Die Arktis taut auf
Seite 2: Heuschrecken
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Weiter im Westen hat man ganz andere Sorgen: Eine schwere Heuschrecken-Plage, über die wir bereits im Januar berichteten, bedroht weiter die Ernten in einem Bogen von Westafrika über den Süden der Arabischen Halbinsel bis nach Pakistan und Nordindien.
Aus Kenia berichtet die Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO) zwar, dass man dort der gefräßigen Tiere vorerst Herr wurde. Aber in den Nachbarländern am Horn von Afrika sei dies noch nicht gelungen. Auch in der indisch-pakistanischen Grenzregion kämpft man weiter gegen die Schwärme, die aus vielen Millionen Individuen bestehen können.
Eine Aufstellung der FAO spricht davon, dass auch im Sudan und den anderen Ländern der Sahelzone bis nach Mauretanien an der Atlantikküste die Behörden alarmiert seien und einzelne kleine Populationen beobachtet würden.
Die explosionsartige Verbreitung der Wüstenheuschrecken hatte vor zwei Jahren im Süden der Arabischen Halbinsel ihren Anfang genommen, als dort zwei für die Region ungewöhnliche Tropenstürme ideale Bedingungen für die Vermehrung ursprünglich sehr kleiner Populationen schufen.
Der Krieg in Jemen trug ein Übriges dazu bei, dass dem Problem nicht rechtzeitig die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Inzwischen ist in einigen Ländern wie Äthiopien und Kenia von der schlimmsten Heuschreckenplagen seit Jahrzehnten die Rede.
Zu wenig Personal
Hierzulande kämpft man derweil weiter mit den Folgen der Dürre, die, wie mehrfach berichtet, dem Wald übel mitspielt. Aus Schleswig-Holstein berichtet die dortige Vertretung der Forstarbeiter, die Industriegewerkschaft BAU, in einer per E-Mail verbreiteten Pressemitteilung, dass die Lage trotz der Niederschläge der vergangenen Wochen dramatisch sei. Extremwetter und Borkenkäfer setzten den Bäumen zu. Selbst die Buchen würden unter den ausgetrockneten Böden und Pilzbefall leiden.
Aber besonders problematisch sind die oftmals aus wenig angepassten Nadelhölzern bestehenden Monokulturen. Um die Wälder für den Klimawandel fit zu machen, so die IG BAU, müssten zusätzliche Mischwälder angelegt und resistente Baumarten angepflanzt werden. "Das aber ist eine Mammutaufgabe, für die es viel mehr Förster und Forstwirte braucht als bislang. Betriebe sollten deshalb auch mehr ausbilden und Azubis übernehmen", meint IG-BAU-Bezirkschef Arno Carstensen.
Der Borkenkäfer, der besonders den Nadelbäumen zusetzt, findet in den Wäldern auch deshalb so günstige Bedingungen, weil in den Baumplantagen zu viel Totholz zu lange liegen bleibt. Das wiederum, so Gewerkschafter aus dem Harz gegenüber Telepolis, ist auch eine Folge der zu knappen Personaldecken. Arbeit ist genug da, aber die Forstverwaltungen und anderen Betriebe stellen nicht genug ein.
Derweil wundert sich der Energiefachmann Volker Quaschning von der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft, dass einige Bundesländer den Bau von Windkraftanlagen in Wäldern verbieten. Damit würden sie letztlich die Zerstörung der Wälder begünstigen, meint der Ökonom unter Anspielung auf den Klimawandel.