Die "Gruppe Wagner" und andere internationale Schattenkrieger
- Die "Gruppe Wagner" und andere internationale Schattenkrieger
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Das private Militärunternehmen ist ein zentraler Akteur der russischen Invasion. Dabei folgt der Söldnertrupp einem globalen Trend. Was Julius Caesar damit zu tun hat.
Julius Caesar wird die Bemerkung zugeschrieben, es sei leicht, Männer zu finden, die bereit seien, für Geld zu töten, aber sehr viel schwieriger, solche zu finden, die bereit seien, für Geld zu sterben. Diese Logik gilt sicher für die sogenannten Auftragskiller im Gangstermilieu wie für alle Arten von Söldnern, die es vermutlich gegeben hat, seit die Menschheit begonnen hat, ihre Interessenkonflikte militärisch zu lösen.
Das geschah nämlich sehr lange mit Hilfe von Söldnern und "ausgehobenen", zwangsrekrutierten Soldaten. In Europa brachten erst die Französische Revolution und die Befreiungskriege gegen die napoleonische Besatzung einen Durchbruch für patriotisch-freiwillige Truppen. Als einer der ersten Staaten zog Preußen aus der Niederlage gegen Frankreich 1807 die Konsequenz, eine Berufsarmee zu etablieren.
Mit einer allgemeinen Wehrpflicht wurde die Armee allerdings erst nach der Reichsgründung 1871 nachhaltig gestärkt. Frankreich führte ab 1852 eine Wehrpflicht ein, von der man sich freikaufen konnte, stellte aber schon 1831 ihre legendäre Fremdenlegion auf, eine Söldnertruppe, die bis heute als härteste militärische Elite-Einheit gilt.
Die Gruppe Wagner
Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine berichteten die deutschen Medien über Freiwillige aus ganz Europa, die für die Ukraine kämpfen wollten. Von der internationalen "Legion" der Ukraine ist inzwischen nicht mehr viel zu hören. Mitte 2022 veröffentliche das russische Verteidigungsministerium eine Statistik. Demnach seien 6.956 Freiwillige aus 64 Ländern in die Ukraine gekommen, die größten Kontingente aus Polen, Rumänien, Kanada, den USA und Großbritannien, aber auch einige Deutsche.
Der Bericht nennt zum Stand Mitte Juni 2022 insgesamt 1.956 ausländische Freiwillige als "bereits eliminiert" und 1.779, die das Land wieder verlassen hätten. Bei den notwendigen Abstrichen für Propaganda scheint die Härte der Kämpfe doch den Zustrom Freiwilliger aus dem Ausland reduziert zu haben.
Die Berichterstattung konzentriert sich jetzt intensiv auf die russische Söldnertruppe Wagner, ihre Brutalität und ihre Kriegsverbrechen sowie auf ihre hohen Verluste in der Schlacht um Bachmut. Gebrandmarkt wurde in den letzten Monaten besonders die Rekrutierung von Straftätern aus den russischen Gefängnissen, denen nach sechs Monaten Einsatz an der Front Geld und Freiheit in Aussicht gestellt werden, wenn sie denn überleben.
Damit sind wir gleich wieder bei Julius Caesars Dilemma: Der Söldner muss bereit sein, zu töten, und zwar am besten zuerst, bevor er selbst vom Feind getötet wird. Ein ukrainischer Soldat wurde kürzlich zitiert, dass diejenigen am schnellsten sterben, die keine Angst haben.
Ob gerade die Kriminellen unter den Wagner-Söldnern besonders furchtlos sind oder von ihren Kommandeuren ins Feuer getrieben werden, kann man nur mutmaßen. Aber die meisten haben natürlich weniger zu verlieren als ukrainische Familienväter auf der anderen Seite, die das Land gegen die russische Invasion verteidigen.
Ein Seitenblick in die deutsche Vergangenheit zeigt, dass im Zweiten Weltkrieg Strafbataillone mit Kriminellen, oder auch sogenannten "wehrkraftzersetzenden Elementen", zur Bewährung in besonders gefährliche Einsätze geschickt wurden.
Berüchtigt war unter den zahlreichen Sondereinheiten ein absolut skrupelloser und sadistischer Kommandeur namens Oskar Dirlewanger, ein Veteran des Ersten Weltkriegs. Seine SS-Sturmbrigade Dirlewanger oder 36. Waffen-Grenadier-Division der SS, mordete vor allem an der Ostfront mit so ungeheuerlicher Brutalität, dass selbst SS-Offiziere dagegen protestierten. Der Wehrmacht waren sie ohnehin suspekt.
Auf der ersten Seite ihrer Soldbücher standen die "Zahn Gebote für die Kriegsführung des deutschen Soldaten." Das erste Gebot lautete: Der deutsche Soldat kämpft ritterlich für den Sieg seines Volkes. Grausamkeiten und nutzlose Zerstörungen sind seiner unwürdig. Und das siebte Gebot begann mit dem Satz: Die Zivilbevölkerung ist unverletzlich.
Feldgraue Theorie oder Propagandalüge, die Wirklichkeit sah bekanntlich anders aus. So ging es auch in den zahlreichen Kriegen seit 1945 bis heute weiter und weder die Gruppe Wagner noch eine der zahlreichen Söldnertruppen weltweit ist eine Ausnahme.
Gegründet wurde die "Private Military Company" PMC Wagner 2014 von dem Oligarchen Jewgenij Prigoschin. Sie steht unter dem Kommando des ehemaligen Geheimdienstoffiziers Dmitry Utkin, dessen Vorliebe für die Musik Richard Wagners den Namen geprägt hat.
Von kleinen Anfängen mit 250 Kämpfern, die bei der Krim-Annexion mitwirkten und im Donbass die Separatisten unterstützten, ist die Gruppe nach Schätzungen des Pentagon auf 50.000 Mann angewachsen, davon 10.000 sogenannte "Contractors" und 40.000 Strafgefangene.
Erfahrungen konnten die Contractors seit 2014 in Syrien, Libyen, der Zentralafrikanischen Republik und in Mali sammeln, dazu gab es Sicherheitseinsätze, u.a. in Venezuela und Mosambik. In den letzten Monaten sollen in der Schlacht um Bachmut zwischen 20.000 und 30.000 Wagner-Söldner getötet worden sein, davon 90 Prozent aus den Gefängnissen rekrutierte Straftäter.
Die Familien der Gefallenen werden von der "Firma" offenbar mit Beträgen zwischen 30.000 und 80.000 US-Dollar abgefunden. Zur Höhe der Tages- oder Monatshonorare schwanken die Schätzungen erheblich. Nach verschiedenen Berichten bekamen kriegserfahrene Kämpfer vor der Invasion zwischen 3.000 und 5.000 US-Dollar im Monat.
Wegen der hohen Verluste sollen inzwischen 10.000 US-Dollar angeboten werden und die Einstellungskriterien deutlich gesenkt worden sein. Abenteurer aus aller Welt sind willkommen. Es wird von Kontakten nach Lateinamerika berichtet, wo die endlosen Drogenkriege genügend kampferfahrene Desperados hinterlassen haben.
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