"Die Herrschaft über die Wirklichkeit hat die Polizei"
Gespräch mit dem Kriminologen Prof. Dr. Fritz Sack anlässlich der Ereignisse während des G20-Gipfels über Gewalt und Polizei
Der Ablauf des einwöchigen Protestgeschehens während des G20-Gipfels in Hamburg hat die Frage der Gewalt auf die Tagesordnung gesetzt. Die Aufarbeitung der Ereignisse, wie sie im Nachgang vom Hamburger Innensenat beabsichtigt ist - nämlich eine Konzentration auf die Gewalt seitens der Demonstranten -, versucht vollständig auszublenden, dass die Polizei eine Strategie des "konsequenten Durchsetzens" verfolgt hat. Diese Strategie wurde im Vorfeld durch den "Rahmenbefehl G20 - Gipfeltreffen" schriftlich festgelegt und hat in nicht geringem Umfang zur Eskalation der Gewalt beigetragen.
Immer neue Gesetze und Regelungen zum Schutz von Polizeibeamten und eine zunehmend auf Härte setzende Einsatzstrategie, die selbst vor Rechtsbruch nicht zurückschreckt, stellen mitten in Deutschland grundlegende Menschenrechte infrage. Die polizeiliche Reaktion auf das Protestgeschehen rund um den G20-Gipfel hat dies überdeutlich gezeigt.
Der Streit um das Demonstrationsrecht und das Recht auf Versammlungsfreiheit beginnt notwendig auf der Straße. Zugleich müssen die Bürger trotz einer massiven Propaganda über Gewaltbereitschaft und Gefährdungen, die abschrecken soll, für demokratische Anliegen sensibilisiert werden. Auf dem Kongress "Demonstrationsrecht verteidigen" in Düsseldorf am 7. Oktober 2017 wird deswegen beraten, was zu tun ist, um Demonstrationsrecht, Streikrecht und Pressefreiheit zu verteidigen.
Im Gespräch mit dem Kriminologen Prof. Dr. Dr. h.c. Fritz Sack, er war der erste Soziologe auf einem kriminologischen Lehrstuhl in Deutschland und Leiter des Hamburger Instituts für Kriminologische Sozialforschung, untersuchen die Autoren Funktionsmechanismen des autoritären Staats und das Verhältnis von Gesellschaft und Gewalt. Fritz Sack zieht dabei eine Linie vom 2. Juni 1967 bis in die Gegenwart.
Fritz Sack ist Verfasser einer ebenso grundlegenden, wie heftig umstrittenen Studie zur "Pathologie politischer Konflikte", die vom Innenministerium beauftragt und unter dem Titel "Protest und Reaktion" 1984 veröffentlicht wurde. Sack hat in den vergangenen 40 Jahren zahllose, teils provokante Texte verfasst, in denen er die Bedingungen für das Umschlagen eines politischen Konflikts in einen gewaltförmigen Konflikt und die damit verbundenen politischen Interessen beschreibt.
Die weiteren Gesprächsteilnehmer:
- Olaf Arndt, Autor des Buches "Demonen. Zur Mythologie der inneren Sicherheit"
- Janneke Schönenbach:, Kuratorin von "embedded art. Kunst im Namen der Sicherheit" und Herausgeberin des gleichnamigen Textbandes;
- Moritz Kerb, Redakteur der "Rote Hilfe Zeitung"
Zum Glück haben wir, anders als 1967, in Hamburg keinen Toten zu beklagen. Aber nur haarscharf. Immerhin lässt sich eine nicht unerhebliche Anzahl teils schwerer Rechtsverletzungen an Demonstranten, Sanitätern, Rechtsanwälten und Journalisten feststellen: Exzesse bei der Anwendung körperlicher Gewalt, Erniedrigung und Nötigung durch Befehle, sich bspw. in Haft nackt auszuziehen, Einschränkung von Pressefreiheit und Demonstrationsrecht, unrechtmäßiger Freiheitsentzug, um nur einige zu nennen. Aller Voraussicht nach werden diese Vergehen sich nicht in so harten Urteilen niederschlagen, wie sie sich jetzt schon nach den ersten Prozessen gegen die Demonstranten abzeichnen. Wie siehst du das?
Die Richter, die haben da irgendetwas erfunden, er sei "in seiner Kritik- und Urteilsfähigkeit erheblich eingeschränkt" gewesen oder sowas ähnliches, und das setzte den Kurras frei. In diesem Zusammenhang stellte der Mauz die, wie ich finde, folgenreiche Überlegung an: "Was ist eigentlich die positive Basis, oder die positive Erzählung, wie man das später genannt hat, der Bundesrepublik?" Er hat keine positive gefunden, nur eine negative, und diese negative, das war der Antikommunismus. Und dieser Antikommunismus, der hält sich bis heute.
Die Herrschaft über die Wirklichkeit hat die Polizei (10 Bilder)
Ich habe also in meiner Geschichte herum gegraben und mich gefragt "Wie war das in Neumark?" So hieß der Ort, wo ich geboren bin. Es ist schon erstaunlich zu sehen, wie diese ostpreußischen Junker den Nationalsozialismus in einer Weise akzeptiert und gefördert haben, unabhängig von der Frau Dönhoff. Marion Gräfin Dönhoff galt ja lange Zeit als eine Frau, die repräsentativ steht für das ostpreußische Junkertum. Frau Dönhoff ist gewissermaßen das liberale oder das antifaschistische Aushängeschild, aber der Durchschnitt und die Masse der Junker, das waren alles Vollnazis. Es gab die Deutschnationale Volkspartei, das war gewissermaßen eine Partei der Landwirte, und die sind praktisch alle übergeschwenkt zum Nationalsozialismus.
Die Rede vom Bürgerkrieg
Das Informationszentrum Militarisierung vertritt die nachvollziehbare These, dass die Rede vom Bürgerkrieg als Türöffner gebraucht wird, um neue Technologie einzuführen. Um Sondereinsatzgruppen loszuschicken mit Ausrüstung, über die sonst nur das Militär verfügt. Was wir beim G20-Gipfel sehen konnten, ist und bleibt - rechtlich betrachtet - Sachschaden, Landfriedensbruch oder Widerstand gegen die Staatsgewalt oder eben ein politischer Konflikt, eine Demonstration, in diesem Fall von massivem Unwillen, die Politik der G20-Staaten widerspruchslos hinzunehmen. Es gebricht allerdings an allen Merkmalen eines Bürgerkrieges.
Sicherheits-, Wirtschafts- und Sozialpolitik sind kommunizierende Röhren
Es ist höchst erstaunlich, in welcher Weise gerade die Sicherheitspolitik kein kontroverses Thema mehr ist. Ich meine, das war es noch nie so richtig, obwohl die CDU - die Konservativen - immer mehr davon profitiert haben als die Sozialdemokraten oder die eher linken Parteien. Aber da ist immer noch der Gedanke, dass Sicherheitspolitik gegen Sozialpolitik oder Wirtschaftspolitik sozusagen auszubalancieren ist, und dass das in Grenzen kommunizierende Röhren sind: Je mehr du die Sicherheitspolitik hochfährst, umso mehr fährst du das andere runter. Und da spielt natürlich wieder Gerhard Schröder eine herausragende Rolle.
David Rockefeller in seiner legendären Rede von 19942: "We are on the verge of a global transformation. All we need is the right major crisis and the nations will accept the New World Order."
Rainald Götz hat die von Rockefeller vorausgesehene, man möchte fast sagen: geplante Krise, die alles umstürzt und uns jede politische Veränderung mit Kusshand akzeptieren lässt, sehr treffend als die "Kernschmelze des globalen Finanzsystems" beschrieben. Auf dem Hauptschauplatz geht es meines Erachtens um das gigantische technologische Potential, das unseren Regierungen zur Verfügung steht. In Zeiten, als die Sowjetunion noch bestand, war es für das "Gleichgewicht der Abschreckung" gebunden. Nun ist es freigeworden dadurch, dass es den Systemwiderspruch nicht mehr gibt und keine Teilung der Welt in zwei politisch konträre Hemisphären. Für die Wirtschaft ist es jedoch einfach unabdingbar, dass dieses Geld, wenn nicht für das "Gleichgewicht", dann eben für etwas anderes ausgegeben wird. Die Sicherheitspolitik, und die ganze Destabilisierung, die durch die neue Finanzpolitik in Gang gesetzt worden ist, sind notwendige Instrumente, um Geldausgaben in der Größenordnung zu erzielen, wie sie im Kontext von "Aufrüstung zur Abschreckung" damals notwendig waren.
Doch zurück zum Bürgerkrieg. Während, wie Peter Brückner sagt, die Polizei Freiheit nur auf Widerruf gewährt, will die Mehrheit der G20-Gipfel Gegner unwiderrufliche Freiheit. In diesem Ansinnen ist aber kein Rechtsbruch zu entdecken. Wohlgemerkt - es geht mir nicht um Verharmlosung, sondern um begriffliche Genauigkeit und dabei letztlich um die Frage, wie man jeden Zugriff, jede Rechtsbeschneidung, jede Aufrüstung rechtfertigen kann, wenn man sich in Konflikten, die Rechtsfragen aufwerfen, beliebige - ich möchte sagen propagandistische - Auslegungen von Begriffen zu eigen macht: "Bürgerkrieg" nennt, was kein Bürgerkrieg ist.
Hardliner in der Polizei
Jede Polizei braucht jemanden, den sie nachher als Schwarzes Schaf hinstellen kann. In jeder Stiege von Äpfeln gibt es einen faulen - die Polizei stellt es immer so dar, als könne man das nicht vermeiden, dass da faule darunter sind. Aber diese faulen Äpfel, die braucht man dringend. Die haben eine bestimmte Funktion. Haben die bestimmte Funktion, solche Bedingungen herzustellen, die die Polizei zwar beklagt, die sie aber braucht - instrumentalisieren kann -, um ihre Arbeit effektvoll zu begehen oder zu gestalten.
Ein Polizist zeigte sich überzeugt, das Recht zu haben, Demonstranten zur Auflösung einer Sitzblockade ins Gesicht zu schlagen. Das muß man dann analog als 'falsche Gewalt' werten, eine, die den Namen Gewalt nicht verdient. Das alles fast Dudde in einem Bonmot zusammen: "Räumpanzer haben keinen Rückwärtsgang."
Da fühlt man sich gleich machtlos, überrollt, so als hätten die Geräte nicht mal eine Bremse. Rigoros nenne ich solches Verhalten im Sinne des lateinischen Stammwortes, dass 'starr, fest' und 'unbeugsam' und als Substantiv "Härte" bedeutet. Das Wort steckt ja auch im "hardliner".
In Hamburg ist nach dem G20-Gipfel vom Regierenden Bürgermeister Olaf Scholz die Behauptung aufgestellt worden, es habe keine Polizeigewalt gegeben. Scholz ergänzte: "Das ist eine Denunziation, die ich entschieden zurückweise." Gemeint war damit, vermute ich, es habe keinen Gewaltexzess im Dienst gegeben. Die Hamburger Härte sei die angemessene Reaktion auf die von den Demonstranten vorgetragene Gewaltbereitschaft.
In Zeiten von "social media", allgegenwärtiger digitaler Aufzeichnung und subversiver Veröffentlichung ist das eine These, die schwieriger zu halten ist, als während der Unruhen in den 50er und 60er Jahren. Heute kann man wenige Tage nach den Ereignissen im Internet etwa 500 Videos ansehen, in denen ein schwarzes Heer wütet, das am Boden liegende, ungeschützte Menschen tritt und boxt, sie mit Gas einsprüht, sie die Wand hochtreibt an Orten, wo sie nicht flüchten konnten. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es einen in gewisser Weise lustvollen Einsatz von Gerät gibt, und dass der perfekte Körperschutz der Einsatztruppe sie mit sich fortreißt, hinein in ein Gewaltszenario, das in der Ausrüstung schon angelegt ist. Wieviel Lust am Strafen vor dem Urteil ist denn im Spiel bei der Polizei?
Lizenz zur Gewaltanwendung
Das geht so weit, dass die Anwendung von Gewalt in der Selbstrezeption gar nicht als Gewaltanwendung definiert wird, sondern als eine berufliche Verpflichtung und als eine Aufgabe, die man hat; dass das als Gewalt gar nicht erlebt wird, sondern dass es erlebt wird als eine staatsbürgerliche Pflicht, als etwas, das in ihren Händen etwas anderes ist, als wenn es von anderen Bürgern kommt.
Meiner Meinung nach begründet der Scholz-Satz Verhalten ... Er hat ja nicht rundweg abgestritten, sondern er hat gesagt, es gab einzelne Übergriffe, von einzelnen Polizisten. Aber wenn man von Polizeigewalt spricht, dann spricht man nicht von der Gewalt, die ein einzelner ausübt. Denn das ist etwas ganz anderes. Sondern man spricht von dem, was eben die Lizenz der Polizei zur Gewaltausübung genannt wird. Scholz hat abgelehnt, dass es eine institutionell vorgegebene Gewalt wäre. Er wollte die institutionelle Gewalt, die die Polizei als Institution hat, als friedliche Institution, die wollte er retten und nur eingestehen, dass es Überreaktionen gegeben hat. Den Begriff der "Polizeigewalt" könne man eigentlich nur verwenden in Bezug auf Ausrutscher, auf individuelle Übergriffe.
Kampf um die Wirklichkeit
Natürlich soll er diffamieren, natürlich soll er delegitimieren. Man weiß ja, und das weiß Herr Scholz natürlich auch, die Anwendung von Gewalt durch die Polizei ist regelgeleitet und regelgegeben, wann sie und unter welchen Umständen sie Gewalt einsetzen darf. Was dabei immer unterschlagen wird: Die Polizei muss in Bezug auf die Gewaltanwendung natürlich behaupten, dass sie rechtens sei, und genau das wiederholt sie deswegen immer wieder. Alles, was die Polizei tut, ist nach den Regeln des Gesetzes, ist ihr vorgegeben.
Wir haben das bereits 1980 festgestellt bei unserer Untersuchung zu "Protest und Reaktion". Es findet andauernd ein Kampf um die Wirklichkeit statt, ein Kampf darum, was ist nun wirklich gewesen, was ist wirklich passiert. Das ist natürlich immer höchst umstritten, vollkommen klar. Die einen sagen, das war Körperverletzung im Amt, die anderen sagen, die erforderliche Brechung von Widerstand. Man weiß aus solchen Verläufen, aus der Verarbeitung von solchen Polizeieinsätzen und Polizeiübergriffen, dass beispielsweise erfahrene Rechtsanwälte jedem davon abraten, eine Anzeige einzureichen wegen Polizeigewalt.
Automatisch - entweder im Vorgriff oder als Reaktion darauf - kommt sofort die Gegenanzeige wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt. Da tritt das ein, was ich an anderer Stelle mal so formuliert habe: "Die Herrschaft über die Wirklichkeit hat die Polizei."
Denn die Polizei weiß genau, wie staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, wie staatsanwaltschaftliches Verhalten aussieht. Für jede Behauptung und für jede Wirklichkeitsaussage braucht man Belege. Die Polizei verfügt natürlich immer über geeignete Belege. Das Wort der Polizei ist zudem ein privilegiertes Wort, beweismäßig. Wenn du jetzt bei so einer Auseinandersetzung irgendwelche Zeugen hast, die die Behauptung der Polizei widerlegen oder die eine andere Lesart hineinbringen, dann wird das sofort konterkariert durch den Mechanismus des Kameradenschutzes oder des Korpsgeistes. Der "Korpsgeist", das ist eine informelle Regel, wie man in solchen kontroversen Situationen zu handeln, wie man zu agieren hat.
Strategien der Eskalation
Aber auf der anderen Seite darf sie nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wenn sie das aber tut, dann gerät sie in die Defensive. Deshalb ist die Polizei daran interessiert, den Gewaltpegel in solchen Auseinandersetzungen derart zu eskalieren. Indem man Molotowcocktails verteilt bei solchen Demonstrationen wie gegen Springer damals. Wenn sie dann eingesetzt werden, kann die Polizei mit allen Möglichkeiten dagegen einschreiten. Um eine solche Situation herzustellen, dazu braucht sie den Agent provocateur. Und der Agent provocateur, das ist derjenige, der anheizt.
Es gibt ja Leute, die sagen, man muss diesen ganzen Vermummungs-Paragraphen abschaffen. Man muss das zur Ordnungswidrigkeit herunterstufen, damit die Polizei, wenn sie mit Vermummten konfrontiert ist, nicht dem Legalitätsprinzip folgen muss. Wenn sie das nicht tut, dann ist sie ja möglicherweise wegen Strafvereitelung dran. So wird hin und wieder argumentiert. Nur bei Ordnungswidrigkeiten, da muss sie das nicht. Bei Ordnungswidrigkeiten, da gilt das Opportunitätsprinzip und nicht das Legalitätsprinzip. Deshalb ist die Herstellung von einem Maß oder: dem Level an Gewalt, die man braucht, um legitim die Gewaltmittel der Polizei voll ausagieren zu können, das Problem.
Es gibt eine Geschichte, die man dabei bedenken muss. Ich hatte damals bei meiner "Protest und Reaktion"-Untersuchung viel Material und viel Information aus amerikanischen Quellen. Das lief ja parallel, d.h. nicht parallel, denn America war ja schon damals "first" ... (lacht) ... der Soziologe und emeritierte MIT-Professor Gary T. Marx hat in seinem Buch "Undercover. Political Surveillance in America"4 viele Beispiele angeführt, wie die Polizei es hinkriegt, sich selbst ins Recht und die anderen ins Unrecht zu setzen.
Das hat in der deutschen Situation, damals bei den Studentenprotesten, auch eine Rolle gespielt. Eine Geschichte, die ich immer wieder sehr eindrucksvoll fand: Die Studentenbewegung war ja begleitet von der Akzeptanz der Drogen. Auf der anderen Seite war damals die Konjunktur der Plastiktüten aufgekommen. Und viele Studenten, die ihre Sachen in Plastiktüten bei sich hatten oder mit sich trugen, denen hat die Polizei - und da gibt es empirische Belege dafür - in ihre Plastiktüten Marihuana reingeschmuggelt. Damit hatte man das Beweisstück, dass hier eine Straftat vorliegt.
Marx, der mich damals in Hamburg besucht hat, der hat mir die amerikanische Lage so geschildert: In extremen Situationen, bei extremen Konflikten, insbesondere bei schweren Riots, da galt für Polizisten die Regel, dass sie jeweils zwei Pistolen bei sich führen mussten. Eine Pistole, mit der sie sich selber verteidigen, und die andere Pistole, die sie dem Verdächtigen unterschieben als Beleg, dass er gewaltbereit oder vorbereitet war. Das darf man bei uns gar nicht erzählen, sowas.
"Böse" Regeln
Meine These ist, dass dieser Widerspruch systemerhaltend ist. Das interessiert mich nicht nur für die Polizei, sondern für alle möglichen Teile des administrativen Apparates, für "Verwaltung" im allerweitesten Sinn. Dort, wo der Staat, wie es so schön heisst, ganz "tief" ist, wird unsere Realität ja ganz konkret gestaltet.
Ich nenne mal zwei Beispiele: Wir haben im Zusammenhang mit einer Recherche über "Drogen-Einsatz beim Militär" von einem Deiner Kollegen, Wolf-Reinhard Kemper, ein Dokument in Kopie erhalten, eine Dienstanweisung für die Abgabe von "go-pills", Metamphetaminetabletten. In der Dienstanweisung steht, wie die Droge durch die Kommandokette zu den Piloten kommt.
Zweites Beispiel: Wir haben mit Robin Michael Coupland vom International Committee of the Red Cross zusammengesessen. Er hat uns erklärt, wie in der Einheit in Guantanamo, die er berät - man weiß gar nicht genau, wie man das nennen soll: die er "schult", um zu verhindern, dass noch schlimmere Exzesse passieren - wie in dieser Einheit das Foltern geregelt wird. Mit einer Dienstanweisung.
Alfred W. McCoy hatte uns schon früher einmal auf KUBARK hingewiesen, ein CIA-Manual zum Foltern, das unter verschiedenen Titeln über bisher 50 Jahre von Auslandseinsatz zu Auslandseinsatz ergänzt und verbessert wird. Man lernt ja dazu und will sein Wissen weiter geben. Nehmen wir also diese beiden Fälle: Zerstörung der Bürger durch verordnete Drogengabe und Zerstörung der Bürger durch Folter. Es sind ja elementare Grundsätze der Zivilisation, dass ein Staat seinen Bürger so etwas nicht antut. Aber es gibt Verwaltungsregeln - "Durchführungsbestimmungen" - ...
Effizienz, Konkurrenz und Effektivität
Unser Freund Steve Wright, der heute den Lehrstuhl für Globale Ethik in Leeds bekleidet, gehörte zu dieser internen, heute würde man sagen "zivilgesellschaftlich" aufgestellten Kontrollinstanz innerhalb der Verwaltung. Steve hatte also die Polizei zu kontrollieren. Diese Einrichtung war das erste, was Maggie Thatcher abgeschafft hat, als sie an die Regierung kam. Weil sie diese Form von "Bürger beobachten die Polizei" für ihr neoliberales Wirtschaftssystem nicht brauchte.
Die Frage "Was folgt denn auf den Kapitalismus, wenn er zusammenbricht?" geht ja schon von der Setzung aus, dass eine andere strukturierte Sache dem nachfolgt. Leute wie Mark Zuckerberg, die sagen: "Wir brauchen gar keine strukturierte Sache. Alles überflüssig. Wir brauchen nur Effizienz, Konkurrenz und Effektivität." Die berühmten drei E: Economical, Efficiency and Effectivity: Effizienz als die ökonomische Relation von Ressourcen zu Erträgen. Und Effektivität, das bedeutet, dass das, was erreicht werden soll, auch tatsächlich erreicht wird ... um jeden Preis.
Vermummung
Die Untersuchung der juristischen Verarbeitung 1968 hat erwiesen, dass die meisten Anklagen und die meisten Anzeigen, die gegen die Polizei vorgebracht worden, von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden sind wegen Nicht-Identifizierbarkeit der konkreten Personen. Die Polizisten sind nicht zu identifizieren, weil sie dir nur als Maske begegnen. Die Studenten haben daraus die Vermummung gemacht. Sie haben sich gewehrt, indem sie sich auch in Unkenntlichkeit präsentiert haben.
Mir fällt dazu etwas ein. Unsere Nachbarn, das ist ein Architekten-Ehepaar, die mit solchen Dingen überhaupt nichts zu tun haben, die kommen beide aus der DDR, irgendwo aus Mecklenburg-Vorpommern, und mit denen sind wir so ein bisschen befreundet und bekannt, und die erzählten uns eine eigentlich unglaubliche Geschichte: Ein Jugendlicher, Sohn von guten Freunden von ihnen aus Hamburg, der ist bei diesem Geschehen dabei gewesen. Er hat sich in Straßenkleidung, in ganz normalem Aufzug, an der Demonstration beteiligt. Er ist dann bei einer dieser wilden polizeilichen Aktionen festgesetzt worden, wurde arretiert, ist mit auf die Wache gekommen, und auf der Wache haben sie ihn angeblich gezwungen, dass er eine Maske über den Kopf zieht. Damit ist er fotografiert worden von der Polizei. Mit dieser Maske. Damit haben sie nun einen Beleg dafür, dass sie ihn ...
Produktion von Verdächtigen
Spaltung
Daneben steht das von den Demonstranten aufgebrachte Stichwort "Krieg", das von der bürgerlichen Presse ganz umstandslos, einfach durch Entkontextualisierung, für eine Schuldzuweisung an "die Randalierer" oder "Krawalltouristen" missbraucht wurde, ein vorsätzlich verdrehter Zusammenhang, in dem Krieg als "wir machen richtig Zoff" entschlüsselt wurde, und nicht, wie in dem Satz "Der Krieg beginnt hier" eigentlich gemeint. Damit wurde natürlich nicht ein kriegsähnliches Geschehen auf der Straße angedroht, sondern die Anwesenheit der G20-Vertreter beschrieben und die Politik, die sie repräsentieren. Es war, aus kritischer Sicht, "euer Krieg" gemeint, der in Hamburg von den G-20-Politikern geplant wurde.
Solche Begriffe, eigentlich eindeutig benutzt, aber oft und leicht korrumpiert, fallen in der heute üblichen Twitter-Verkürzung aller Informationen unter die Kategorie "Totschlagargument". Man muss nur "radikal" oder "Krieg" sagen, dann weiß der Leser schon: Das ist falsch, egal was die Demonstranten wirklich wollen. Solche Begriffe, der "falschen" Seite zugerechnet, verweisen auf das Gewaltmonopol. Krieg führen darf nur der Staat, der dafür aus seinen Bürgern Soldaten macht. Wer sonst Krieg führt, ist ein Verbrecher.
Ein Begriff ist uns aufgefallen, der viel komplexer ist und der aus nachvollziehbaren Gründen im linken Diskurs eine zentrale Rolle spielt. Es ist der Begriff der "Spaltung". Er taucht in den Erklärungen der "Welcome to Hell"-Organisatoren auf, und ich verstehe "Spaltung" synonym mit "Entsolidarisierung".
Die Masse der Normalen und daher Harmlosen, die bereit sind, das Meiste hinzunehmen, wie es kommt, sollen sich nicht mit den weniger Duldsamen solidarisieren. Sie sollen abgespalten werden von denen, die es wagen, sich zu wehren, und die, wie es in einer Erklärung der Linken heißt, nicht zahnlos - sondern mit Biss - auftreten. Die vollständig und prinzipiell Gewaltfreien, die die Mehrheit stellen, wenden sich durch Spaltung vom sogenannten Block ab, mit Verweis auf deren Gewaltbereitschaft. Die Gewaltfreien verweigern den Gewaltbereiten damit die Rückendeckung für gemeinsame Ziele.
Spaltung ist ein klassisches Prinzip des "divide et impera", das die herrschende Klasse leicht anwenden kann, wenn bestimmte Gruppierungen das Gewalt-Tabu brechen. Insofern natürlich auch das polizeiliche Interesse daran, dass das Gewalttabu gebrochen wird.
Wer sind die "wirklich Gewaltbereiten"?
Diese abgedrängte Seite, die kam in der Demonstration relativ häufig vor, in Form von Transparenten und Schildern, wo draufstand: "Die Gewaltbereiten tagen jetzt in den Messehallen." Diese Debatte war nach der Eskalation am Donnerstagabend, die man nun sehr wohl als strategisch bezeichnen muss, faktisch ersetzt durch "Die Demonstranten sind alle gewaltbereit!" Die Eskalation ist, wie Martin Kirsch von der "Informationsstelle Militarisierung" in seinem G20-Analyse-Papier schreibt, unvermeidlich, "weil die Militarisierung der staatlichen Bekämpfung von Unruhen schon stattgefunden hat".
Das gleiche meint Gesamteinsatzleiter Hartmut Dudde, wenn er sagt: "Wir werden das gesamte Polizei-Equipment hier in Hamburg sehen. Wenn es geht, möglichst zurückhaltend. Wenn wir es komplett brauchen, packen wir es eben aus." Wie eine Drohung: "... dann packen wir es eben aus."
Die Militarisierung der Polizei ... ich möchte dabei an Otto Schilys Konzept der "European Riot Police" erinnern. Da sind wir heute schon angekommen. Nicht so sehr von der Ausrüstung her, doch es gibt keinen größeren Einsatz mehr im Innern ohne z.B. österreichische oder französische Beteiligung.
Wir haben uns die letzten fünfzehn Jahre immer wieder mit modernem und künftigem Polizeiequipment beschäftigt. Trotz solcher Pläne und tatsächlich vorhandener Innovationen ist alles, was man auf der Straße sieht, Anwendung von konventioneller Gewalt. Mittelalterlich anmutende Durchführung militärischer Strategien. Schildkrötenformationen laufen wie beim Stürmen einer Burg in eine Horde von Demonstranten. Eine Hundertschaft geht rein, in der Mitte haben sie die Schilder oben, und außenrum haben sie die Schilder alle seitlich, und preschen vor. Keine Taser, kein "active denial system" (eine Art Schmerzfernstrahler), nur Knüppel und Pfeffergas.
Max Horkheimer soll kurz vor seinem Tod (1973) gesagt haben: "Das Gewissen der Leute" - damit meint er die Menschen in diesem Land - "ist nicht mehr wirksam genug, so etwas wie eine ökonomische oder staatliche Ordnung zu sichern. Und die Polizei ist dazu noch nicht stark genug."
Es drängt sich der Eindruck auf, dass, um eine ökonomische und staatliche Ordnung zu sichern, die Polizei immer mehr in den Vordergrund geschoben wird. Wenn man sich anschaut, was auf den von der Fraunhofer-Gesellschaft organisierten Konferenzen für "nicht-tödliche" Waffen vorgezeigt wird ... da findet man die aberwitzigsten Vorschläge für polizeilich-militärische Wirkmittel wie Klebeschaum, lähmender Strom, der sich über zuvor versprühte feine Aluminiumflocken ausbreitet, auf 500 Meter personengenau richtbare, "Maximalschmerz" erzeugende Mikrowellenprojektoren und Ultraschall und was sie nicht alles ausprobieren zur Niederschlagung von Krisenprotesten.
In einer Ankündigung der Fraunhofer-Konferenz heißt es: "Auf der Basis der bisher gesammelten Einsatzerfahrungen sollen Fähigkeitslücken geschlossen werden." "Fähigkeitslücken" - das finde ich einen hochinteressanten Begriff. Im Anschluss an Horkheimer wäre zu fragen: was sind die gesellschaftlichen Konsequenzen von so einer Entwicklung? Reicht nicht die ganz einfache physische Gewalt - vielleicht mit der entsprechend novellierten PDV dazu?
Der Terror der Gewaltdebatte
Ich kenne das insbesondere aus der amerikanischen Bewegungsforschung, wie soziale Bewegungen - und insbesondere natürlich soziale Bewegungen, die auch mit politischem Programm auftreten - für sich realisieren, dass sie Gehör nur dann finden, wenn sie zu Gewalt greifen. Es gibt die Diskussion über "violence counts" - "Gewalt zählt". Anders als die Anti-Gewalt-Apostel immer wieder suggerieren, dass Gewalt nur zur Spaltung führt. Das ist so nicht richtig. Sondern Gewalt ist eine Aufmerksamkeitsressource, insbesondere für Minoritäten, die sich in der Gesellschaft bemerkbar machen, Gehör verschaffen wollen.
Man liest ja immer wieder, der Arbeiteraufstand in der Stalinallee 1953, das wäre alles gelaufen unter dem Stichwort "der Freiheitswille der unterdrückten Leute in der DDR". Dieselben Leute, die sieben Jahre vorher noch hinter dem Nationalsozialismus gestanden, ihn gestützt und akzeptiert haben, die hätten auf einmal ihren Freiheitswillen entdeckt und dann die Stalinallee aufgemischt und die Arbeitsbedingungen. Die sind dann natürlich auch von der DDR, von der Polizei als gewaltbereite Mitglieder der Gesellschaft gesehen worden, die man nicht akzeptieren kann, weil Gewaltausübung nur der Polizei vorbehalten ist und niemand anderem. Von daher ist für mich diese ganze Diskussion um die Sortierung der Protestierenden und der Demonstranten nach denen, die gewaltbereit sind, und denen, die nicht gewaltbereit sind, schwer nachvollziehbar.
Die Gewaltbereitschaft allein, dieser Begriff öffnet in einer Weise Handlungs- und Interpretationsmöglichkeiten, von denen man gar nicht weiß, wie man sie einschränken soll.
Härte
Härte, das ist ein Begriff, der gleich an Erziehung denken lässt. Dazu fällt mir Robert Jay Lifton ein, sein Buch "Thought reform and the Psychology of Totalism". Lifton beschreibt ein komplexes Modell der Durchsetzung von Abdrängung, eigentlich Entsolidarisierung, Spaltung. Wie der Staat operiert, um bestimmte missliebige Personen auszugrenzen. Eine Stufe davon nennt er "milieu control".
Wenn man sich anguckt, wie die Polizei im Schanzenviertel operiert hat, bekommt man das Gefühl, das war eine Form von sehr avanciertem "milieu control": Dichtmachen - innen alles abfackeln lassen, solange warten und nicht eingreifen, bis man ausreichend Beweise hat -, dann mit militärischen Einheiten, SEK-Truppen und so weiter eindringen.
Das Ganze - und das ist der Punkt, auf den ich kommen wollte - eine Art von pädagogischer Operation. Als solle die Meinung der Leute gründlich reformiert werden - eben "thought reform" im Sinne einer "totalitären", also nicht rechtsstaatlich gebundenen Psychologie der Erziehung zu unmündigen Bürgern. Ihnen klarzumachen, wie in der Schwarzen Pädagogik: "Wenn du das Maul aufmachst, gibt’s was auf die Fresse." Dafür einen ganzen Stadtteil kriminalisieren, stigmatisieren, absondern von der Normalität.
Keine Beißhemmung
Die Rote Flora hat es ja wohl geschafft, einigermaßen in Frieden und Akzeptanz mit ihrer Umwelt dort zu leben. Wir haben familiäre Erfahrung in dem Viertel und sind oft dort gewesen. Dieses gezielte Nicht-Eingreifen, diese Nicht-Anwendung von polizeilichen Routinen, um das Ganze genau dort zu kanalisieren und die Demonstration ausarten zu lassen, das, meine ich, hat die Hamburger Politik und die Hamburger Polizei wenn nicht gewollt, so doch billigend in Kauf genommen. Obwohl man, wenn man diese These in die Welt setzt, sich sofort ins Abseits gedrängt sieht.
Ich habe den Scholz mal erlebt, genau vor dieser Schill-Wahl. Da hat die SPD Wochen vorher noch versucht, einen Personalwechsel einzuleiten. Damals war ich Mitglied in der Polizeikommission, und die Polizeikommission wurde eingeladen einmal im Jahr zum Tag der Offenen Tür auf dem Polizeigelände. Das war irgendwo in Winterhude. Der neue Innensenator Scholz stellte sich mit den Worten vor: "Ich habe keine Beißhemmung gegenüber Kriminellen." Das war der Begriff, den er dort verwendet hat. Wie er jetzt agiert hat - ungeschickt agiert, wie ich finde -, das erinnerte mich daran. Keine Beißhemmung. Dass er eigentlich die G20-Gelegenheit benutzte, instrumentalisierte, um einen Schandfleck von Hamburg zu bereinigen.
Extremistische Gewalt
Auf der Titelseite steht zwar nicht "Manifest", aber es liest sich wie ein Manifest: "Der Verfassungsschutz - ein unverzichtbares Instrument der wehrhaften Demokratie". Wir zeigen jetzt Zähne. Das macht der VS natürlich am besten, indem er bestimmte Gruppen als bewaffnete Feinde benennt. Es geht ja erklärtermaßen, wie der Titel sagt, darum, dass der VS nicht abgeschafft wird. Hierfür teilt der VS die Feinde der Demokratie in drei Gruppen von Extremisten ein, rechte, linke und religiös motivierte.
In dem schönen Text von Manès Sperber, "Sieben Fragen zur Gewalt", gibt es eine Passage, die auf das Extrem als natürliche Anlage verweist. Dort heißt es: "Der normale, natürliche Mensch durchläuft mindestens drei Phasen eines inneres Extremismus." In seiner jugendlichen Entwicklung hin bis zu seinem Erwachsenenalter. Sperber sagt, den inneren Extremismus braucht es, denn wenn der Mensch ihn nicht hätte, wüsste er nicht, ob er ohne seine Eltern leben kann. Er muss zur Ablösung, zum Selbständig-Werden einen inneren Extremismus entwickeln.
Weil dieser Begriff des "Extremismus" der Kernbegriff ist, mit dem der Verfassungsschutz arbeitet, und weil es sich in beiden Fällen um die Frage der Gewalt handelt, habe ich mich gefragt: ignoriert der Staat, um bestimmte gesellschaftliche Gruppen in Handlungsunfähigkeit zu versetzen, komplett, dass es eine seelische Disposition zum Extrem gibt?
Deshalb darf man die staatliche Gewalt nicht als Gewalt bezeichnen, sondern die staatliche Gewalt ist irgendetwas anderes. Die Leugnung, die gehört zur Gewalt dazu wie das Amen in der Kirche. Beim Militär spielt das eine große Rolle. Die werden ja trainiert darauf, Gewalt kontrolliert und zivilisiert einzusetzen. Von daher ist es in unserer Gesellschaft täglich konkret erfahrbar, welche Doppelbödigkeit und welche Heuchelei mit dieser Forderung nach Gewaltverzicht und Gewaltausblendung und Gewaltleugnung verbunden sind.
Gewalt und Gegengewalt
Du schilderst dann eindrücklich, wie eine grundsätzliche "konstitutive Asymmetrie der Gewaltmittel" zwischen Amtsträgern staatlicher Gewalt und den Trägern des politischen Protests von der ständigen Gefahr begleitet ist, dass auf der Seite der Gewaltadressaten, also der Demonstranten, Gegengewalt entsteht. Wenn sichtbar die Prinzipien von Gewaltenteilung, von Rechtsförmigkeit und Kontrolle staatlichen Handelns, missachtet werden, sinkt die Akzeptanz auf der Seite der Bevölkerung während gleichzeitig die Bereitschaft zur Gegengewalt steigt.
Du weist in diesem Zusammenhang plausibel nach, wie durch die Verletzung solcher Prinzipien die Legitimität staatlichen Handelns in Gefahr gerät - also die Bereitschaft, staatliche Akte, Maßnahmen und Interventionen zu akzeptieren. Hierzu führst du am Ende in deinem Text - der schon im Titel das Wort "kontrovers" führt - aus, dass es eine "demonstrierbare Parteilichkeit" der Gerichte in Entscheidungen über Regelverletzungen von Polizisten gibt, der eine Rolle für die Eskalation der Konflikte in die Gewalthaftigkeit hinein zukommt, die "von mehr als periferer Bedeutung" sei.
Du beschreibst immer wieder sehr genau, wie ein an sich politischer Konflikt durch diese Zuschreibung in eine Gewaltförmigkeit hinein eskaliert, in der dann der Gegenstand der politischen Debatte vollkommen verloren geht. Hat sich da was verändert zwischen 1984 und heute? In deiner Wahrnehmung?
Das pazifizierte Volk
Was man jetzt in der Abwicklung von polizeilichen Misshandlungen, von polizeilichen Übertretungen und von Polizeikriminalität beobachten kann, wenn dabei das Kriterium ist, ob sich was geändert hat oder nicht, dann würde ich sagen: Ganz offensichtlich sind das strukturell bedingte und strukturell unveränderbare Strategien, damit umzugehen.
Isaac D. Balbus hat dazu ein Buch geschrieben, "The dialectics of legal repression"6. Wo er am Beispiel von riots die Gesetzmäßigkeit festgestellt hat, dass dann, wenn die ein bestimmtes Level erreicht haben, Rechtsstaatlichkeit temporär ausgesetzt wird. Und die ganze Rechtstaatlichkeit ist ein Regelsystem eines ruhigen Volkes. Eines pazifizierten Volkes. Eine ähnliche Geschichte kommt von Charles Tilly, festgehalten in seinem Aufsatz "war making and state making as organized crime"7.
Wie stellt man den Ruf nach Polizei her? Den stellt man her, indem man Regeln verletzt, indem man Regeln übertritt, indem man kriminell wird. Er vergleicht das mit diesen Erpressungskartellen, die abends kommen und Mobiliar zerdeppern und am nächsten Morgen wieder kommen und sagen: "Damit das nicht mehr passiert zahlst du mir jetzt 2000 Euro." Von daher sind das meiner Meinung nach konstitutive Prozesse und konstitutive Abläufe, die sich nicht verändert haben.
Was jetzt bei G20 passiert ist, das ist ein einer Weise zu parallelisieren mit dem, was damals in der Studentenbewegung passiert ist. Da kann es keinen Zweifel dran geben.
Es ist eine Utopie, dass es eine Gesellschaft geben kann, die unter nationalstaatlichen Bedingungen operiert oder zustande gekommen ist, und die ohne Gewalt existieren kann. Wie hört sich das an, wenn ich das so sage? Das hat etwas Demotivierendes, etwas Enttäuschendes ...
Denkt an eure Versuche, nicht-letale Gewaltformen zu untersuchen. Es bleiben ja trotzdem Gewaltformen. Es ist auch ein Ausweis der Universalität. Auch wenn die Nationalstaatlichkeit durch die wirtschaftliche Entwicklung allmählich mehr oder weniger beseitigt oder aufgehoben oder abgeschwächt wird, bleibt die Gewalt natürlich ein konstitutiver Bestandteil dessen, was auf Erden passiert.
Neue Technologien - neue Formen der Gewalt
Besser wäre es, oder noch praktischer und einfacher, die Leute würden von vorneherein gar nichts mehr wollen, was im Widerspruch zum staatlichen Entwicklungsinteresse steht. Vollkommen pazifiziert sein - das ist ja die Vision, die dahintersteht. Deswegen wird ständig überlegt, dass man diese Neuen Technologien im Grunde wie Erziehungsinstrumente einsetzt - und auch schon formalästhetisch so aussehen lässt.
Wenn du Maximalschmerz-Waffen einsetzt, willst du ja, dass die Leute diese Erfahrung nie wiederholen wollen, sprich: nie wieder in den öffentlichen Raum gehen und das Maul aufmachen. Diese Hineinverlagerung in den Körper des Gegenübers soll die Gewalt - die Anwendung physischer und äußerer Brutalität - verzichtbar machen. Auf lange Sicht betrachtet.
Der Höhepunkt war 2005, dass jemand mit dem Vorschlag zur Entwicklung eines ethnien-spezifischen Gases auftrat. Jan van Aken hat uns damals erklärt, wie das funktioniert. Van Aken ist Biologe und hat damals für sunshine-project, ein Biowaffen-Forschungsprojekt, gearbeitet. Die Idee war, das Human Genome Projekt und die Human Cancer Databank - die beiden großen Datenressourcen, mit denen genetische Strukturen des Menschen erfasst werden und die auf lange Sicht für die Forschung abrufbar sind - für die Wehrtechnik zu öffnen, damit sie mit ihren Wirkmitteln unmittelbar an bestimmte Regionen im Hirn andocken können. Dadurch soll - bei gleicher, wenn nicht höherer Effizienz - die physische Gewalt verzichtbar werden, weil sie sich im Fernsehen nicht gut macht, jedenfalls nicht gegen Bürger des eigenen Landes.
Bei dem im Fraunhofer-Institut vorgetragenen Modell ging es unter anderem um Sprühstoffe, die - wenn man sie über einem Platz verteilt - eine bestimmte Ethnie mit ihrem spezifischen Genprofil ausschaltet und das Genprofil der anderen ...
Vieles ist einfach Angstmache, aber es braucht nicht mehr viel, damit es in gewisser Weise funktioniert. Eine Lösung, die man 2002 in Russland bei dem Gaseinsatz gegen die Tschetschenen im Moskauer Musicaltheater schon angewendet hat, ist, dass die Personen, auf die es nicht wirken soll, im Vorfeld ein Antidote, eine Art Vergiftungs-Schutz, einnehmen - so gesehen ist es schon denkbar.
Entartung der Gewalt
Bei all diesen Wirkstoffen - und damit hat Jan van Aken sich ja ausführlich beschäftigt, als er noch bei "sunshine-project" und später Biowaffeninspekteur der UN war - gibt es natürlich ein Problem der Ausbringung. Natürlich kann man eine Mücke so "impfen", also genetisch verändern, dass, wenn sie eine Frau sticht, die Frau unfruchtbar wird oder sie wahlweise drei Wochen später tot umfällt oder sich erbrechen muss oder was auch immer man für Effekte induzieren will. Aber wie kriegst du die Mücke dazu, in die richtige Richtung zu fliegen? Das ist eben das Problem.
Das zweite große Problem ist der "Terminator- Effekt": Kann diese Mücke sich mit ihrem neuen genetischen Potential weiter vermehren? Wie kriegst du die Wirkung beendet - das ist der "Terminator-Effekt". Irgendwann willst du das Land, das du mit solchen Mitteln überziehst, ja auch wirtschaftlich ausbeuten, dann sollen die Mücken ja wieder weg sein.
Das sind so Fragestellungen, mit denen diese Art von neuen Wehrtechnikern sich beschäftigen. Wenn du bei Operationen wie der Befreiung des Moskauer Musicaltheaters solche bislang unerprobten Stoffe einsetzt, dann ist die Maßlatte die erwähnte militärische Effizienz. Wenn nicht die besagten 30 Prozent der Leute nachhaltig gelähmt oder tot sind, hält man das Mittel für sinnlos. Das ist der beste Beweis für die These, dass "nicht tödliche Waffen" ein reiner Marketingbegriff ist. Oder man müsste ehrlicherweise "calamatives" von der Bezeichnung "nicht tödlich" ausschließen. Man könnte es auch mit Walter Benjamin eine "Entartung der Gewalt" nennen...
Und dann sagt er: "Die Behauptung, dass die Zwecke der Polizeigewalt mit denen des üblichen Rechts stets identisch oder auch überhaupt nur verbunden wäre, ist durchaus unwahr. Vielmehr bezeichnet das Recht der Polizei im Grunde den Punkt, an dem der Staat seine empirischen Zwecke, die er um jeden Preis erreichen möchte, sich nicht mehr durch die Rechtsordnung garantieren kann. Daher greift der Sicherheit wegen die Polizei in zahllosen Fällen ein, wo keine klare Rechtslage vorliegt. Wenn sie nicht sogar ohne jegliche Beziehung auf Rechtszwecke dem Bürger als eine brutale Belästigung durch das von Verordnungen geregelte Leben begleitet und ihn schlichtweg überwacht."
Etwas später heißt es: "Die Gewalt des Polizeiinstituts ist gestaltlos wie seine nirgends fassbare, allverbreitete gespenstische Erscheinung im Leben der zivilisierten Staaten. Und vermag sich die Polizei auch im einzelnen überall gleich sehen, so ist zuletzt doch nicht zu verkennen, das ihr Geist weniger verheerend ist, wo sie in der absoluten Monarchie die Gewalt des Herrschers repräsentiert, als in Demokratien, wo ihr Bestehen durch keine derartige Beziehung gehoben ist und dadurch die denkbar größte Entartung der Gewalt bezeugt." Interessante Vorstellung, keine zehn Jahre später hat der Begriff der "Entartung" eine ganz andere Bedeutung angenommen.
Rechtsverletzende Strategien
Es wird ja auch oft von der Definitionsherrschaft gesprochen in Bezug auf Polizei oder in Bezug auf Gerichte oder in Bezug auf Agenten oder irgendwelche staatlichen Akteure. Daran sehen wir, was das genau bedeutet, "Die Herrschaft über die Wirklichkeit". Das die Wirklichkeit nicht etwas ist, das vorgegeben ist, was gewissermaßen greifbar ist, abrufbar is, sondern etwas ist, was kreiert werden muss.
Zu deiner Frage: "Welche Rolle hat eigentlich die Kritische Kriminologie?" Meiner Meinung ist das nach wie vor ein geeigneter und auch überzeugender Ausgangspunkt für kritische Arbeit, diesen Prozess zu dekodieren, ihn aufzuweisen. Da sträubt sich natürlich vieles.
Als "Protest und Reaktion" publiziert wurde, da hat mich mal die Polizei eingeladen. Da sollte ich meine Thesen vorstellen. Ich weiß das noch: Das war ein völlig abgedunkelter Raum - ich konnte gar nicht sehen, wer da so vor mir saß und wer alles zugegen war. Jedenfalls: Die größte Akzeptanz von kritischer Kriminologie findet man bei der Polizei.
In Bezug auf die G20-Geschichte versorgt er mich ständig mit Informationen, wo dieser rechtsverletzende Charakter und die "rechtsverletzenden Strategien" der Polizei offenbar sind und explizit ausgesprochen werden.
Eine schon lange währende Diskussion ist ja, dass man Gewalt gewissermaßen nur als individuelle physische Gewalt interpretieren soll, und strukturelle Gewalt - wie das Johan Galtung versucht hat, in die Debatte einzubringen - strukturelle Gewalt war ja mehr oder weniger soziologisch und kriminologisch diskreditiert. In einem aktuellen Aufsatz in "Mittelweg" von Peter Imbusch, da findet eine Rehabilitation des Begriffs der Strukturellen Gewalt statt. Um auf diese Weise auch die gesellschaftlichen Ursachen und Prozesse der Entstehung von individueller Gewalt wieder spruchfähig zu machen, den Begriff der Strukturellen Gewalt für die Bearbeitung dieser Geschichte wieder zu mobilisieren. Was ich auch völlig richtig finde.
Friedhelm Neidhardt9 hatte damals polemisiert gegen den Begriff der Strukturellen Gewalt, und hat sich mehr verstanden als "gesellschaftssanitärer" Sozialforscher. Übrigens ein Begriff von BKA-Präsident Horst Herold.
Wirklichkeitsdefinierer werden
Dazu ein letzter kurzer Rückblick auf 1968: Peter Brückner spricht in seinem Text "Die Transformation des demokratischen Bewusstseins" in Bezug auf die 68er Zeit von einer Phase der "Rebarbarisierung". Das Wiedereintreten des Barbarischen setzt ja voraus, dass es vorher nicht barbarisch zuging. Sagen wir, in dieser kurzen Zeit zwischen 1945 und 1968 war es weniger barbarisch als davor. In der Nachkriegszeit wurde das Grundgesetz geschrieben und es gab Regeln, an die man sich gehalten hat. Der emanzipative Prozess, der '68 stattgefunden hat, bedeutete so etwas wie eine Selbstermächtigung des Bürgers ... er hat das Bewusstsein installiert, dass man sich selber ermächtigen kann. Wenn Dinge schieflaufen, kann und muss man etwas dagegen unternehmen.
Ich glaube, das ist genau das, was André Poggenburg von der AfD angreift mit seiner Forderung, dass die Errungenschaften der 68er Generation Schritt für Schritt rückabgewickelt werden müssen. "1968" steht dafür, dass die Fassade herunter gerissen wurde, dass öffentlich gezeigt wurde: Die ganze faschistische Struktur ist noch aktiv hier!
Es ist daher nicht vollständig überraschend, dass ein Vertreter einer neorechten Organisation diesen Vorgang rückabwickeln möchte. Aber es ist natürlich interessant, dass das erste Mittel, die Rückabwicklung zu erreichen, die Vernichtung der Wahrhaftigkeit ist. Da wird mit Begriffen hantiert, doch man meint das Gegenteil. Neue Zuschreibungen zu Begriffen finden statt. Am Ende bist du an einem Punkt angekommen ...
Andreas Reckwitz8 hat dafür einen bestimmten Begriff: Er spricht von "Valorisieren". Dinge zu valorisieren, zu sagen, wie man bestimmte Rechtsgüter oder bestimmte Verhaltensweisen, bestimmte Situationen hierarchisiert oder eben "valorisiert" werden. Valorisieren ist ein Begriff, der gehört in die Definitions- und Konstitutionslogik und Konstitutionsstrategie hinein. Bei ihm ist das ein ganz zentraler Begriff: Valorisieren auf ästhetischem Gebiet, Valorisieren auf wissenschaftlichem Gebiet oder auf ...
Es gibt ja viele Versuche, Polizei zu definieren. Was ist die Essenz von Polizei? Und es gibt einen amerikanischen Polizeitheoretiker, Egon Bittner, der hat konsequent polizeiliches Alltagshandeln als Gewalt bezeichnet. Die Essenz von Polizei ist Gewalt. Gewalt auszuüben und Gewalt zu platzieren. Das gilt in demokratischen und in autoritären Staaten, überall, wo du Polizei hast. Deshalb finde ich dieses Predigen der Gewaltlosigkeit sowas von ... na, wie sagt man noch ?
Extremismus der Mitte
In Medienkommentaren wird Dudde, Zitat, als "Überzeugungstäter" bezeichnet, der genau wisse, was er nicht dürfe, und es dennoch tue. Entscheidend sollen dabei die Ereignisse während des NPD-Aufmarschs am 07. Februar 2015, eine Woche vor der Bürgerschaftswahl, gewesen sein. Nachdem Gegenkundgebung und Protest ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen waren, soll die Gesamteinsatzleitung unter Dudde angeordnet haben, dem NPD-Lautsprecherwagen den Weg durch die angemeldete und noch laufende Antifa-Kundgebung zu bahnen. Was dann auch zu völlig unnötigen und erwartbaren Auseinandersetzungen geführt hat. Und weil es eine Woche vor der Bürgerschaftswahl war, wurde dies von den Medien als "Wahlkampfhilfe für Hardliner" bezeichnet.
Faktisch hatte er drei Wege, die er hätte gehen können. Er hat sich aber entschieden, mitten durch zu gehen. Dazu fällt mir Wolfgang Kraushaar und der "Extremismus der Mitte" ein. Kraushaar hatte den Begriff "Extremismus der Mitte" neu definiert, um zum besseren Verständnis beizutragen des Zusammenwirkens von "verdeckt ablaufenden institutionellen Beziehungen zwischen Behörden und rechten Gewalttätern". Als jetzt im Nachgang zu den Vorfällen im Schanzenviertel sich offenbarte, dass zahlreiche Neofaschisten randaliert hatten und die Rolle der V-Leute nicht aufzuklären gewesen sei, da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass die Zuschreibung, das wäre linke Gewalt gewesen, absichtlich gewählt wurde, um abzulenken davon, was möglicherweise tatsächlich gelaufen ist. Und dass man sein eigentliches "Interesse" geschützt hat durch die Realität, die man erzeugt.
Das ist natürlich dann interessant, wenn man weiß, dass das Vorgehen des Gesamteinsatzleiters gegen Linke mehrfach gerichtlich als rechtswidrig eingestuft wurde und wenn man dann erinnert, wie das beim NSU-Komplex gelaufen ist, insgesamt, als Struktur die den gesamten Staat und nicht nur Hamburg und Herrn Dudde betrifft, dann fragt man sich, was da los ist - woher diese Blindheit auf dem rechten Auge kommt? Das unterstellt keine generelle Kongruenz in den Zielen. Aber so, wie Kraushaar den Begriff neu auffüllt, verweist er auf eine mögliche Komplizenschaft zwischen Politik, gesellschaftlicher Mitte und rechter Gewalt.
Der Druck auf die Leberwurst
Andere Details, die ich auch mit hinzugezogen habe, die rechtfertigen den Schluss, dass das, was da passiert ist, auf Grund von Manipulationen der Situation und der Örtlichkeit geschehen ist, um genau diesen Prozess der Gewaltanwendung zu erzeugen. Und ihn genauso zu erzeugen, dass man ihn handhaben kann. Erich Duensing, das war der Polizeipräsident von Berlin, der hatte ja diese schöne Metapher erfunden von der Leberwurst, die man in der Mitte drückt und an den Seiten kommts heraus. Da stehen dann alle und können absahnen.
Der Kampf gegen Links
Was ich grade noch gedacht habe, als du von der AfD gesprochen hast und über "diese Linksversifften", die endlich mal weg müssten, wie die AfD ja sagt, ob diese ganze G20-Geschichte und diese Verselbstständigung von Polizei, diese neue Qualität von Polizeigewalt, ob das ein gesamtgesellschaftliches Zeichen ist für etwas. Wenn ich mir die Tradition der Polizei angucke, z.B. das Bremer Polizeibataillon, was sehr brutal eingesetzt war in der Partisanenbekämpfung im Osten, die sind alle nahtlos wieder in den bundesdeutschen Polizeidienst übernommen worden. Die Polizei war damals noch eine militarisierte Polizei. Es gab ganz lange noch bis in die 50er.
Sind Politik und Polizei auf dem rechten Auge blind? Wenn wir uns vergegenwärtigen, was in Rostock los war, wie lange es da ausländerfeindliche Ausschreitungen gegeben hat: über Tage! Da ist keine kasernierte Bereitschaftspolizei mobilisiert worden - tagelang nicht.