Die Schläger von Erdogans Leibwache traten in Washington ungeniert in Aktion

Seite 2: "This is the United States of America. We do not do this here."

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Die exzessive Gewaltausübung konnte auch die US-Regierung nicht einfach übergehen. Auch Trump-Gegner John McCain schaltete sich ein. Der Senator twitterte: "This is the United States of America. We do not do this here. There is no excuse for this kind of thuggish behavior."

Heather Nauert, die Sprecherin des US-Außenministers, teilte vor wenigen Stunden offiziell mit, dass Gewalt nie eine angemessene Reaktion auf Meinungsfreiheit sein könne. Die US-Regierung sei besorgt wegen der Gewaltausübung vor türkischen Einrichtungen, an der türkisches Sicherheitspersonal beteiligt war. Man teile der türkischen Regierung die Sorge in der strengst möglichen Form mit.

Immerhin wurden neun Menschen verletzt, zwei davon schwer. Verhaftet wurden zwei Männer, vermutlich Leibwächter, von denen einer auch einen Polizisten angegriffen hat. Peter Newsham, der Polizeichef von Washington, erklärte, dass man derartiges Verhalten nicht dulde. Erschwerend kam hinzu, dass einige der Erdogan-Wächter bewaffnet gewesen seien, weswegen deren Zurückdrängung schwierig gewesen sei. Washingtons Bürgermeisterin Muriel E. Bowser sprach von einem "gewalttätigen Angriff auf friedliche Demonstranten". Angekündigt wird, die Angreifer zu identifizieren und strafrechtlich zu belangen. Ob das mehr als eine Ankündigung sein wird, ist fraglich. Aber womöglich haben Erdogans Leibwächter nun den Bogen überspannt.

Ein Leser wies uns darauf hin, dass es bereits während der Lateinamerikareise von Erdogan einen ähnlichen Vorfall gab. Anfang Februar befand sich der türkische Präsident im Instituto de Altos Estudios Nacionales (IAEN) in Quito. Davor protestierten ein paar Menschen, vornehmlich Frauen, die von den Leibwächtern Erdogans angegriffen und geprügelt wurden.

Die ecuadorianische Regierung beschwerte sich über die Anwendung "unangemessener Gewalt" gegenüber Bürgern. Der Vizeaußenminister bestellte den türkischen Botschafter deswegen ein, verurteilte die Sicherheitskräfte und verlangte eine Erklärung der türkischen Regierung. Allerdings entschuldigte er sich auch für die bedauernswerten Rufe der Protestierenden bei Erdogan. Auch diese verurteilte er und nannte den türkischen Präsidenten einen Freund der ecuadorianischen Regierung.