Die AfD auf dem Weg nach unten
Eine Alternativpartei als Episode
Austritte, Ausschlüsse, Intrigen, öffentliche Selbstdemontagen, absackende demoskopische Werte - die "Alternative für Deutschland" hat ihre Erfolgsgeschichte hinter sich. Eine "Tragödie" sei das, kommentiert der Chefredakteur des neurechten Wochenblattes "Junge Freiheit", das auf diese parteipolitische Karte gesetzt hatte; die Kanzlerin könne schon mal den Sekt kalt stellen für eine Feier des Stimmenzuwachses ihrer Partei bei kommenden Wahlen, auf der rechten Flanke habe die Union nun keine ernsthafte Konkurrenz mehr. Wenn nicht ein Wunder geschehe. Wer soll es bewirken? Auch ein Bernd Lucke, obwohl es ihm an Selbstbewusstsein nicht fehlt, hat keine übersinnlichen Fähigkeiten.
Lucke tröstet seine Gefolgschaft, soweit sie noch zur Hand ist, mit dem Hinweis auf die Gründerjahre der grünen Partei, da sei es auch chaotisch zugegangen. Der Vergleich ist irreführend. Die frühen Grünen hatten trotz ihrer inneren Konflikte ein gemeinsames großes Thema, das gesellschaftlich immer mehr an Aufmerksamkeit gewann und die Partei zusammen hielt; und sie konnten sich auf ein spezifisches Milieu stützen, auch auf zahlreiche außerparlamentarische Initiativen.
Nichts davon steht der AfD zur Verfügung. Ihre Kritik am EURO-System und an der Brüsseler Bürokratie ist im programmatischen Gemischtladen der Partei längst nur ein Angebot unter anderen; bei den AfD-Funktionären und -Fans findet sich ein Gewirr von ganz unterschiedlichen politischen Weltbildern, von knallharten Wirtschaftsliberalen über PEGIDA-Freunde bis zu Konservativen, die traditionelle Familienformen retten wollen.
Die Attraktion der AfD lag darin, dass sie eine Alternative zur herrschenden Politik, insbesondere zur CDU/CDU versprach und so diffuse Unzufriedenheiten bei sich sammeln konnte; aber das allein bringt noch keinen dauerhaften Effekt im Spektrum der Parteien. Zudem sind die Medien, denen die AfD zunächst viel Zuwendung wert war, keine anhaltend treuen Begleiter einer parteipolitischen Novität.
Vollständig verschwinden wird die AfD vorerst gewiss nicht. Aber sie ist nun in das Politikabteil dritter Klasse verwiesen. Und Angela Merkel kann sich bestätigt fühlen: Auch in Sachen Mitte-Rechts-Partei gibt es hierzulande keine Alternative, jedenfalls nicht auf kurze Sicht.