Die Bundesregierung und der Mensch als "Arbeitspotenzial"

Seite 2: Handlungsfeld 4: "Verbesserung der Arbeitsqualität und Wandel der Arbeitskultur"

Der Titel "Verbesserung der Arbeitsqualität" klingt seltsam. Woran soll sie denn gemessen werden? Am Arbeitsprodukt wohl eher nicht, hieße das doch, dass das Label "Made in Germany" bislang nur minderwertige Qualität geliefert hat. Doch das ist von der Regierung nicht gemeint:

Eine gute Arbeitsqualität, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, sowie eine mitarbeiterorientierte Arbeitskultur sind zentral, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

BMAS 1

Wenn es darum ginge, den Arbeitenden ein gutes Auskommen zu sichern, bei dem sie ihre Gesundheit nicht ruinieren, dann müsste die Regierung sich gegen die Art und Weise des hierzulande üblichen Wirtschaftens wenden.

Denn im Kapitalismus sind Löhne und Gehälter Kosten, also niedrig zu halten. Sie müssen sich lohnen, sind unter diesem Kriterium zu kalkulieren, weswegen das Lohnarbeiterleben immer eine unsichere und auch ungesunde Angelegenheit bleibt.

Denn durch das vom Unternehmen in Personal verausgabte Geld soll immer eine möglichst hohe Leistung erbracht werden, was die Menschen auf Dauer verschleißt.

Wenn nun Rücksichtnahme auf die Mitarbeiter als eine besondere Kultur gefordert wird, und zwar als Mittel für die Fachkräftegewinnung, dann geht es eben um das Interesse der Unternehmen, eine für sie gewinnträchtige Mannschaft zusammenzubekommen.

Dabei sieht die Regierung die Arbeitgeber in der Verantwortung; sie sollen durch entsprechende Arbeitsbedingungen dafür sorgen, dass sich nicht nur die entsprechenden Mitarbeiter einfinden, sondern dass diese auch gehalten werden können:

Eine gute Arbeitsqualität ermöglicht einen weiteren Baustein zur Fachkräftesicherung: den Einsatz älterer Erwerbstätiger. Denn diese sollen so lange wie möglich und entsprechend ihren individuellen Vorstellungen im Erwerbsleben gehalten werden.

Rentnerinnen und Rentner haben die Möglichkeit, neben einer vorgezogenen Altersrente, weiterhin eine Erwerbstätigkeit auszuüben. Eine wichtige Rolle spielte hierbei bisher die Hinzuverdienstgrenze für vorgezogene Altersrenten. Diese ist zum 1. Januar 2023 weggefallen, so dass nun neben einer vorgezogenen Altersrente unbegrenzt hinzuverdient werden kann. Ab Erreichen der Regelaltersgrenze kann wie bisher ohne Beschränkung hinzuverdient werden.

"Verbesserung der Arbeitsqualität und Wandel der Arbeitskultur" – BMAS 4

Mit dem Ziel der Verbesserung der Arbeitsqualität zielt die Regierung auf die älteren Erwerbstätigen. Dass die nach einem langen Erwerbsleben meist gesundheitlich angeschlagen und verschlissen sind, ist der Ausgangspunkt für die Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen: Diese Menschen sollen länger für den Gewinn der Unternehmen brauchbar bleiben.

Die Regierungen haben bereits in den vergangenen Jahrzehnten durch die Senkung der Renten einiges getan, um den Zwang zur Arbeit auch im Alter zu erhalten. Mit der Riester-Rente hat sich damals Rot-Grün von dem Versprechen verabschiedet, dass die gesetzliche Rente für die Alterssicherung ausreicht, und die Bürger auf die private Vorsorge verwiesen.

Diese muss man sich natürlich auch noch leisten können. Als Leistung für die Alten betrachtet die Regierung nun, dass alte Menschen im Rentenalter unbeschränkt hinzuverdienen dürfen, ohne ihre Rentenansprüche zu verlieren. Eine wahre Großtat angesichts der zunehmenden Altersarmut!

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.