Die Zahl der illegalen Einwanderer in die USA hat sich im letzten Jahrzehnt verdoppelt

Nach einer aktuellen Bevölkerungsstatistik machen die illegalen Zuwanderer aus den "gefährlichen" Ländern des Mittleren Ostens aber nur 1 Prozent aus, doch die Forderungen, die Grenzen dicht zu machen, werden lauter

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Das amerikanische Statistische Büro hat jetzt erstmals die Zahl der illegal in die USA eingewanderten Menschen nach Herkunftsländern aufgeteilt. Nach den Schätzungen hat sich die Zahl der illegalen Immigranten seit 1990 um 5 Millionen Menschen auf insgesamt 8,7 Millionen im Jahr 2000 verdoppelt. Diese Zahl dürfte auch in den USA dafür sorgen, dass die Grenzen noch dichter geschlossen werden. Seit dem 11.9. wurden die Grenzkontrollen gestärkt und sitzen noch immer Hunderte von Menschen aus arabischen Ländern wegen der Verletzung von Einwanderungsgesetzen im Gefängnis (Alles in Ordnung).

Die Anschläge vom 11.9. und die darauf einsetzende Suche nach islamistischen Schläfern hat in vielen Ländern dazu geführt, dass die Bestimmungen für Einwanderer verschärft werden. Der Kampf gegen den internationalen Terrorismus verstärkte die Angst der Menschen, die in den Wohlstandsinseln leben, vor den Ausländern und förderte eine Politik, die die Zuwanderung begrenzt, die Abschiebung erleichtert und die Grenzen besser abschließt. Die vor einem Jahrzehnt eingerissene Mauer, die die Menschen aus dem Ostblock einschloss, wird nun wieder von den westlichen Ländern aufgebaut, um die Zuwanderung zu begrenzen, wie man so schön sagt, obgleich die Bevölkerung vergreist und dringend Einwanderer benötigt würden (Go Europe!).

Die fremdenfeindliche Stimmung macht sich nicht mehr nur in den europäischen Ländern, sondern auch im klassischen Einwandererland USA breit. Zwar gibt es hier schon lange die gut bewachte Grenze zu Mexiko, doch jetzt werden auch die Kontrollen an der Grenze zu Kanada sowie an den Häfen und Flugplätzen verschärft. Die Regierung hat bereits im Kontext des Kampfs gegen den Terrorismus und der Sicherung der Heimatfront beschlossen, 6.000 illegale Einwanderer aus arabischen Staaten wieder abzuschieben. Allerdings sind die meisten der mutmaßlichen Terroristen vom 11.9. ganz legal in die USA eingereist, was in den USA wie anderswo dafür spricht, dass die Angst vor den Schläfern politisch ausgenutzt wird.

Die sich ausbreitende Festungsmentalität dürfte durch die neue Zahlen weiter genährt werden, die natürlich nicht direkt erfasst, sondern von den Ergebnissen der Volkszählung und den Daten der Einwanderungsbehörde abgeleitet wurden und so nur eine grobe Schätzung darstellen. Man ging von der Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung aus, zog die legal eingewanderten Menschen ab und schätze die Zahl der Verstorbenen und wieder Ausgewanderten. Unbeantwortet bleibt auch, in welcher Weise die Einwanderer sich "illegal" in den USA aufhalten. Dazu gehören etwa auch Flüchtlinge und Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben.

"Today's Census report proves that in order to reduce the likelihood of future attacks, Congress has a responsibility to take concrete action to ensure that immigration laws are enforced. I firmly believe the defense of the nation begins with the defense of its borders." - Tom Tancredo, Kongressabgeordneter der Republikaner

Von den neun Millionen Menschen, die sich illegal im Untergrund aufhalten, kommen mit 5 Millionen weit über die Hälfte aus Mittelamerika und hier überwiegend aus Mexiko (44%). Gerade einmal 58.000 Männer kommen aus den terrorismusverdächtigen Ländern des Mittleren Osten, mit den Frauen zusammen, die bislang nicht als Schläfer oder Terroristen verdächtigt werden, sind das insgesamt fast 115.000, also mit einem Prozent aller illegalen Einwanderer eine relativ überschaubare Gruppe, die überdies zur Panik keinen Anlass gibt. Nicht eingeschlossen sind hier nordafrikanische Länder wie Algerien oder Ägypten. Aus ganz Afrika kommen nur 240.000 Menschen, aus Pakistan 40.000 und aus dem Iran 30.000.

Gleichwohl werden die Zahlen dafür benutzt, weitere Angst zu schüren und Forderungen nach strengeren Kontrollen zu äußern. "Die Tatsache", so der Forschungsdirektor am Center for Immigration Studies, Steven Camarola, "dass Zehntausende von Menschen aus dieser Region und Millionen aus dem Rest der Welt sich illegal in den USA niederlassen können, bedeutet, dass Terroristen, die in die USA einreisen wollen, kaum auf Hindernisse stoßen. Wir können uns nicht vor dem Terrorismus schützen, wenn wir uns nicht mit der illegalen Einwanderung beschäftigen." Die Ausweisung von nur 6.000 dieser illegal Eingewanderten aus den Ländern des Mittleren Ostens - den "primary terrorist-sending countries" - streift nach einem Bericht des Instituts nur die Oberfläche. Identifizierung, Abschiebung und Grenzsicherung ist deswegen angesagt, weil der Terrorismus "fast ausschließlich von im Ausland Geborenen" ausgeht. McVeigh, der Unabomber oder der Versender der Anthrax-Briefe werden geflissentlich ausgelassen.

Die U.S.English-Stiftung, die für die Bewahrung der englischen Sprache als offizieller Sprache eintritt, um die Einheit des Landes zu wahren, äußerte sich über die Zahlen "schockiert". Man trete zwar für Einwanderung ein, aber nur für legale, weswegen man ein schärferes Vorgehen gegen die illegalen Einwanderer fordert.

"In the past four months, since Sept. 11," said Joseph Farah, editor of WorldNetDaily and Whistleblower, "most Americans have become aware for the first time that our nation's borders are a sieve. Terrorists and their supporters, if they want to get into America, can do so. In fact, it's easy. This issue of Whistleblower is the most comprehensive, hardest-hitting journalistic exposé yet on this immense problem."

Symptom für die fremdenfeindliche Stimmung vornehmlich unter den weißen, englischsprachigen Bush-Wählern ist beispielsweise das kürzlich erschienene Buch "Der Tod des Westens" des rechten Patrick J. Buchanan (Präsidentschaftskandidat der Reform Party), das im Erscheinungsmonat Dezember bereits auf Platz der Bestenliste der New York Times rückte. Geschrieben wurde es natürlich vor dem 11.9., die Argumente sind keineswegs neu, aber sie stoßen jetzt auf ein größeres Echo. Der Untertitel macht schon den Inhalt deutlich: "Wie eine aussterbende Bevölkerung und Invasionen von Einwanderern unser Land und unsere Zivilisation zerstören."

Die Mehrheit der illegalen Einwanderer sollen männlich (54,2%) und mit einem Alter zwischen 18 und 29 Jahren (40%) relativ jung sein. Schwarze sind kaum darunter. Nach Mittelamerika kommen die meisten illegalen Einwanderer aus Asien, dann folgen Europa und mit größerem Abstand Südamerika.