Die OPEC und vor allem Venezuela hoffen auf Moskau
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Auch das gebeutelte Russland zieht nun in Betracht, seine Ölproduktion zu verringern, um den Preis zu steigern, wenn sich die OPEC tatsächlich dazu durchringt
Kürzlich erst hatte sich die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) in Algier dazu theoretisch durchgerungen, die Ölproduktion praktisch auf dem derzeitigen Niveau zu deckeln. Die Preise zogen danach weiter leicht an, als auf der Energiekonferenz in Istanbul auch Wladimir Putin - und damit der weltgrößte Produzent - erklärte, Russland ziehe in Betracht, die Produktion ebenfalls zu deckeln oder zu kürzen. Es handelt sich um eine ökonomische Notwendigkeit von Ölländern, die in der Rezession hängen und deren Defizite explodieren. Der staatliche Ölkonzern Venezuelas ist praktisch pleite, und damit das gesamte Land.
Seit geraumer Zeit klammert sich das kollabierende Venezuela an die Hoffnung wie an einen glühenden Nagel, dass die Ölpreise wieder steigen und damit endlich wieder mehr Geld in leere Kassen gespült werden würde. Denn dieses OPEC-Land steckt, wie längst bekannt, in einer doppelten Bredouille. Das Ölförderland leidet massiv einerseits unter dem Absturz der Ölpreise. Andererseits trifft der Venezuela besonders hart, weil es sich als unfähig zur Diversifizierung erwiesen hat und heute sogar noch abhängiger vom Erdölexport ist als früher.
Aber dazu kommt aber noch erschwerend, dass es in den letzten Jahren nicht einmal in der Lage war, seine Ölproduktion auch nur stabil zu halten. Die Produktion ist um etwa 30% eingebrochen. Also hat dieses OPEC-Land unfreiwillig in den letzten Jahren seine Förderung deutlich gesenkt. Für die Staatskassen ist das ruinös, was enorme soziale Folgen im Land hat (Hungerdemonstrationen in Venezuela).
Es fehlt Venezuela und seinem staatlichen Ölkonzern PDVSA, der in akuter Zahlungsnot ist, auch das Geld, um seine Produktion ausweiten zu können. Gemeinsam mit dem größten russischen Ölförderer Rosneft sollen deshalb Reserven am Orinoco-Fluss ausgebeutet werden. In einem Joint Venture wollen beide Firmen insgesamt 20 Milliarden US-Dollar investieren. Ein entsprechendes Abkommen wurde kürzlich in Caracas unterzeichnet. Woher Venezuela, das zu 60% beteiligt ist, das Geld dafür nehmen will, ist dabei allerdings ziemlich unklar.
Angesichts der massiven Geldnot muss Venezuela auch auf den spanischen Ölkonzern Repsol zurückgreifen. So erhält PDVSA aus Spanien eine Kreditlinie über 1.2 Milliarden Euro. Und das Geld dient nicht nur zur Stützung des gemeinsamen Unternehmens Petroquiriquire und zur Sicherung der Investitionen, sondern darüber sollen auch Renditen für die Aktionäre finanziert werden, womit Zahlungsschwierigkeiten mehr als deutlich geworden sind.
Doch das Unternehmen steht real kurz vor der Pleite. Das hat sich nun erneut gezeigt, als eine Frist schon zum dritten Mal bis Freitag den 21. Oktober verlängert wurde, um ausländische Gläubiger zu einer Umwandlung von fälligen Anleihen in länger laufende Anleihen zu bringen. Es geht um einen Umfang von mehr als fünf Milliarden Dollar. Doch offenbar ist die Bereitschaft dazu weiter gering, obwohl für die im 2017 fälligen Anleihen nun sogar eine Verzinsung von 8,5% statt bisher 5,25% geboten wird, wenn die Laufzeit bis 2020 verlängert wird.
Dieser deutliche und teure Aufschlag wird dafür geboten, dass das Ausfallrisiko weiter steigt, sollte es in der Zeit bis 2020 nicht gelingen, die Ölpreise deutlich zu steigern. Doch sollten sich nicht genug Anleger finden, die zu der geplanten Umschuldung bereit sind, droht schon jetzt dem Land eine sehr schwierige Situation. Dann "könnte es für das Unternehmen schwierig werden, die fälligen Schulden zum vereinbarten Zeitraum zu bezahlen", schreibt PDSVA selbst und räumt damit die schweren Probleme ein. Das bedeutet, dass Venezuela mit seinem Staatsbetrieb praktisch schon vor einem Zahlungsausfall steht. Das ist die aussichtslose Lage, die ohne größere Probleme seit einiger Zeit vorhersehbar war.
Hoffen auf eine Förderbegrenzung
Da für Caracas die Lage nun extrem bedrohlich ist, setzt man darauf, dass die OPEC im Bündnis mit Russland eine Förderbegrenzung beschließt. Die Lage Venezuelas dürfte auch dazu beigetragen haben, dass sich Wladimir Putin gerade beim Weltenergiekongress in Istanbul erklärt hatte, auch Russland ziehe es in Betracht, die Produktion zu deckeln oder zu kürzen, wenn die OPEC das letztlich umgesetzt bekommt. Denn ohne die Russen, die ihre Produktion in den letzten Jahren deutlich auf mehr als 11 Millionen Barrel täglich ausgeweitet haben und zum weltweit größten Produzenten aufgestiegen sind, hätte das OPEC-Kartell, das gerade noch für 40% der Produktion verantwortlich ist, kaum die Kraft, um für eine deutliche Preiserhöhung zu sorgen.
Höhere Gewinne braucht neben Venezuela auch das Rezessionsland Russland. Denn zur Kompensation wegbrechender Einnahmen haben die Russen ihre Förderung stärker und stärker ausgeweitet. Damit war auch Russland massiv für den Preisverfall mitverantwortlich, während man in Moskau und Caracas gerne von einer Verschwörung und von einem "Ölkrieg" sprach, hinter der die USA gesteckt haben sollen. Venezuela hofft nun im Schlepptau der Russen eine doppelte Sonderbehandlung in der OPEC durchsetzen zu können. Mit russischer Unterstützung soll die eingebrochene Produktion wieder gesteigert werden, um der dramatischen Haushaltslage zu begegnen. An eine weitere Senkung der Fördermenge ist in einem abstürzenden Venezuela überhaupt nicht zu denken.