine weitere Flächen und damit Dörfer dürften für die Kohle abgebaggert werden.

Das wäre extrem ehrgeizig und hört sich fast unmöglich an. Doch wenn man einen Blick auf das Budget wirft, dass der Menschheit noch verbleibt, wenn die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden soll, wird die Dringlichkeit deutlich.

Dies beträgt nämlich nur noch etwa 260 Milliarden Tonnen CO2. Bei einem Anteil von gut einem Prozent an der Weltbevölkerung wäre Deutschlands Anteil 2,6 bis drei Milliarden Tonnen. Beim derzeitigen Emissionsniveau ist das in vier Jahren aufgebraucht.

Die Zahlen machen deutlich, wie sehr Deutschland über seine Verhältnisse lebt. Fridays for Future erwartet daher auch, dass Deutschland für die durch seinen bisherigen Verbrauch von Kohle, Erdgas und Erdölprodukten angerichteten Schäden aufkommt.

Deutschland müsse für seine historische Verantwortung einstehen und dürfe keine klima- und umweltschädliche Handelsverträge wie etwa das Mercosur-Abkommen mit einer Reihe südamerikanischer Staaten mehr abschließen. Außerdem müsse es jährlich mindestens 14 Milliarden Euro für die internationale Klimafinanzierung bereits stellen.

Ein entsprechender Topf, mit dem sowohl Anpassungsmaßnahmen als auch die Umstellung auf erneuerbare Energieträger in Entwicklungsländern finanziert werden soll, existiert bereits im Rahmen der Klimakonvention. Allerdings ist er bisher lediglich spärlich gefüllt, was sicherlich auch auf der nächste Woche beginnenden diesjährigen UN-Klimakonferenz wieder ein Streitthema sein wird.

Für fairen Wandel

Dieses Jahr trifft man sich im schottischen Glasgow und die dortige Fridays-for-Futre-bewegung hat bereits Proteste angekündigt. Zwei Tage vor Konferenz Beginn, am 29. Oktober, - aber das ist vermutlich eher - Zufall, will auch die Industriegewerkschaft Metall auf die Straße gehen.

Mit dezentralen Aktionen soll für einen "fairen Wandel" geworben werden. In einem Aufruf heißt es, dass unter anderem für die Vier-Tage-Woche, eine schnelle Energiewende sowie eine vielfältige und offene Gesellschaft geworben werden solle.