Die New York Times und die neuen Klimaleugner
Seite 2: "Überschaubar" für die Reichen
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Lopez kommt zu dem Schluss, dass "die Aussichten durchwachsen sind":
Hätte man vor 30 Jahren einen politisch zynischen Menschen gefragt, wie die Zukunft des Klimas aussieht, hätte er vielleicht geantwortet, dass wir auf einem Temperaturniveau landen, das für die reichen Länder der Welt schwierig, aber beherrschbar ist, während es für die Entwicklungsländer viel, viel schwieriger ist. Und das ist es, worauf wir zusteuern.
Anhaltende und sich verschlimmernde Wetterextreme, die das Leben "schwierig, aber beherrschbar" für die reichen Länder und "viel, viel schwieriger" für die Entwicklungsländer machen, veranlassen die New York Times zu einer Schlagzeile, in der sie die "verbesserte Zukunft" des Klimas feiert, nur einen Tag nachdem sie gewarnt hatte:
Mit jedem Bruchteil eines Grades Erwärmung wären weltweit Dutzende Millionen Menschen zusätzlich lebensbedrohlichen Hitzewellen, Nahrungsmittel- und Wasserknappheit sowie Überschwemmungen an den Küsten ausgesetzt, während Millionen weiterer Säugetiere, Insekten, Vögel und Pflanzen verschwinden würden.
Wie Aktivisten für Klimagerechtigkeit seit Jahren betonen, sind es die armen Länder und Menschen, die am meisten von der Klimakatastrophe betroffen sind. Die zentrale Bedeutung des Themas "Verluste und Schäden" auf der COP27-Konferenz ist ein weiterer Beweis dafür.
Ein Bericht der International Disaster Database für das erste Halbjahr 2022 listet die zehn Länder auf, die am stärksten von Naturkatastrophen betroffen sind, und zwar nach der Zahl der Todesopfer, der Zahl der betroffenen Menschen und der wirtschaftlichen Schäden. Alle Länder auf dieser Top-Liste sortiert nach "Todesfällen" und "betroffenen Menschen" liegen im globalen Süden und keines in Europa oder Amerika.
Fossile Brennstoffe als Argumente
Wir steuern nicht nur auf einen Anstieg um mindestens 1,5 Grad zu. Ein neuer UN-Bericht vom 27. Oktober besagt, dass es derzeit nicht einmal einen ernsthaften Plan gibt, wie die Länder dieses Ziel erreichen können. Die derzeitigen Reduktionszusagen der Staaten werden die Erdtemperatur um mindestens 2,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen lassen.
Inger Andersen, die geschäftsführende Direktorin des UN-Umweltprogramms (UNEP), sagte dem Guardian:
Wir hatten unsere Chance, schrittweise Veränderungen vorzunehmen, aber diese Zeit ist vorbei. Nur eine tiefgreifende Umgestaltung unserer Wirtschaft und Gesellschaft kann uns vor einer beschleunigten Klimakatastrophe bewahren.
Dennoch argumentiert Stephens in seinem ausführlichen Meinungsbeitrag, dass die Antwort auf die Klimakatastrophe im "Markt" liegt, obwohl der uns erst in die derzeitige Krisensituation gebracht hat. Wie Judd Legum und Emily Atkin in Popular Information aufzeigen, ist der Vorschlag, die Probleme, die der Kapitalismus hervorgebracht hat, durch mehr Kapitalismus zu lösen, nichts anderes als ein Argument der fossilen Brennstoffindustrie.
Das gilt auch für andere Aspekte des Problems:
Viele Menschen denken bei fossilen Brennstoffen vor allem an den Transport, die Stromerzeugung und das Heizen. Aber wie oft denken wir an die Notwendigkeit fossiler Brennstoffe für die Produktion von Stickstoffdünger, ohne den es, wie der kanadische Autor Vaclav Smil feststellt, "unmöglich wäre, mindestens 40 bis 50 Prozent der heute rund acht Milliarden Menschen zu ernähren"?
Stephens argumentiert im Wesentlichen, dass die vollständige Abkehr von fossilen Brennstoffen "gegen die menschliche Natur" sei und die bisherigen Klimaschutz-Lösungen wie eine Krebsbehandlung mit schmerzhaften Nebenwirkungen seien.
Okay, bleiben wir bei dieser Metapher: Wenn die derzeitigen Lösungen wie eine Chemotherapie für Lungenkrebs sind, dann sind fossile Brennstoffe wie Zigaretten. Man gibt jemandem, der sich einer Krebsbehandlung unterzieht, nicht ständig Zigaretten. Es wäre absurd zu behaupten, dass Zigaretten eine notwendige Zwischenlösung für die Behandlung von Krebs sind.
Wenn die, fossilen Brennstoffen zugeneigte New York Times Argumente, wie die von Stephens, veröffentlicht und auf der Grundlage derselben Klimadaten mit der Frage Pingpong spielt, ob die Lage erschreckend oder beruhigend sei, trägt sie dazu bei, die Öffentlichkeit zu verwirren und uns selbstgefällig und mitschuldig zu machen. Es ist diese Unternehmenspropaganda – nicht die "menschliche Natur" –, die unsere Kultur davon abhält, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen, um eine unkontrollierbare und tödliche Zukunft zu vermeiden.
Der Artikel erscheint in Kooperation mit dem US-Magazin Common Dreams. Übersetzung: David Goeßmann.
Olivia Riggio ist US-Journalistin, Autorin von Fairness & Accuracy In Reporting (FAIR) und seit April 2021 Leiterin der Verwaltung und des Fundraisings von FAIR.
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