"Die Leiche bin ich"

Die Straßenfeger, Francis Durbridge und der gläserne Mensch (Teil 1)

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Früher einmal, da war die Welt noch in Ordnung. Es gab nur ein Fernsehprogramm, das dem Publikum schon durch seinen Namen mitteilte, dass hier Schluss mit lustig war: Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland, kurz: ARD. In der Tagesschau verlas ein Herr die Nachrichten, als sei er der Regierungssprecher. Es war immer ein Herr, der die Nachrichten verlas. Frauen durften noch nicht mitmachen. Frauen wurden beim Fernsehen als Assistentinnen und als „Ansagerinnen“ eingesetzt. Die Ansagerinnen sagten jeweils die nächste Sendung an, wobei sie mehr oder weniger dummes Zeug auf ihrem Blatt stehen hatten und vorab große Teile des Inhalts von Fernsehfilmen erzählten, damit der Zuschauer, ein scheinbar nicht besonders kluger Mensch, auch verstehen konnte, worum es ging und damit die nervliche Belastung nicht zu groß wurde.

Die gute alte Fernsehzeit

Man kann sich über diese Zeit leicht lustig machen, aber sie hatte auch ihr Gutes. Die geistige Umweltverschmutzung hielt sich schon deshalb in Grenzen, weil nicht rund um die Uhr gesendet wurde. Weil die Ansagerinnen unermüdlich erzählten, was zuletzt passiert war oder gleich passieren würde, gab es noch eine klare Aufgabenverteilung, weshalb die Filmkritiker des Fernsehens nicht, wie heutzutage, das Vorstellen neuer Kinofilme mit der Inhaltsangabe verwechselten. Es gab kein Dschungelcamp und keine Dauerwerbesendungen, weil es RTL, PRO7 und, sagt man, den Quotendruck nicht gab.

Wie war es also früher? Leider sind die Öffentlich-Rechtlichen, was den Inhalt ihrer Archive angeht, von einer schwer erklärlichen Amnesie befallen, oder möglicherweise haben sie nur viel weggeworfen, um Kosten zu sparen, denn das sachgerechte Aufbewahren ist teuer (die diesbezügliche Informationspolitik der gebührenfinanzierten Anstalten lässt sehr zu wünschen übrig). Gelegentlich gibt es aber auch Lichtblicke. Dann wird das alte Zeug nicht nur irgendwann in der Nacht lieblos versendet, sondern es wird sorgfältig ediert und allgemein zugänglich gemacht. Die legendären, nach Drehbüchern von Francis Durbridge entstandenen Krimi-Mehrteiler gibt es jetzt – digital überarbeitet – auf DVD. Ob man die Durbridge-Krimis mag oder nicht: sie sind ein Stück deutsche Fernsehgeschichte. Deshalb wollen wir froh und dankbar sein, statt kleinlich danach zu fragen, warum man jeweils 30 Euro und mehr für etwas berappen muss, das vom Gebührenzahler bereits vorfinanziert wurde.

Mein Verdacht: Durch diese finanzielle Hürde soll verhindert werden, dass zu viele Zuschauer eine Durbridge-DVD in den Player legen (was schlecht für die Quote wäre), statt sich dabei zu langweilen, wie ein deutscher Commissario im Klischee-Italien Verbrecher jagt. Mit Kommissar LaBréa (das Französische daran ist der Apostroph) ist die ARD inzwischen bis nach Frankreich vorgedrungen, und demnächst wird sie uns bestimmt irgendeinen eigenproduzierten Chefinspektor präsentieren, der in London oder Birmingham ermittelt. Damit würde sich wenigstens ein Kreis schließen. Denn in England – und mit Durbridge – hat das alles angefangen. In jedem Fall erfüllt die ARD mit ihrer Straßenfeger-Edition wieder einmal ihren Informationsauftrag. Man kann sich jetzt ein Bild davon machen, ob früher wirklich alles besser war – oder ob das Elend schon viel älter ist als SAT.1 und RTL.

Straßenfeger

Eingangs sollte man daran erinnern, dass es lange Zeit kaum Krimis im Fernsehen gab und schon gar nicht in Serie. Wenn dann Kommissar Keller und Oberinspektor Derrick den Verdächtigen sagten, dass sie von der Mordkommission sind, war das noch keine Phrase. Heute versteht sich das von selbst, ist der Satz ein sinnentleertes Relikt aus alten Zeiten. Früher dagegen gab es tatsächlich Krimiserien, in denen pro Folge nicht mindestens ein Mord geschah. Die Durbridge-Krimis fielen deshalb aus dem Rahmen. Da wurde garantiert gemordet, und es blieb auch nicht bei einer Leiche. Das kam gut an. 1970 soll der ARD-Dreiteiler Wie ein Blitz die phänomenale Einschaltquote von 91 Prozent erreicht haben, obwohl das ZDF schon sendete. Hochgerechnet waren das in Westdeutschland 36,4 Millionen Zuschauer. (Es gab damals kein RTL, aber noch die DDR.)

Wie ein Blitz

Weil die Straßen wie leergefegt waren, wenn bei Durbridge ermittelt wurde, bürgerte sich der Begriff „Straßenfeger“ bei uns ein. Eigentlich ein komisches Wort, wenn man bedenkt, was unterschwellig damit gesagt wird. Der Zuschauer hätte demnach auf der Straße herumgelungert, wenn er nicht gerade vor dem Fernseher saß, oder er wird mit dem verglichen, was sonst noch weggefegt wird, wenn die Straßenreinigung kommt. Besonders überraschend ist das nicht. Es war schon immer so, dass das jeweils jüngste Massenmedium für den allgemeinen Kulturverfall verantwortlich gemacht wird und das aushalten muss, bis ein Nachfolger die Rolle des Prügelknaben übernimmt. Als das Fernsehen seinen Siegeszug antrat, entdeckten die Bewahrer des Guten und des Schönen urplötzlich die positiven Seiten des zuvor verdammten Kinos. Und die Experten, die kürzlich noch das Fernsehen für die Verdummung und Verrohung des Publikums verantwortlich gemacht haben, treten heute dort auf, um vor den Gefahren des Internet und der Computerspiele zu warnen. Das ist, mediengeschichtlich gesehen, ganz normal.

Weil die in der heutigen Medienwelt lauernden Gefahren immer mehr werden und sich immer schneller entwickeln, bleibt kaum Zeit, sich mit dem zu beschäftigen, was gestern noch gefährlich war. Über die ersten Jahrzehnte der Fernsehgeschichte wissen wir erstaunlich wenig, was über Anekdoten und vage Erinnerungen hinausgeht. Am Abend des 17. Januar 1962 soll bei 93 Prozent der 5,9 Millionen angemeldeten TV-Geräte das 1. Programm eingeschaltet gewesen sein, wo die letzte Folge von Das Halstuch lief. Niemand kann sagen, dass das eine zu vernachlässigende Größe ist. Trotzdem findet man kaum Substantielles über die Durbridge-Krimis. Was immer wiederkommt:

  1. Fast alle saßen vor dem Fernseher, wenn ein Durbridge lief, und das zur selben Zeit (es gab noch keine Videorekorder).
  2. Es herrschte atemlose Spannung, und das Publikum kombinierte begeistert mit, um selbst herauszufinden, wer der Mörder war, weshalb es
  3. ganz gemein von Wolfgang Neuss war, dass er zwei Tage vor der letzten Halstuch-Folge in einer Berliner Zeitung eine Annonce schaltete, in der der Name des Täters verraten wurde.

Man wundert sich nicht, dass Neuss, als linker Kabarettist ohnehin ein Nestbeschmutzer, von der BILD-Zeitung zum Vaterlandsverräter erklärt wurde. Wenn aber Neuss, der abtauchen musste, weil er Morddrohungen erhielt, tatsächlich ein so grausames Verbrechen an der Fernsehnation begangen und ihr den Spaß verdorben hatte: Warum waren dann trotzdem 93 Prozent der Geräte eingeschaltet, als der vorab verratene Dieter Borsche als Mörder überführt wurde? Und welche der beiden Versionen zum Tathergang, die ich gefunden habe, ist die richtige? Hatte Neuss, wie er hin und wieder erzählte, den Mörder nur geraten? Oder hatte er des Rätsels Lösung doch von seiner Mutter erfahren, die zum selben Masseur ging wie einer der Mitwirkenden (Version 2b: Borsches Mutter ging zum selben Masseur wie Neuss)?

Englische Ansage

Vor jeder Durbridge-Fortsetzung wurde von einer Ansagerin zusammengefasst, was bisher geschehen war. Leider scheint man diese Ansagerinnen nicht archiviert zu haben. Das ist schade, weil man ohne die persönliche Erinnerung nur noch eingeschränkt versteht, was Loriot persifliert, wenn Evelyn Hamann vor der achten Folge des 16-teiligen englischen Fernsehkrimis „Die zwei Cousinen“ eine kurze Übersicht über die bisher gesendeten sieben Folgen gibt. Die unaussprechlichen englischen Namen dienen der karikierenden Zuspitzung. Aber die Realsatire, auf die Loriot eigentlich abzielt, ist der verworrene Inhalt dieser Durbridge-Krimis, der ohne Rücksicht auf Verluste rekapituliert wurde, bevor die nächste Episode begann. Hier nur, stellvertretend für den Rest, das Wichtigste aus Folge 1 von Die Schlüssel (wer das 1965 erstmals ausgestrahlte Werk schon kennt, darf diesen Teil überspringen – aber nur, wenn er es auch verstanden hat):

Philip Martin, ein in Hamburg stationierter Soldat, kommt auf Heimaturlaub zu seinem in London lebenden Bruder Eric, einem bekannten Modephotographen mit einer Sekretärin namens Ruth. Auf dem Weg zu Eric und Ruth wird Phil fast überfahren. Phil zeigt Eric ein Photo von seinem irischen Kameraden Sean Reynolds und dessen Frau, die ein Akkordeon trägt. Reynolds, sagt Phil, sei in Hamburg überfahren worden; er müsse jetzt zur Witwe nach Dublin.

Tatsächlich fährt er nach Maidenhead und nimmt sich ein Zimmer im Royal Falcon Hotel. Dort lernt er die Besitzerin Vanessa Curtis, den sinistren, ein auffälliges Hörgerät tragenden Manager Douglas Talbot sowie den deutschen Arzt Dr. Linderhof kennen, und er erhält einen mysteriösen Gedichtband ausgehändigt, der für ihn geschickt wurde. Ein paar Tage später wird Phil in seinem Zimmer erschossen aufgefunden. Eric glaubt nicht an Selbstmord. Inspektor Hyde stellt fest, dass Sean Reynolds nie existiert hat. Andy Wilson, ein Kamerad von Phil, kondoliert Eric, stiehlt den Gedichtband und wird aus einem fahrenden Auto heraus niedergeschossen. Eric bekommt mit der Post ein Photo von Phil, das bisher in seinem Schaukasten hing; da hängt jetzt eine Vergrößerung des Photos mit dem angeblichen Sean Reynolds nebst Frau und Akkordeon.

Eric fährt zum Royal Falcon Hotel und erhält vom Hausdiener einen Schlüssel, den das Zimmermädchen in Phils Zimmer gefunden hat. Als er wieder in London ist, melden sich mehrere Personen, die alle behaupten, dass der Schlüssel ihnen gehört. Eine davon ist Vanessa Curtis, die vor einem Treffen mit Phil fast überfahren wird. Auch Thomas Quayle, Antiquitätenhändler in Brighton und Bruder von Vanessa Curtis, will den Schlüssel haben.

Von Eric Martin unter Druck gesetzt, ist er bereit auszupacken. Bevor er das tun kann, wird er von einer falschen Kundin namens Clare Seldon aus dem Zimmer gelockt und von Cliff Fletcher ermordet. Eric findet bei Quayle ein Exemplar des Gedichtbands, viele Abzüge des Photos vom falschen Reynolds und dann, im Kofferraum seines Autos, Quayles Leiche.

(Das ist nur eine von drei Episoden.)

Jemand soll, wie Phil Martin, mitten in der Nacht in seinem Hotelzimmer umgebracht werden, und zwar so, dass es keiner merkt. Wie macht man das? Wird er erstochen, erwürgt, erschlagen oder vergiftet? Viel zu einfach. Der Mörder, ein technisch versierter Mensch, manipuliert eines der Autos einer im Hotel feiernden Gesellschaft, damit es beim Anlassen des Motors Fehlzündungen gibt. Als die Gesellschaft aufbricht, dringt er schnell in Phils Zimmer ein und erschießt ihn. Wer den Schuss hört, glaubt, es sei eine der Fehlzündungen gewesen. Diese Erklärung verdanken wir der Kombinationsgabe von Dr. Linderhof, der in Deutschland in einen anderen Mordfall verwickelt ist, der allerdings gar keiner ist und genauso in die Irre führen soll wie ein weiteres Exemplar des Gedichtbandes, den angeblich Dr. Linderhof, von Deutschland aus, für Phil zu Eric geschickt hatte und der vorübergehend im Royal Falcon Hotel landet, weil Phil vor seiner Ermordung noch einen Nachsendeantrag gestellt hat. (Das ist nicht der Gedichtband, den Andy bei Eric stiehlt und auch nicht der, der bei Quayle herumliegt.)

Die Schlüssel

Aber was hat es mit dem Schlüssel auf sich? Das ist so: Phil und sein Freund Andy haben einer Gangsterbande um Quayle und Fletcher dabei geholfen, eine Bank in Hamburg um 20 Millionen D-Mark zu erleichtern. Das Geld wurde nach England gebracht und von Quayle in dessen Antiquitätenladen, im Tresor hinter einem Gemälde von Canaletto, versteckt. Dort sollte es bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen wäre. Zur Beruhigung der anderen Bandenmitglieder sollte Quayle eine codierte Botschaft anfertigen, die den Gaunern, falls ihm etwas zustoßen sollte, das Versteck der Beute verraten hätte. Die eine Hälfte der Botschaft besteht aus einer Reihe von Photos, auf denen immer der falsche Sean Reynolds mit seiner Frau zu sehen ist, wobei diese Frau ihre Finger aber jedes Mal in einer anderen Stellung auf die Tasten des Akkordeons gelegt hat. Teil 2 des Codes ist die Nummer auf dem Wohnungsschlüssel von Vanessa Curtis, der irgendwie ins Hotelzimmer von Phil kam und dann vom Hausdiener irrtümlich an Eric gegeben wurde. Tatsächlich war es aber doch ganz anders. Der Bandenchef hatte nämlich nie vor, die Beute zu teilen. Er wollte sich mit dem ganzen Geld ins Ausland absetzen und vorher noch seine Komplizen töten, damit sie ihm nicht folgen konnten. Die für die Morde benötigte Zeit sollte ihm Quayle verschaffen, indem er diesen komplizierten Code anfertigte.

The plot thickens

Inspektor Hyde braucht am Ende viele Minuten, um Eric und seiner patenten Sekretärin diese Zusammenhänge zu erklären. Ich habe Die Schlüssel irgendwann als Wiederholung im Fernsehen gesehen und damals überhaupt nichts verstanden. Nacherzählen kann ich es hier nur, weil ich es mir auf der DVD mehrmals angehört habe. Will wirklich jemand ernsthaft behaupten, dass der Reiz dieser Krimis darin lag, dass man so schön mitkombinieren konnte? Es war wohl eher wie beim Lotto. Nur die Chancen auf den richtigen Tipp waren deutlich größer und verbesserten sich mit jeder Sendeminute.

Bei Durbridge ist man garantiert unschuldig, wenn man Polizist oder der Held ist, der mit mehr als 50%-iger Wahrscheinlichkeit für den britischen Geheimdienst arbeitet. Alle anderen könnten der Mörder sein. Aus dem Kreis der Verdächtigen scheidet man nicht dadurch aus, dass man ein Alibi hat oder auf Grund von Ermittlungen und logischen Deduktionen wie bei Sherlock Holmes, sondern nur, indem man ermordet oder zumindest bei einem Mordanschlag so schwer verletzt wird, dass man auf der Intensivstation landet. Sehr verdächtig wiederum macht man sich dadurch, dass man tot und mit einem so zertrümmerten Gesicht aufgefunden wird, dass man nur noch durch die Kleidung zu identifizieren ist. Anhand der Fingerabdrücke wird dann unweigerlich festgestellt, dass man die Leiche gar nicht ist. Da es bei Durbridge fast so viele Tote gibt wie am Anfang Verdächtige, überführt sich der Mörder sozusagen selbst: nicht, weil er beim Töten Spuren hinterlässt, die zu ihm führen, sondern weil er die Zahl der Mit-Verdächtigen ständig reduziert. Am Ende erklärt der Inspektor, warum er gemordet hat.

Beim klassischen „Whodunit“ – also beim Krimi, in dessen Mittelpunkt die Frage nach dem Täter steht – gibt es zwei Todsünden:

  1. Jemand verrät vorab den Mörder wie Wolfgang Neuss.
  2. Der Krimi gibt dem Leser oder dem Zuschauer keine faire Chance, durch das richtige Verbinden der Indizien und die Suche nach Motiven den Mörder selbst zu überführen.

Francis Durbridge kann man in Punkt 2 nur schuldig sprechen. Er hat einen Baukasten, aus dem er seine Plots zusammensetzt. Mit stringenter Handlungsführung hat das aber nichts zu tun. Die Teile kann man so oder auch anders kombinieren. Wer das nicht glaubt, sollte eines der Bücher lesen, die der Meister der Mehrfachverwertung seinen Fernsehkrimis hinterherschob. Da wird immer umgestellt, damit es neue Überraschungen gibt. Da nichts wirklich zusammenpasst, ist das nicht weiter schwierig. Auch in den BBC-Versionen ist der Mörder meistens ein anderer.

Für einen guten Krimi braucht man eine spannende Geschichte. Wenn einem keine einfällt, kann man sich den Ausgangspunkt bei den Kollegen borgen und von da aus weitermachen. Das scheint die Methode Durbridge gewesen zu sein. Die Ideengeber reichen von Wilkie Collins über Edgar Wallace bis zu Alfred Hitchcock. Wenn man den Anfang hat, beginnt die Arbeit. Es ist sehr schwer, eine Geschichte so zu konstruieren, dass sich die Figuren zur richtigen Zeit am richtigen Ort befinden, dort das Richtige tun und auch noch einen Grund dafür haben. Durbridge fehlte entweder das Handwerkszeug für solche Feinheiten, oder sie waren ihm egal.

Ein Toter hängt von der Klippe

Ein Beispiel für viele: In Die Schlüssel durchsucht Fletcher, einer von den Bankräubern, die Wohnung von Eric Martin. Eric überrascht ihn dabei. Es gibt ein Handgemenge. Eric unterliegt. Fletcher könnte jetzt weiter nach dem Schlüssel suchen, oder Eric ermorden, oder in Ruhe eine Tasse Tee trinken. Stattdessen flieht er Hals über Kopf aus der Wohnung (das ist der Mann, der vorher kaltblütig Quayle erdolcht hat). Eric kommt zu sich und findet die Brieftasche, die Fletcher beim Handgemenge verloren hat. In der Brieftasche steckt die Einladung zu einer Tanzveranstaltung. Das ist der eigentliche Grund, aus dem Fletcher in der Wohnung war. Durbridge hatte ihn dort hingeschickt, damit Eric die Einladung finden und die Handlung weitergehen kann. Bei dem Tanzvergnügen treffen Ruth und Eric das Paar, das für die Photos mit dem Akkordeon Modell saß. Und so geht es immer weiter.

Die Schlüssel

Quayle, der Mann mit dem Code, wird tagsüber in seinem Haus in Brighton ermordet. Fletcher könnte ihn einfach liegenassen. Stattdessen trägt er die Leiche am helllichten Tag hinaus auf die Straße, zum dort geparkten Auto von Eric Martin, und verstaut sie im Kofferraum. Das ist doch ziemlich dumm. Vieles von dem, was eigentlich nur unsinnig ist, wird bei Durbridge am Schluss damit erklärt, dass der Verdacht auf einen Unschuldigen gelenkt werden sollte. Tatsächlich geht es nur um den Effekt. Der Täter trägt die Leiche zum Auto, damit Eric sie am Ende der Episode im Kofferraum finden kann. Das ist der Cliffhanger.

Den Cliffhanger verdanken wir den Fortsetzungsfilmen der Stummfilmzeit. Pearl White oder eine ihrer Kolleginnen hingen am Ende einer Episode mit letzter Kraft an einer Klippe, oder sie lagen gefesselt vor einem herannahenden Zug auf den Schienen, damit das Publikum gespannt auf die nächste Folge wartete. Da sah man dann, wie die Heldin gerettet wurde. Darauf war Verlass. Durbridge beendet seine Episoden gern mit mysteriösen Gegenständen, am liebsten aber doch mit dem Auffinden einer Leiche. Bei ihm wird gestorben, nicht gerettet.

Diese Art von Cliffhanger ist durchaus radikal. Man liegt nicht ganz daneben, wenn man sagt, dass sich Durbridge von einer Leiche zur nächsten hangelt. Das machen andere auch, aber sie verbergen es schamhaft hinter glaubwürdigen Geschichten und psychologisch stimmigen Charakteren. Wer, wie etwa Mario Bava oder Dario Argento, auf die branchenüblichen Ausschmückungen verzichtet, muss bei uns damit rechnen, in das Ghetto der indizierten Filme eingewiesen zu werden. Durbridge lief zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen. Unterschätzen sollte man ihn also nicht. Man kann die vielen Mängel und die Löcher in der Handlung auflisten und sich dann über unsere Eltern und Großeltern mokieren, die sich von so etwas vor den Bildschirm locken ließen. Aber Durbridge-Krimis funktionieren nach anderen Regeln.

Den ersten Krimi-Mehrteiler des deutschen Fernsehens schrieb nicht Francis Durbridge, sondern Harald Vock. Die vier Folgen wurden im Januar 1959 unter dem etwas einfältigen Titel Gesucht wird Mörder X ausgestrahlt. Der Inhalt: Im Hof eines Redaktionsgebäudes wird ein toter Mann gefunden, der mit dem Redakteur Heinz Helten verabredet war. Helten und sein Kollege Werner Barkmann geraten unter Verdacht. Zum Verdruss von Kommissar Bergner beschließen die beiden, auf eigene Faust nach dem Täter zu suchen ... Der Erfolg war scheinbar nicht besonders groß. Den nächsten Versuch unternahm die ARD mit einer Vorlage von Francis Durbridge.

Francis Durbridge (1912-1998) studierte Altenglisch und Volkswirtschaft, arbeitete vorübergehend als Börsenmakler und begann mit 19, Krimis zu schreiben. 1938 hatte er die entscheidende Idee. Für ein BBC-Hörspiel erfand er den Detektiv Paul Temple, den er im Rahmen einer formelhaften Kriminalhandlung ermitteln ließ. Das immer gleiche Muster variierte er viele Jahre lang. Nach dem Krieg gab es Paul Temple auch bei uns, mit René Deltgen als seiner deutschen Stimme (inzwischen als Hörbuch zu haben). 1956 strahlte das Fernsehen der BBC den Sechsteiler The Other Man aus. Die Rechte daran kaufte 1959 der NWDR. Die vier Teile von Mörder X hatte man im wöchentlichen Abstand gezeigt. Die sechs, jeweils etwas mehr als 30 Minuten dauernden Episoden von Der Andere liefen innerhalb von elf Tagen. Diese Dosis war genau richtig, um ein Suchtverhalten hervorzurufen. In Großbritannien waren die Durbridge-Krimis erfolgreich. Bei uns wurden sie zum Phänomen. (Deutsche Fernsehkritiker bemängelten, dass die sechs Teile in elf Tagen das gewohnte Programmschema durcheinander brachten. Ordnung musste sein.)

Von Loriot gibt es einen Mini-Sketch mit dem Titel „Straßenfeger“. Man sieht einen Straßenfeger bei der Arbeit. Am Schluss kehrt er den ganzen Dreck unter den Teppich. In Deutschland gab es nach 1945 sehr viel Dreck, den man unter den Teppich kehrte. Die meisten der großen Publikumserfolge der Nachkriegszeit haben mit diesem Dreck zu tun. In Der Andere wird auf einem Hausboot der Italiener Paolo Rocello gefunden, die erste Durbridge-Leiche mit zertrümmertem Gesicht (natürlich ist der Tote, wie alle Leichen dieser Art, nicht der, für den man ihn hält). Die Spuren führen zum Internatslehrer David Henderson. So gerät ein angesehener Bürger in Verdacht, ein Mörder zu sein. Offenbar hat die Tat etwas mit dem zu tun, was Henderson im Zweiten Weltkrieg gemacht hat. Es muss sehr erleichternd gewesen sein, als Inspektor Ford herausfand, dass Henderson sich in der Vergangenheit nichts hatte zuschulden kommen lassen und jetzt (im Kalten Krieg) verhinderte, dass die Gegenseite in den Besitz von kriegswichtigen Forschungsergebnissen gelangte. So etwas sah man sicher gern und das auch immer wieder. Henderson wird übrigens von Albert Lieven gespielt, der 1936 nach England emigriert war.

Talking Heads

Der Andere

Das Visuellste an Der Andere ist der Taucher des jeweiligen Anfangsbilds. Der Rest ist sehr statisch und wortlastig. Man kann Durbridge vorwerfen, dass er seine Fernsehkrimis so schrieb wie seine Hörspiele. Doch das wäre ungerecht. Die frühen Fernsehspiele der BBC wurden live und mit primitiven Mitteln gesendet. Die Autoren mussten sich deshalb an bestimmte Vorgaben halten: Kaum Außenaufnahmen, wenige Schauplätze, lange Dialogszenen und diese am besten so, dass eine Person von der anderen abgelöst wird, zum Beispiel im Verhör mit Inspektor Ford oder in Hendersons Studierzimmer. Deshalb denkt man auch sehr lange, dass es im Städtchen Medlow kein Polizeirevier gibt und dass Ford seinen Beruf in Heimarbeit ausübt. Einmal im Haus des Inspektors, kam man nicht mehr so leicht von dort weg. Warum sich allerdings der verantwortliche Produzent John Olden (der Gatte von Inge Meysel) und sein Regisseur Joachim Hoene so sklavisch an ein Drehbuch hielten, das unter anderen Voraussetzungen entstanden war (der NWDR sendete nicht live wie die BBC), bleibt ihr Geheimnis. Angeblich soll Durbridge alle Abweichungen vom Original verboten haben.

David Henderson mit Inspektor Ford (Der Andere)

Im Vergleich zu Der Andere markiert das Entführungsdrama Es ist soweit einen enormen Entwicklungssprung. Dem neuen Regisseur Hans Quest wurden 3-wöchige Außenaufnahmen in England genehmigt. Er bemühte sich, einen visuell abwechslungsreichen Fernsehfilm zu drehen und hatte nichts dagegen, sich an aktuelle Kinoerfolge anzuhängen. Siegfried Lowitz spielte den Inspektor wie zuvor in Der Frosch mit der Maske, und der als Detektiv Nick Knatterton bekannte Karl Lieffen übernahm die Rolle des zwielichtigen Photographen Pelford. Mehr als 80 Prozent aller Fernsehgeräte waren eingeschaltet, wenn Clive Freeman sechs Teile lang versuchte, seine entführte Tochter wiederzubekommen. Im nächsten Durbridge, Das Halstuch, ermittelte Heinz Drache, den man als Inspektor Dick Martin aus dem Edgar-Wallace-Film Die Tür mit den 7 Schlössern kannte. Wahrscheinlich verließ sich Wolfgang Neuss einfach auf den Nachahmungsdrang des Fernsehens, als er auf Dieter Borsche als den Mörder tippte (wenn nicht doch der Masseur der Verräter war). Borsche, der romantische Held der 50er, hatte kürzlich in Die toten Augen von London als Chef der Mörderbande überrascht. Was für Edgar Wallace gut war, war für die ARD billig.

Durbridge-Krimis lassen sich viel Zeit. In Der Fall Salinger (1964) besucht Tim Frazer Barbara Day in ihrer Wohnung. Er könnte die Treppe nehmen, aber das macht er natürlich nicht. Wir sehen ihm dabei zu, wie er die Tür zum Aufzug öffnet, hineingeht, die Tür schließt. Wir fahren mit ihm nach oben. Er öffnet die Tür des Aufzugs, geht hinaus, schließt die Tür, geht zu Barbaras Wohnungstür. Wer nicht ungeduldig wegzappt, wird feststellen, dass diese hypnotische Langsamkeit eine Sogwirkung entwickelt. Anstelle von hektischen Schnittfolgen gibt es lange, ungeschnittene Einstellungen, die mitunter recht virtuos sind, weil die Kamera den Charakteren folgt, statt statisch sprechende Köpfe abzufilmen wie noch in Der Andere. Allerdings hat das auch kuriose Folgen.

In Der Andere herrscht qualvolle Enge. Die Personen kommen sich – besonders, wenn es mehr als zwei sind, die sich unterhalten – sehr nahe, weil sie sich alle in eine statische Einstellung quetschen müssen. Ab Es ist soweit hat man jede Menge Platz. Geredet wird immer noch sehr viel, und das sollte sich in den Durbridge-Krimis auch nicht mehr ändern. Meistens gibt es einen Ort, in der Regel das Haus oder die Wohnung des Helden, auf den sich die langen Dialogpassagen konzentrieren. Da ist dann der Regisseur gefordert. Bis einschließlich Der Fall Salinger wurde mit dem Ampexverfahren aufgezeichnet. Bei diesem magnetischen Aufzeichnungssystem konnte man das Material zwar schneiden, das war aber sehr kompliziert und, insbesondere beim Tonschnitt, nicht zu empfehlen. Wenn möglichst wenig geschnitten wird, muss sich die Kamera viel bewegen, damit die Dialogszenen nicht langweilig werden. Das geht, wenn man viel Zeit für die Proben, gute Schauspieler und ein großes Atelier hat, in dem das Innere des Hauses aufgebaut wird. Die Kamera hat da den Bewegungsspielraum, den sie braucht.

Clive Freeman, der Held von Es ist soweit, ist nicht nur Forscher, sondern auch ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Die Freemans haben Geld und besitzen ein großes Landhaus, in dem sich die Kamera frei bewegen kann. Das passt. Aber der Titelheld von Tim Frazer (1963) ist ein Ingenieur, der sich selbständig gemacht hat und dessen Firma pleite gegangen ist. Trotzdem darf er ein riesengroßes Haus in London bewohnen, damit der Regisseur Hans Quest dort seine langen Einstellungen und seine ehrgeizigen Kamerafahrten inszenieren kann. Filmästhetisch ist das sehr interessant, aber es ist leider auch ganz unglaubwürdig. Alles zusammengerechnet, ist Tim Frazer sicher mehrere Minuten lang nur damit beschäftigt, von irgendeinem Punkt in seinem Haus zur Haustür zu gehen, wenn es da klingelt. Wer eine zu kleine Wohnung hat, sollte unbedingt versuchen, in der Durbridge-Welt unterzukommen. Man wohnt da grundsätzlich in Palästen – unabhängig davon, wie groß oder klein ein Haus von außen wirkt.

England in einer Telefonzelle

So großzügig wie bei Es ist soweit war man bei der ARD danach nicht mehr. Könnte es sein, dass die ARD-Gewaltigen unzufrieden damit waren, dass die Einschaltquote unter 90 Prozent blieb, obwohl man extra in England gedreht hatte? Aber nein, den Quotendruck gab es damals noch gar nicht. Außenaufnahmen jedenfalls konnte man zuhause billiger haben. Deshalb geht der Halstuch-Mörder von Littleshaw in Remscheid um. Irgendjemand war der Meinung, dass es dort sehr „englisch“ aussehe. Das tut es leider nicht. In Pressetexten aufgestellte Behauptungen, man sei bei Melissa (1966) wieder zu umfangreichen Außenaufnahmen nach England gefahren, halte ich für eine glatte Lüge. Der englische Tudor-Stil wird da von deutschen Fachwerkhäusern gedoubelt.

Melissa

Unbesungen blieb der Requisiteur, der früh auf die Idee kam, eine englische Telefonzelle zu besorgen. Wo man die aufstellte, war England. Gefährlich ist die Zelle auch. Wenn jemand in ihr versucht, den Helden anzurufen und ihm alles zu sagen, fahren die Bösen garantiert in einem getarnten Auto vorbei und nehmen die Telefonzelle mit einer Maschinenpistole unter Beschuss, als hätten sie London mit Chicago verwechselt. Der bloße Aufenthalt in ihrer Nähe kann den Tod bedeuten. In Die Schlüssel wird Philip Martin neben der Zelle fast überfahren. Später steht sie in der Nähe von Brighton, und diesmal soll Vanessa Curtis überfahren werden. Andererseits haben Durbridge-Figuren, die in der Telefonzelle niedergeschossen werden, eine Überlebensgarantie. Sie werden prinzipiell nur schwer verletzt und ins Krankenhaus eingeliefert, wo sie zur Aussage bereit sind, wenn das für die Geschichte erforderlich ist.

Die Schlüssel

Auch mit der englischen Sprache ist das so eine Sache. Schwierig sind Namen wie der von Sean Reynolds. Sean Connery kannte man damals noch nicht, weshalb die deutschen Schauspieler an dem „Sean“ durchweg scheitern. Albert Lieven, der schon seit 25 Jahren in England lebte, hätte es bestimmt richtig gekonnt, war aber ein charmanter Mensch und sprach den Vornamen so falsch aus wie die anderen. Marianne de Barde, die alle Durbridge-Krimis übersetzte, wuchs erst im Lauf der Zeit an ihrer Aufgabe. Ihre anfänglichen Probleme haben uns schöne Sätze beschert wie den von David Henderson, der in Der Andere mit einem Geheimagenten telefoniert und vorschlägt, sich unter vier Augen zu treffen, denn: „Ich sag’s Ihnen lieber mündlich.“ Am Telefon wäre das natürlich nicht möglich gewesen. In Tim Frazer irritiert, dass Helen, obwohl mit Tim keineswegs liiert, diesen immer mit „Liebling“ anspricht, weil Frau de Barde nicht bedacht hat, dass das englische Wort „darling“ eine viel größere Bandbreite hat als das deutsche „Liebling“.

Der berühmteste aller Durbridge-Krimis, Das Halstuch, war bei der BBC als The Scarf gelaufen. Das Wort scarf kann sowohl „Schal“ als auch „Halstuch“ bedeuten. Wer den Unterschied nicht kennt, sehe sich zum Vergleich den Edgar-Wallace-Film Das indische Tuch an. Das Halstuch in Das Halstuch ist ein Schal. Das wissen auch die Charaktere, und sie sagen es sogar. Dann behauptet plötzlich einer, dass der Schal ein Halstuch ist. Sollte das der tollkühne Versuch sein, eine kleine Unachtsamkeit von Frau de Barde zu korrigieren? Der ARD zu unterstellen, sie habe sich – kurzfristig und mit einer geradezu privatsendermäßigen Unverfrorenheit – zu einer Titeländerung entschlossen, um bei Wallace-Fans Einschaltreflexe hervorzurufen, wäre unfair. Es war eher umgekehrt. Der verrückte Lord im Indischen Tuch mordete erst im Jahr darauf, und vermutlich hätte er sich eine Schalkollektion zugelegt, wenn sich die ARD beim Halstuch nicht im Titel vertan hätte.

Der Hauptverdächtige mit Schal bzw. Halstuch

Auch visuell hält Großbritannien ungeahnte Gefahren bereit. Wenn man, wie Tim Frazer in Der Fall Salinger, im Studio-Auto durch London fährt und der Regisseur hat die Technik der Rückprojektion nicht im Griff, ist man plötzlich ein Zwerg im Land der Riesenautos. Der Fall Salinger stand insgesamt unter keinem guten Stern. Kritik und Publikum reagierten mürrisch. Max Eckard, der Hauptdarsteller, machte die Stückelung in sechs Teile dafür verantwortlich. Tatsächlich gab es böse Briefe, in denen sich Zuschauer darüber beklagten, dass nach Abzug von Vor- und Abspann sowie der Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse nur 20 Minuten pro Folge übrig blieben (das war übertrieben: Episode 1 brachte es insgesamt auf knapp 23 Minuten, die anderen waren 10 Minuten länger). Die ursprünglich sechs Folgen des Kriegsheimkehrerdramas So weit die Füße tragen (1959) waren kürzlich als Zweiteiler wiederholt worden, und dafür hatte es viel Lob gegeben. Die Zeit der Sechsteiler war vorbei. „Was aber Tim Frazer II besonders zum Ärgernis machte“, schrieb eine Programmzeitschrift, „waren die Liliput-Portionen, in denen einige Folgen erschienen. Sie hatten nicht einmal die Länge der primitiven US-Serien.“

Teil 2: Alles wird gut. Francis Durbridge, die Welt der Waren und die autoritäre Persönlichkeit